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Kriegerseelen

Kriegerseelen

Titel: Kriegerseelen
Autoren: Susan B. Hunt
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wird jetzt tief und fest schlafen. Aber ich befürchte, er braucht morgen ein starkes Mittel gegen Kopfschmerzen.«
     
     

 
6. Kapitel
     
    Jay und Tyron waren noch nicht weit gekommen, als sie in einiger Entfernung hektische Schritte wahrnahmen. Das Laub in dem kleinen Wäldchen vor ihnen raschelte. Es war seit Wochen eisig kalt gewesen. Väterchen Frost hatte Einzug gehalten in Sibirien, einer Region, in der der Sommer kurz war und der Winter unendlich schien. Deshalb war jede Bewegung auf dem trockenen gefrorenen Boden zu hören.
    Tyron fackelte nicht lange. Er holte mit seiner Rechten aus und schleuderte einen Blitz in Richtung des Wäldchens. Sofort erhellte er die stockdunkle Nacht und schlug krachend in einen alten Baum ein. Sekunden später stand dieser in Flammen und brannte lichterloh. Panische Schreie waren zu hören. Dank des prasselnden Feuers, das gierig das Holz des Baumes verschlang und die Nacht erhellte, waren vier Gestalten zu sehen. Sie versuchten sich gegenseitig zu stützen und wollten fliehen.
    »Wir haben sie.« Jay informierte Tristan über das Kommunikationsgerät in seinem Ohr.
    »Gut gemacht Jungs, wir sind sofort bei euch.« Tristans Stimme klang voll und ganz zufrieden.
    Jay grinste Tyron an. »Klasse, dein Trick mit dem Blitz. Jetzt müssen wir nur noch sehen, dass sie uns nicht verschwinden.« Doch die vier Flüchtigen kamen nicht weit. Als Tyron und Jay bei ihnen ankamen, konnten sie sehen, dass die beiden Männer leblos am Boden lagen. Eine der Frauen schien ebenfalls schwer verletzt, während die andere verzweifelt an ihrem Partner zerrte, um ihn zum Aufstehen zu bewegen. Die beiden Soldaten fackelten nicht lange und jeder von ihnen nahm sich eine Frau vor. Mit ihren Betäubungsapparaten gelang es ihnen sofort, die Flüchtigen außer Gefecht zu setzten. Jay überprüfte den Puls der beiden Männer und konnte nur noch deren Tod feststellen. »Weit sind sie ja nicht gerade gekommen.«
    Tyron, der mit seiner Gabe Blitz und Donner entstehen lassen konnte, sah auf die armseligen Menschen, die versucht hatten, aus einer perfekten Welt zu fliehen. »Ich frage mich, was sie sich erhofft haben. Sie hatten doch alles, was sie brauchten.« Er schüttelte den Kopf und die vielen kleinen Zöpfe, in die bunte Perlen eingearbeitet waren, flogen ihm um den Kopf. Ty war ein Mischling. Niemand konnte genau sagen, woher er stammte. Als Baby hatten Prokojevs Männer ihn in der Steppe gefunden. Die Leichen seiner Eltern lagen nicht weit von ihm entfernt. Sie waren übel zugerichtet und man vermutete, dass ein Rudel Wölfe sich auf sie gestürzt hatte. Viel war nicht mehr übrig von ihnen, ihre Bäuche waren aufgerissen und die Raubtiere hatten sich an ihrem Fleisch gütlich getan. Nur der kleine Tyron hatte unverletzt in einer Felsspalte gelegen. Es hatte ausgesehen, als ob seine Mutter ihn noch kurz vor ihrem grausamen Ende zwischen die Felsbrocken geschoben hatte. Ein Mischlingsbaby, dessen Haut die Farbe von Milchkaffee hatte und dessen Augen ungewöhnlich hell waren. Blaugrau, mit dunklen Sprenkeln.
    Da Prokojev schon immer das Ungewöhnliche liebte, ließ er ihn von einer Amme aufziehen. Als Tyron zum Mann heranwuchs, wurde auch er für die Umwandlung ausgewählt.
    Seine Größe stand der von Tristan und Valentin in nichts nach. Knapp zwei Meter, mit breiten Schultern und massigen Oberarmen, stand er auf seinen gewaltigen, langen Beinen wie ein Fels. Was ihn von anderen unterschied, war seine Hautfarbe und seine verrückte Frisur. Tys Ziehmutter war Afrikanerin, die ihm, als er noch ein kleiner Junge war, gerne Zöpfchen geflochten hatte. Er fand auch als erwachsener Mann Gefallen daran und ließ sich kleine Perlen in sein mehrfarbiges Haar einflechten. Seine Mähne war durchzogen mit blonden, rotbraunen und schwarzen Strähnen. Tyron war eindeutig der Paradiesvogel unter den Soldaten.
     
    Kurze Zeit später waren Tristan und Valentin im Wäldchen angekommen.
    »Gute Arbeit«, lobte Tristan und sah sich die Flüchtlinge genauer an. »Wen haben wir denn da? Wenn das nicht Xena ist. Jay, du nimmst sie mit zurück.« Mit seinen Kampfstiefeln stieß er die Männer an, deren verbrannte Gesichter mit Blasen übersät waren. Ihre Kleidung hatte sich durch die Hitze des Feuers in die Haut geschmort. »Schätze, die liegen später auch noch da. Ich lasse sie abholen, sie sind definitiv tot.« Ungerührt drehte er sich um und begann Richtung Stützpunkt zu laufen. Valentin packte die andere Frau und
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