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Kreuzweg der Zeit

Kreuzweg der Zeit

Titel: Kreuzweg der Zeit
Autoren: Andre Norton
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war, im Dunkeln. Der Agent blieb vor einem Schutthaufen stehen, den die Stürme von Jahren zu einem Hügel geformt hatten. Auf diesen mußten sie wie Würmer kriechen, bis sie endlich auf dem Gipfel lagen und einen Überblick über das sie umgebende Gelände hatten.
    Eine seltsame Laune des Schicksals hatte ein einzelnes Gebäude in der Mitte einer eingeebneten und verwüsteten Fläche stehen lassen. Die gotischen Umrisse waren nicht zu verkennen – hier hatte eine Kirche von der Größe einer Kathedrale gestanden. Und jetzt funkelte es von den dunklen Steinwänden, dort wo die Reste der bunten Glasfenster von innen beleuchtet wurden.
    Als die zwei Beobachter sich für eine durchfrorene Wache auf dem Gipfel des Hügels zurechtmachten, sahen sie eine Gruppe aus den Ruinen auf der anderen Seite hervorkommen und mit der Sicherheit jener, die auf vertrautem Gelände sind, auf das Kirchenportal zustreben. Blake stellte eine Frage:
    »Ist das Pranjs Hauptquartier? Da ist aber der Transporter nicht gelandet.«
    »Es ist eine Art Hauptquartier.« Kittson zog einen Feldstecher hervor und richtete ihn auf das Kirchenportal.

15

    Die Schneestürme der vergangenen Tage hatten um die Kirche einen weißen Teppich gebreitet, von dem sich die Spuren aller, die die Fläche überquerten, deutlich abhoben. In diesem Gelände war ein Überraschungsangriff schwierig, wenn nicht gar unmöglich.
    Kittson richtete das Glas konzentriert auf die Tür. Aber Blake schauderte in der Kälte und wünschte, sie hätten sich einen weniger exponierten Beobachtungspunkt ausgesucht. Er zuckte zusammen, als eine weiße Gestalt sich vom Boden löste und auf sie zukam. Doch Kittson wandte den Kopf nicht.
    »Wir müssen uns beeilen.« Das war Saxtons Stimme. »Die Gruppe aus dem Park umstellt das ganze Gelände. Wir könnten ein oder zwei Gruppen erledigen, aber für alle würden wir einen Parapsychologen brauchen, um sie aufzuhalten.«
    Kittson antwortete mit einem ungeduldigen Ausruf in einer Sprache, die Blake nicht verstand, obwohl die Bedeutung leicht verständlich war.
    »Hast du Stans Standort festgestellt?« fragte er gleich darauf.
    »Innerhalb von sechs Blocks.« Das war Hoyt. »Was geht da unten vor?«
    »Eine Art Konklave – aber sie haben noch nicht angefangen.«
    »Vielleicht sind wir im richtigen Moment gekommen«, vermutete Saxton. »Sind die hier, um Waffen auszugeben?«
    »Deine Vermutung ist so gut wie meine. Soviel ich aufschnappen konnte, weiß keiner von denen, warum man sie einberufen hat. Gerüchte wollen wissen, daß eine große Aktion bevorsteht.« Kittson verstaute seinen Feldstecher im Etui.
    »Schreibt unsere Rolle vor, daß wir den Star vor seinem Auftritt schnappen?« fragte Saxton, und dann wurde seine Stimme übertönt.
    Was Blake zunächst hörte, hatte keine Bedeutung, dann aber eine so gräßliche, daß sein Verstand sich weigerte, diese Erklärung zu akzeptieren. Das Geheul der Turmhexen war schon scheußlich in seiner fremdartigen Bestialität – doch der Schrei, der jetzt von der Kirche herüberdrang, war noch ärger, denn er konnte sich nur einer menschlichen Kehle in der höchsten Steigerung der Qual entringen.
    »Erskine!« Blake richtete sich auf, das Gewehr in den steifen Händen. Ein stahlharter Griff drückte ihn wieder nieder.
    Auf einen zweiten Schrei hin versuchte Blake sich loszureißen. Sie konnten doch nicht hier bleiben, sich das anhören und wissen, daß ihr Freund ...
    »Erskine ist es nicht«, diese Worte durchdrangen den roten Nebel in seinem Kopf. »Das ist ein Eingeborener, mit dem sie ihren Spaß treiben.« Kittsons Stimme war eiskalt und deutete Tiefen beherrschter Leidenschaft an, die Blakes Fassungsvermögen überstiegen.
    »Wir müssen –!« Doch trotz seines Widerstandes drückte ihn der andere auf den Boden.
    »Wir unternehmen gar nichts.« Kittson war kurz angebunden. »Wir wären Leichen, wenn wir nur zwei Meter zurücklegen. Die Posten am Tor sind abgeschirmt!«
    »Mark!«
    Doch Kittson hatte sich schon umgedreht, ehe der Warnruf Saxtons ertönte. Er horchte, und dann kam der Atem zischend zwischen den Zähnen hervor.
    »Ausgezeichnet«, das war halb geflüstert. »Sie machen reinen Tisch!«
    »Wenn es uns bloß glückt, Pranj abzufangen!«
    Kittson lachte, ein humorloses Bellen, so bedrohlich wie ein Wolfsknurren. »Sollen die Leute des Sergeanten ihre Chance kriegen, die kleine Überraschung einzusetzen, die sie vom Süden heranschleppen. Jason, Sie haben recht, wir halten uns an
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