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Kommissar Morry - Opfer des Satans

Kommissar Morry - Opfer des Satans

Titel: Kommissar Morry - Opfer des Satans
Autoren: Hans E. Koedelpeter
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einzureden.
    „Ich sollte selbst ein Opfer des Mörders werden“, stieß er heiser hervor. „Er war schon bei mir im Zimmer. Er kam auf mein Lager zu. Hätte ich nicht sofort eine Waffe zur Hand gehabt, so wäre ich jetzt genauso stumm wie Lilly Raven. Sie könnten dann bereits in dieser Stunde Stanley Belmont als neuen Schloßerben beglückwünschen.“
    Kommissar Morry horchte gespannt auf. „Warum so gehässig, Mr. Harrow?“ fragte er. „Glauben Sie, daß es Ihr Stiefbruder war, der Lilly Raven auf so gemeine Weise ums Leben brachte?“
    Cecil Harrow stierte finster zu der Toten hinüber.
    „Er war es nicht selbst, Sir!“ murmelte er gepreßt. „Ich habe den Mörder ja gesehen. Er war mir fremd. Aber ich muß trotzdem annehmen, daß er von Stanley Belmont zum Mord gedungen war. Er war gekauft, verstehen Sie?“ Kommissar Morry hielt nicht viel von dem zänkischen Gerede. Ihn interessierten ganz andere Dinge. Er faßte Cecil Harrow scharf ins Auge.
    „Wo haben Sie Lilly Raven heute abend getroffen?“ fragte er wachsam.
    „In der Schenke ,Zum blauen Hai“, Sir“, sagte Cecil Harrow zögernd.
    „Ah, sieh mal an! Waren Sie öfter Gast in dieser Spelunke?“
    „Ein paarmal, Sir.“
    „Dann kannten Sie also auch Slim Duckett und seine Sippe, wie?“
    Cecil Harrow wurde plötzlich aschfahl im Gesicht. Auf diese Frage war er nicht vorbereitet gewesen. In seiner Kehle steckte ein würgender Kloß. Er mußte sich mehrmals räuspern, um seine Stimme zu glätten.
    „Wieso sollte ich Slim Duckett kennen, Sir? Wer ist das überhaupt? Wenn ich in der Schenke am Poplar Dock war, so kam ich nur wegen Lilly Raven. Alle anderen Gäste interessierten mich nicht.“
    Er mühte sich umsonst, den Kommissar abzuschütteln. Morry blieb diesmal zäh auf der Fährte. „Ich muß Sie zur Wahrheit ermahnen, Mr. Harrow“, sagte er ernst. „Der Fall liegt für mich bereits ziemlich klar. Es hat keinen Zweck, wenn Sie noch lange leugnen. Hören Sie mir jetzt gut zu:
    Wenn Jack Ebor den versteckten Wandsafe in der Bibliothek entdeckte, so muß ihm jemand einen Fingerzeig gegeben haben. Dieser Jemand muß aber ein prominenter Gast im blauen Hai gewesen sein, denn Leute wie Jack Ebor sind Fremden gegenüber äußerst mißtrauisch. Könnte zum Beispiel sein, daß Ihnen Lilly Raven die Bekanntschaft mit ihm vermittelte. Stimmt das?“
    „Nein“, stotterte Cecil Harrow erbleichend. „Nein, Sir! Sie verdächtigen mich zu Unrecht.“ „All right!“ brummte Kommissar Morry kurz, „Wir können Sie jetzt nicht zum Reden zwingen, Mr. Harrow. Sie werden morgen eine Vorladung erhalten. Hoffentlich wissen Sie, was das bedeutet. Sollten Sie im Yard nicht pünktlich erscheinen, so werden Sie polizeilich vorgeführt. Ist Ihnen das klar?“
    Cecil Harrow gab keine Antwort. Er war unfähig, auch nur ein einziges Wort zu sprechen.

    13

    Die Angst vor dieser Vorladung war es, die aus Cecil Harrow ein flackerndes Nervenbündel machte. Er irrte durch die Räume des Schlosses, als sei er schon zu seinen Lebzeiten ein Gespenst. Er lief in der Halle auf und ab wie ein gefangenes Tier. Zum erstenmal seit vielen Monaten war er den ganzen Tag zu Hause. Er wußte nicht mehr, wohin er gehen sollte. Die Schenke Lilly Ravens war geschlossen. Im Spielklub in Mayfair wartete Baldwin Huxley auf ihn, dieser verdammte Erpresser, dem er um keinen Preis der Welt begegnen wollte. Er setzte sich an den Kamin und stierte in bleiernem Grübeln vor sich hin. Wie schön wäre es gewesen, sinnierte er, wenn ich jetzt mit Lilly Raven hätte verreisen können. Wir könnten jetzt schon irgendwo im Ausland sein. Ich müßte keine Angst vor der Polizei haben. Ich wäre sicher vor dem...
    Er wandte rasch den Kopf, als er Schritte auf der Treppe hörte. Im nächsten Augenblick erkannte er Angela Corday, die leichtfüßig die Stufen herunterkam. Ihr schönes Gesicht trug einen verträumten Ausdruck. Anscheinend waren ihre Gedanken weit entfernt.
    „Hallo, Angela!“ rief Cecil Harrow mit brüchiger Stimme.
    „Willst du dich nicht ein wenig zu mir setzen? Ich hätte gern jemand neben mir, zu dem ich von meinen Sorgen sprechen kann.“
    Angela Corday blieb unschlüssig am Fuß der Treppe stehen. Sie wäre gern weitergegangen, man sah es ihr deutlich an. Aber dann wagte sie es doch nicht, dem Schloßerben derart vor den Kopf zu stoßen.
    Befangen kam sie näher. Schüchtern und verlegen nahm sie in einem Sessel Platz.
    „Ich glaube nicht, daß ich die Sorgen von dir nehmen
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