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KORNAPFELGRUEN

KORNAPFELGRUEN

Titel: KORNAPFELGRUEN
Autoren: Jeanette Sanders
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abend, der auf Camillas Drängen und Initiative hin gestartet worden war, musste ihm also wohl tatsächlich derart auf die Nerven gegangen sein, dass er dermaßen ausrasten musste, um Dampf abzulassen.
    Einen anderen Grund konnte sich Camilla beim besten Willen nicht denken. Denn eifersüchtig im eigentlichen Sinne war Richard nie gewesen, also kam auch Donald als Auslöser nicht in Frage.
    Das Zimmertelefon schrillte ...
    Aha, dachte Camilla, jetzt kriege ich meinen Anpfiff!
    Sie nahm langsam den Hörer ab.
    „Hör zu, ich glaube, mit uns beiden, das geht nicht mehr lange, Camilla, ehrlich!“ hörte sie Richard sagen, „du kümmerst dich einen Dreck um mich und meine Bedürfnisse, meine Liebe! Du und deine lächerlichen Fotografie-Aufträge sind das Einzige, was für dich noch zählt. Die große Künstlerin! Ha, dass ich nicht lache. Denn als solche siehst du dich ja wohl! Aber der Trottel, der die Kohle ranschaffen und Madame die Welt zeigen darf, das bin ich. Du hast das bequeme Leben, und ich darf schuften. Mir reicht es, Camilla! Nimm endlich dein Leben in die eigenen Hände!“ – er brach ab, offenbar um Luft zu holen.
    „Schön“, sagte sie gefasst in die Atempause hinein, „mir ist gerade klargeworden, dass unsere Trennung längst überfällig ist. Zwischen uns herrscht ja schon seit Monaten Funkstille, ich wollte es bloß noch nicht so recht wahrhaben. Dein Ausbruch vorhin in der Bar und gerade eben wieder hat mir die Augen geöffnet. Ich werde zusehen, ob ich nicht vielleicht schon morgen Abend alleine nach Hause fliegen kann. Wenn es mir gelingt, kann ich aus unserer Wohnung bereits ausgezogen sein, bis du zurückkommst.“
    „Wie du willst“, sagte Richard, „vielleicht ist eine Trennung im Moment wirklich das Beste. Zumindest vorübergehend, dann wird man sehen.“
    „Es wird nicht nur vorübergehend sein, mach dir nichts vor!“ – Camilla fühlte sich plötzlich unendlich müde – „Ich muss jetzt schlafen, wenigstens zwei, drei Stunden. Ich möchte gleich in der Frühe versuchen, meinen Flug umzubuchen. Gute Nacht.“
    „Gute Nacht“, -  er zögerte kurz, ehe er noch dazusetzte: „Es tut mir Leid, dass es so enden musste!“ - damit legte Richard endgültig auf.
    Camilla bettete Teddy Homer neben sich auf das Kissen, auf dem gestern Nacht noch Richards Kopf gelegen hatte.
     
    Eine Stunde später lag sie immer noch wach in den Federn und starrte ins Dunkel. Alle Müdigkeit schien wie weggeblasen zu sein. Schließlich gab Camilla auf. Sie knipste die Nachttischlampe an und griff nach dem Telefon. Zuhause in Deutschland musste es jetzt früher Vormittag sein,  also die richtige Zeit, um alle möglichen Leute in ihren Büros zu erwischen.
    „Daniel Kleeberg.“
    Er war selbst am Apparat. Wo steckte Elly? Hatte sie etwa schon ihre Sachen gepackt?
    „Hallo, Daniel.“
    „Camilla? Das ist aber eine Überraschung. Wo steckst du?“
    „Noch in San Francisco, es ist hier mitten in der Nacht. Ich wollte dir nur sagen, dass ich versuche, morgen schon einen Flug zu kriegen. Ich komme also zwei Tage früher als geplant zurück, wir könnten somit den ursprünglichen Termin mit den Leutchen von der Kosmetikfirma noch durchziehen.“
    „Zu spät, der ist bereits auf nächste Woche verschoben. Was ist passiert? Irgendetwas stimmt doch nicht, ich höre es an deiner Stimme.“
    Camilla stutzte. Sie war sich sicher, völlig normal zu klingen! Höchstens etwas übermüdet vielleicht ... Na ja, ein kleines bisschen geknickt möglicherweise auch. War Daniel tatsächlich so sensibel, dass er das sofort bemerkte?
    „Komm schon, Camilla! Was ist los?“
    „Mein Mann und ich haben vor etwa einer Stunde beschlossen, uns zu trennen“, erklärte sie leise, „aber das war überfällig, wir hatten es lediglich vor uns hergeschoben. Im Alltagstrott klappte das auch eine Weile ganz gut, man geht sich eben aus dem Weg. Auf gemeinsamen Reisen kommt aber unweigerlich die Wahrheit ans Licht.“
    „Das ist richtig“, bestätigte Daniel, „trotzdem, es tut mir Leid für euch beide. Trennung tut immer weh. Ich stecke ja selbst mittendrin, wie du weißt. Wenigstens habt ihr keine Kinder, das erleichtert die Sache erheblich.“
    Camilla beschloss, das Thema zu wechseln. Es machte keinerlei Sinn in ihren Augen, ausgerechnet mit Daniel Kleeberg ihre jeweiligen Trennungen – noch dazu am Telefon -  durchzuhecheln.
    „Wir waren übrigens heute Abend und vorher noch in einem Nachtclub. Daniel, davon muss ich dir
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