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Komm, spiel mit mir: Thriller (German Edition)

Komm, spiel mit mir: Thriller (German Edition)

Titel: Komm, spiel mit mir: Thriller (German Edition)
Autoren: Paddy Richardson
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externa und versorgt das Bein mit Blut. Eine Durchtrennung führt binnen dreißig Sekunden zu Bewusstlosigkeit, der Tod tritt innerhalb von Minuten ein.
    Sie spürt ihn zucken, spürt sein Schaudern am ganzen Körper. Spürt, wie sein Griff sich lockert. Und dann ist alles still. Sie spürt die kalte, feuchte Erde an ihrem Rücken, hat den beißenden, modrigen Geruch von verfaulendem Laub in der Nase. Sein Körper ist unglaublich schwer. Sie schaut in das Blätterdach hinauf, durch das vereinzelt Licht dringt, fühlt sein warmes Blut pulsieren.

44.
    S ie schaut hinauf.
    Minna steht neben ihr, das Gewehr in der Hand.
    Sie schiebt ihn von Stephanie herunter. Es regnet in Strömen.
    »Du lieber Gott, du bist ja voller Blut!«
    »Er ist tot. Er wusste Bescheid.« Sie starrt Minna an. »Was machen wir mit ihm?«
    »Wir werfen ihn in den Fluss?«
    »Wenn wir ihn in den Fluss werfen, wird er irgendwo angespült.«
    »Was dann?«

    Schweigend treten sie den Rückweg an. Der Regen ist bitterkalt, stürzt unablässig herunter. Als sie den Fluss erreichen, ist er schon fast über die Ufer getreten. Stephanie rutscht aus, um ein Haar verliert sie das Gewehr im aufgewühlten Wasser. Sie laufen weiter, über Gras- und Weideland.
    Sie stehen auf dem Parkplatz, dicht beieinander, während der Regen niederprasselt. Sie müssen gegen das Tosen anschreien.
    »Gott sei Dank regnet es, so wird es kein Blut und keine Fußspuren geben. Weiß jemand, dass er hier ist?«
    »Nein, er hat es bestimmt keinem gesagt. Er hatte vor, mich umzubringen.«
    »Wir müssen abwarten.«
    »Was ist mit dem Geländewagen?«
    »Den lassen wir hier stehen. Wenn wir Glück haben, wird der für eine ganze Weile nicht entdeckt. Du liebe Güte, Steph, ich dachte schon, ich hätte dich verloren. Ich habe den Wanderweg verlassen, und dann habe ich ihn schreien hören. Ich …«
    »O Gott, ich habe ihn umgebracht.«
    »Ja.«
    Sie starren einander ins Gesicht. Sie starren und starren, bis Minna plötzlich zu grinsen anfängt. Stephanie grinst zurück. »Steph, zieh dich aus, und zwar komplett. Wir müssen deine Sachen loswerden. Zieh etwas von mir an, ich habe eine Tasche im Auto.«
    Stephanie zieht sich aus, spürt die Regentropfen auf der Haut wie Nadelstiche. Der Regen brennt, schabt den Schmutz von ihr ab. Sie nimmt die Kleider, die Minna ihr reicht, und zieht sie sich über die nassen Gliedmaßen.
    »Wir sollten verschwinden, bevor irgendwer vorbeikommt.«
    »Nein, warte kurz.« Stephanie geht zum Geländewagen und öffnet die Beifahrertür. Sie greift ins Handschuhfach und nimmt das Brillenetui heraus. Sie klappt es auf.
    Der Schmetterling liegt in ihrer ausgestrecken Hand.
    »Mum?«
    Zögerlich gehen sie aufeinander zu. Minna umarmt sie und hält sie fest, mit aller Kraft und voll inbrünstiger Liebe. Endlich weinen sie. Sie weinen um alles, was ihnen genommen wurde und für immer verloren ist.

45.
    S ie hält auf dem Parkplatz, steigt aus dem Auto und läuft durch die dunklen, zerzausten Kiefern zur Wiese, wo Kricket gespielt wird. Der Tag ist wieder einmal wunderschön. Sie hat Daves Satz vom Vorabend im Ohr das wird ein mörderischer Sommer.
    Sie hat ihre Sachen gepackt. Sich von allen verabschiedet.
    Sie schleicht ins Haus, die Treppe hinauf. Dreht die Dusche so heiß auf, wie sie es noch aushalten kann, lässt das Wasser auf ihre Haut prasseln. Sie steht im Dampf. Atmet ein. Atmet aus.
    Spürt bei jedem tiefen Atemzug die warme, feuchte, gute Luft in ihrer Lunge, bevor sie sie kraftvoll ausstößt. Einatmen, ausatmen. Einatmen, ausatmen.
    Atmen.
    Sie trägt einen neuen Rock, den sie auf dem Markt gekauft hat, ein leuchtendes, lustiges Muster in Rot, Gelb, Blau. Dazu Silberkreolen und ein schwarzes Top mit Spaghettiträgern. Sie schminkt sich und föhnt sich das Haar so, wie der Friseur es ihr gezeigt hat.
    Sie sitzen auf dem Sofa, heben den Kopf. »Hübsch siehst du aus. Hattest du einen schönen Tag?«
    »Ich war spazieren. Der Regen hat mich überrascht«, antwortet sie achselzuckend.
    Am nächsten Morgen hört sie die Nachrichten.
    Genau hier haben sie gesessen. Auf einer Decke. Minna und Stephanie und Gemma. Und dort hinten, über den Bergen, stieg das Flugzeug in die Höhe.
    Sie hält etwas in der Hand. Einen kleinen Strauß aus Nelken und Margeriten, zusammengehalten von einem blauen Samtband. Am Band klemmt ein Schmetterling. Sie geht ans Ufer, legt die Blumen vorsichtig aufs Wasser. Wind kommt auf, und sie beobachtet, wie der Farbfleck sich
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