Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kommissar Morry - Die Todesstrasse

Kommissar Morry - Die Todesstrasse

Titel: Kommissar Morry - Die Todesstrasse
Autoren: Hans E. Koedelpeter
Vom Netzwerk:
Erst als sie Irving Jorday auf der belebten Rotherhithe Street verschwinden sahen, war ihnen zu Bewußtsein gekommen, daß sie leicht schon an diesem Abend in den Besitz des Päckchens hätten kommen können. Doch aufgeschoben war ja nicht aufgehoben! Heute Nacht nun wollten sie die Gelegenheit nicht wieder ungenutzt vorübergehen lassen. Alles war vorbereitet! Der einmalige, große Streich konnte ausgeführt werden. Punkt halb zehn! — Auf die Minute genau betraten sie das ostwärtige Themse-Ufer an einer Stelle, an der dichtes Gebüsch bis an den Fluß heran reichte. Ihr Boot fand schnell einen sicheren Platz zwischen den Sträuchern, es konnte hier nicht sofort von zufällig vorbeifahrenden Booten der Flußpatrouillen entdeckt werden. Diese schnellen Boote waren ein sehr bedenklicher Faktor in ihrem Plan. Sollte ihr Vorhaben zum Scheitern verdammt sein, so würde wahrscheinlich der Grund nur hierin zu suchen sein. — So sehr sie sich auch in den letzten Tagen festzustellen bemühten, zu welchen Zeitpunkten die Police-Boote am Limehouse-Reach kreuzten, sie hatten feststellen müssen, daß es immer anders gekommen war, als sie es vermutet hatten, den Patrouillen- Plan hatten sie nicht ausmachen können. Glaubten sie, wenn eines der Boote ihren Beobachtungsposten passiert hatte, daß es nun eine längere Zeitspanne bis zur Rückkehr dauern werde, dann tuckerte schon nach wenigen Minuten das Boot wieder an ihnen vorbei. Dann aber auch war es vorgekommen, daß sie es stundenlang nicht zu Gesicht bekamen.
    Wie würde es an diesem Abend sein? Die gleiche Frage beschäftigte Charles Brey, als er mit seinem Gefährten durch das Strauchwerk in Richtung Commercial-Docks schlich, dem Ankerplatz des Chinks.
    „Keine Ahnung, Charles!" flüsterte leise sein Komplice. Einen Augenblick schien er dann angestrengt zu überlegen. Der Gedanke, mit der ,heißen Ware' an Bord ihres Bootes von der Police auf dem Strom kontrolliert zu werden, machte ihn sichtlich unruhig.
    Er kratzte sich seinen Schädel, während er noch einmal aufzählte, was er für diesen Fall zu tun gedachten: „Wenn wir das Pech haben sollten, von den Schnüfflern angehalten zu werden, dann wollen wir wenigstens unsere Haut retten! Ich sitze also hinten am Steuer des Bootes, und wenn die Police uns aufs Korn genommen hat, dann bleibt mir nichts anderes übrig, als das Päckchen unauffällig über Bord gehen zu lassen, bevor sie heran sind! — Well, sollte das aber eintreffen, dann war unsere ganze Arbeit der letzten Tage und auch am heutigen Abend für die Katze. Goddam! — Unser Traum vom großen Reichtum dürfte dann erledigt sein!"
    Die Habgier trieb diese beiden Gangster immer wieder zu neuen Gemeinheiten. Ihre Geschäfte' waren bislang weniger ertragreich gewesen, aber jetzt versprachen sie sich von diesem Coup das Geschäft ihres Lebens. Nun, Geld und Reichtum war ihnen aber nicht beschieden, eher Furcht und Grauen, ja, selbst der Tod lauerte auf sie!
    Von all dem ahnten sie jedoch noch nichts, als sie am Pier des Commercial-Docks den dunklen Schatten des gesuchten Schiffes erblickten. Mächtig hoben sich die Umrisse des Kolosses gegen den Nachthimmel ab. Geräuschlos schlichen Frankie Suffolk und Charles Brey zu dem unweit des Fallreeps stehenden Verladekran hin. Sie suchten gespannt das Deck des ausländischen Schiffes ab. Doch alles Leben auf dem Schiff schien erstorben zu sein. Kein Laut drang bis zu ihnen herüber. Fast zehn Minuten verharrten die beiden Gangster schweigsam hinter dem Schienenkran. Dann stieß Charles Brey seinen Komplicen in die Seite.
    „Frankie!" flüsterte er heiser. „Diese unheimliche Stille gefällt mir nicht! Wenn die Chinks an sich auch schleichende Burschen sind, so geht es mir einfach nicht in den Kopf, daß sich niemand an Deck zeigt. Auf jedem Kahn ist doch sonst ein Wachgänger! Siehst du etwa eine Menschenseele dort oben? Ich nicht! Und das macht mich stutzig."
    „Psst! Schrei nicht so laut", raunte Frankie Suffolk seinem Komplicen zu. Auch ihn hatte eine lähmende Unruhe gepackt. Scheu duckte er sich tiefer in den Schatten des Kranes.
    Während er weiterhin seinen Blick auf das Deck des vollkommen ruhig liegenden Ungetüms von Schiff gerichtet hielt, sagte er mit verhaltener Stimme: „Ich weiß auch nicht, warum hier alles wie ausgestorben ist. Damals, am Nelson Dock, hatten sich wenigstens einige Gestalten an Land herumgedrückt. Hier ist sowohl auf dem Kahn als auch an Land kein Lebewesen zu erkennen."
    „Das
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher