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Kommissar Morry - Die Todesstrasse

Kommissar Morry - Die Todesstrasse

Titel: Kommissar Morry - Die Todesstrasse
Autoren: Hans E. Koedelpeter
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um Stunde saß er hinter dem Fenster des auf dem Kings-Reach liegenden Hausbootes und beobachtete ständig den langen Steg, der das Boot mit dem Ufer verband. Doch keine verdächtigen Wagen oder gar Personen näherten sich an diesem Nachmittag dem Ankerplatz seines Unterschlupfes.
    „Halt die Augen auf, Alan", hatte ihm der Besitzer des Hausbootes beim Abschied mahnend zugerufen, als er über den Steg dem Ufer zueilte.
    „Es wird schon schiefgehen", war seine sarkastische Antwort gewesen.
    Während er unangefochten die kleine Untergrundstation an der Blackfriars-Bridge, die Goods-Station, erreichte, ließ ihn die Tatsache, daß vor der Station ein Cop scharf aufpaßte, erkennen, wie sehr man darauf bedacht war, seiner Person habhaft zu werden. Noch hatte er Gelegenheit, umzukehren. Doch als er sich dann am Rücken des Cops vorbei in den Vorraum der Station stahl, hatte er seine letzte winzige Chance vergeben. Die Fahrkarte, die er danach bei dem Schalterbeamten zu lösen gedachte, verriet ihn vollends. Unbemerkt hatte sich nämlich hinter ihm ein Zivilist mit in die Schlange vor dem Schalter gestellt. Als Alan Fitzloogh sein Fahrtziel angab, verbesserte ihn dieser Mann: „Lösen Sie nach der Westminster-Station, Mister Fitzloogh! Dort sind wir nahe dem Headquarter, wohin wir Sie nun zu bringen gedenken."
    Alan Fitzloogh, der skrupellose Rauschgifthändler, erstarrte für Bruchteile von Sekunden wie zu einem Eisblock. Seine anschließende Reaktion — er griff zur Rocktasche — wurde von dem hinter ihm stehenden Mann sofort erkannt. Ein fester Griff umspannte seinen halb erhobenen Arm und nahm ihm die Bewegungsfreiheit.
    Noch ehe sich Alan Fitzloogh von dieser erneuten Überraschung erholen konnte, klickte bereits das Schloß einer stählernen Handschelle um seine Hände. Zwei entschlossene Männer standen vor ihm. Seine beabsichtigte Fahrt in .die Freiheit endete im Headquarter von New Scotland Yard.
    „Es ist schon kein Leichtsinn mehr, was du da vorhast, du setzt dein Leben dabei aufs Spiel, Frankie!"
    In der ,Red Latern' versuchte Charles Brey, seinen Komplicen zurückzuhalten, als dieser noch einmal den Versuch unternahm, das seiner Meinung nach noch immer in der Silver- Walk liegende Päckchen zu holen.
    „Also, wie ist es?" knurrte Frankie Suffolk ärgerlich. „Entweder kommst du jetzt mit, oder ich gehe allein!"
    „Ich bin doch kein Selbstmörder! Die ganze Gegend wimmelt nur so von Schnüfflern! Ich denke nicht daran, ihnen oder dieser Bestie in die Hände zu laufen! No! — Wenn du willst, dann geh allein. Wenn du nicht auf mich hören willst, dann frage doch hier unseren Philosophen', was er dazu meint, daß du in dein Verderben rennst."
    Wieder saßen die drei Männer im Schankraum der ,Red Latern' und erörterten das Problem, das ihre Gemüter so sehr erregte. Wieder war es Frankie Suffolk, dessen Habgier nicht zu bändigen war. — Mit einem so von der Geldgier getriebenen Menschen mußte es ja ein schlechtes Ende nehmen. Wer so besessen und gierig zugleich wie Frankie Suffolk war, lief Gefahr, umzukommen. So lange jedenfalls, wie der Mörder aus der Silver-Walk noch frei sein Unwesen betreiben konnte.
    Alle guten Ratschläge und Ermahnungen Charles Breys fielen bei Frankie Suffolk auf unfruchtbaren Boden. Er hatte es sich nun einmal in den Kopf gesetzt, das Päckchen aus dem Haus in der Silver-Walk zu holen, und keine Bedenken konnten ihn von diesem Vorhaben abbringen. Auch der Philosoph' bemühte sich vergebens, den starrsinnigen Gangster zur Vernunft zu bringen. Er ergriff sogleich das Wort, nachdem Charles Brey wütend seine Bedenken vorgebracht hatte.
    Seine Worte galten dem immer noch vor dem Tisch stehenden Frankie Suffolk, als der ,Philosoph' mit fester Stimme begann: „Nun setzen Sie sich erst mal, junger Freund! Und hören Sie dann genau zu, was Ihnen ein alter, erfahrener Mann zu sagen hat!"
    Nur widerwillig kam Frankie Suffolk dieser Aufforderung nach. Brummend ließ er sich neben seinem Komplicen nieder. Während der ,Philosoph' mit eindringlichen Worten auf ihn einzureden begann, schweiften seine Gedanken mehr und mehr ab.
    Frankie Suffolk war gar nicht bei der Sache. Er hatte nur einen einzigen Gedanken, und dieser Gedanke war: Das Päckchen! Das Päckchen!
    Von Gier gepackt, waren die Vorhaltungen und Warnungen des Philosophen' ohne jede Wirkung. „Es ist überhaupt fraglich", meinte der Philosoph', „ob sich dieses verdammte Pulver nach diesem grausigen Ereignis noch in der
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