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Körper-Haft (German Edition)

Körper-Haft (German Edition)

Titel: Körper-Haft (German Edition)
Autoren: Martin Romey
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Regenschirm-Mörder erstickt! Toller Titel!«, meinte irgendein Reporter.
    Nach einem heillosen Durcheinander hatte man sich wohl entschieden, anstatt der Presse mich mitsamt dem Bett, auf dem ich lag, in ein Nebenzimmer zu schieben, um mich ungestört behandeln zu können. Wie ein Stück Fleisch wuchtete man mich zur Seite und schob mir einen Intubator und Absauger in den Mund. Völlig losgelöst von meinem Körper bekam ich das Herumwerkeln an mir nur noch als außenstehender Betrachter mit. Ich stand schon soweit neben mir, dass ich mühelos zwischen die Ärzte und Sanitäter hätte treten können, um Tipps abzugeben: »He, wisch mal einer den Speichelfaden aus seinem Wundwinkel weg. Der Kerl versaut uns ja noch den neuen Boden! Das ist ja eklig!«
    Die Tür, die mich und meine Lebenserhalter von der Presse trennte, knarzte bedenklich in ihren Angeln. »Der Sturm auf die Bastille lief sicher auch nicht glimpflicher ab«, dachte ich verwundert über diese eigenartige Assoziation und begab mich wieder in die tiefe, schwarze Stille, aus der ich vor ein paar Minuten mühevoll aufgetaucht war.

Nur geträumt?
    »Der Regenschirmmörder erstickt!« Zugeben, ich hatte schon deutlich bessere Headlines beim Aufwachen im Kopf. Und dieser Kopf fühlte sich üblicherweise beim Aufwachen auch wesentlich klarer an. Was für ein scheußlicher Traum! An welcher Bar war ich gestern bloß dermaßen versackt, dass ich heute so ein wattiges Gefühl im Kopf und in den Gliedern habe? Egal, die Erinnerung kommt erfahrungsgemäß mit allen Konsequenzen wieder. Vielleicht lag ja neben mir jemand, der mir auf die Sprünge helfen konnte. Mein persönlicher Gott im Blaumann aus diesem Horrortraum zum Beispiel?
    Aber eigentlich wünschte ich mir nichts sehnlicher, als Tanja neben mir vorzufinden, wenn ich die Augen aufmachte.
    Der Geruch von frischen Brötchen zog aus der Ferne an meiner Nase vorbei. Seit wann war Tanja ein Frühaufsteher? Das konnte nur eines bedeuten: Samstag! – Mmhh! – Erst gemütlich frühstücken, ein Nümmerchen schieben und dann rüber in die Agentur. Oder in irgendeiner anderen Reihenfolge – egal!
    Ich beschloss mich noch ein Weilchen schlafend zu stellen, um zu sehen, mit welcher Reihenfolge Tanja mich überraschen wollte. Merkwürdig, die Brötchen rochen klasse, aber der Kaffee … Fast wie aus einem dieser Automaten, bei denen man von der Fleischbrühe bis zur Wiener Melange alles aus einer Ausgussrinne bekommt. Scheußlich!
    Ich verzog die Nase, besser gesagt, ich wollte die Nase verziehen und bekam mein Gesicht nur sehr begrenzt unter Kontrolle. Ein dickes Fragezeichen machte sich in meinem Gehirn breit. Ich machte den schlimmsten Fehler des Tages und öffnete die Augen, die seltsamerweise fast genauso schwer aufgingen, wie in meinem Traum …
    Ein 3-D-Flachbildschirm hing über mir an der Decke. An sich nicht schlecht, es war eines der neuesten Modelle mit einer Diagonale von etwa 120 Zentimetern. Genau genommen nicht nur einer dieser gewöhnlichen 3-D-Flachbildschirme , sondern ein Hybrid 3-D, mit dem man wahlweise ein 3-D-Bild auf dem Schirm anschauen oder sich über die Mikro-Projektoren im Gehäuserahmen eine lebensechte Holografie zeigen lassen konnte.
    Ich hatte schon seit Längerem mit dem Gedanken gespielt, solch ein Prachtexemplar an die Decke meines Schlafzimmers zu hängen. Tanja hatte jedoch immer etwas dagegen gehabt. Jetzt stellte ich mit erschrecken fest: Das war nicht mein Schlafzimmer! Wo zum Henker war ich!
    Meine Bar-Versackungs-Theorie ging mir nochmals durch den Kopf, ich begann mich zu fragen, wie ich das nur Tanja erklären sollte. Dann fiel mir auf, dass circa 2,5 Meter rechts neben dem 3-D-Hybrid-Flachbildschirm über mir der nächste Bildschirm an der Decke hing. Ein weiterer folgte und danach in gebührendem Abstand eine Wand, die den Raum begrenzte. Zur Linken befanden sich vier weitere Bildschirme an der Decke, der Raum wurde durch eine Fensterreihe begrenzt. War ich über Nacht in ein Möbelhaus eingestiegen, in dem über den Testbetten Flachbildschirme an der Decke hingen?
    Ich registrierte nur unbewusst, dass ich lediglich meine Augen nach links bewegt hatte, mein Kopf der Blickrichtung jedoch nicht gefolgt war.
    Mein Blick ging zurück zu dem Monitor über mir und ich entdeckte in der linken oberen Ecke ein kreisrundes Symbol mit einem senkrechten Strich darin. Das inzwischen international gültige Zeichen für den Einschalter. Mich interessierte die grafische Umsetzung des
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