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Königsfreunde (German Edition)

Königsfreunde (German Edition)

Titel: Königsfreunde (German Edition)
Autoren: Isabell Schmitt-Egner
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hellem Haar ging über den Hof. Er war einfach gekleidet, wie ein Bauer, und trug zwei Wassereimer. Als er Marquard erblickte, stellte er die Eimer schnell ab und griff an seinen Gürtel, an dem ein Messer steckte.
    »Nicht, Jakob!«, rief Marquard ihm zu. »Ich bin es! Johann!«
    Der Mann stand wie erstarrt. Anscheinend brauchte er eine Weile, um einzuordnen, was er sah.
    »Johann?« Er kam langsam auf ihn zu, mit einem ungläubigen Ausdruck auf dem Gesicht.
    »Ja.« Marquard rang sich ein Lächeln ab.
    »Was ... wo kommst du her? Wir haben gedacht, dich hat’s erwischt.« Jakob wischte sich die nassen Hände an seiner Hose ab.
    »Ich erkläre es später. Ich brauche eure Hilfe«, sagte Marquard. Er deutete auf das Pferd.
    »Mein Gott. Was ist mit dem Jungen?«, fragte Jakob.
    »Halt mal das Pferd fest. Ich hole ihn runter«, sagte Marquard.
    »Ist er verletzt?«
    »Nein.« Marquard schnallte den Jungen ab und hob ihn von dem Pferderücken.
    »Kann ich ihn zu euch ins Haus bringen?«
    »Natürlich«, sagte Jakob. »Komm.« Er führte das Pferd und Marquard trug den schlafenden Jungen hinter ihm her.
     
    »Komm rein«, sagte Jakob und hielt ihm die Tür auf. Marquard trat in die Stube. Sofort erkannte er alles wieder. Die Feuerstelle, die massiven Holzbänke. Der Tisch war allerdings neu, bestimmt Jakobs Werk. Alles wirkte sauber, zweckmäßig und aufgeräumt. Sicher hatte Jakob geheiratet. Jakob wies auf ein Strohlager in der Ecke.
    »Leg ihn erst mal hier hin.« Er nahm ein Laken und breitete es auf dem Stroh aus.
    »Jakob, was geht hier vor?«, hörte Marquard eine weibliche Stimme, die ihm bekannt vorkam.
    Er legte den Jungen auf das Laken und drehte sich um. Nesa. Jakob hatte tatsächlich Nesa geheiratet. Fast hatte er sich das gedacht.
    »Johann ... bist du das?« Nesa musterte ihn und Marquard fand, dass sie gut aussah. Immer noch. Das braune Haar trug sie zu einem langen Zopf geflochten und ihre dunklen Augen waren von glatter Haut umgeben. Nur ein paar Lachfältchen zeigten sich, aber die standen ihr ausgezeichnet.
    »Ja, ich bin es. Ist lange her«, sagte Marquard.
    »Wer ist das?«, fragte Nesa. »Dein Sohn?« Sie trat näher und sah auf den reglosen Jungen herab. »Wieso sind seine Hände gefesselt? Ich will jetzt endlich wissen, was hier los ist!«
    »Ich erkläre es euch«, sagte Marquard. Er bückte sich und löste die Riemen, während Jakob seine Frau bat, Marquard etwas Wasser zu holen.
    »Trink erst mal was und dann erzählst du es uns«, sagte Jakob.
    »Danke«, sagte Marquard. Er nahm das angebotene Wasser und trank den Becher in einem Zug leer.
    »Wie ich schon sagte«, begann er, »ich brauche eure Hilfe. Ihr müsst diesen Jungen bei euch aufnehmen. Es ist sehr wichtig.«
    »Wie bitte?«, ließ sich Nesa vernehmen.
    »Lass ihn doch erst mal ausreden«, sagte Jakob. »Wer ist der Junge?«
    »Er ist euer König.«
    »Wie?« Jakob senkte den Blick und sah Marquard von unten her an. Seine Augen huschten kurz zu dem Jungen und zurück.
    »Er ist der König. Ich weiß, ihr erkennt hier keinen Herrscher an, aber genau genommen, gehört ihm euer Land. Er wurde vor zwei Tagen gekrönt«, sagte Marquard.
    »Das ist doch ein Kind«, sagte Nesa.
    »Er ist der Thronfolger. Seine Eltern sind tot. Jagdunfall.«
    »Jetzt muss ich mich setzen«, sagte Jakob. »Und ich will, dass du dich auch hinhockst. Das kann ja wohl nicht dein Ernst sein.« Er ließ sich an dem Holztisch nieder, von dem Marquard annahm, dass Jakob ihn selbst gefertigt hatte. Das Holz sah noch so hell aus. Marquard setzte sich auf die andere Bank und Nesa folgte seinem Beispiel.
    »Ihr fragt euch sicher, wie ich dazu komme, was ich mit dem König zu schaffen habe. Das ist eine lange Geschichte und mir fehlt die Zeit. Nur so viel: nachdem ich von euch wegging, hatte ich ehrgeizige Pläne. Ich lernte die richtigen Leute kennen und ich schaffte es bis zum Hof des Königs in den Beraterstab. Das ist die grobe Zusammenfassung. Nachdem das Königspaar von einer Jagd tot nach Hause gebracht wurde, kam nach einem halben Trauerjahr ihr Sohn an die Macht. Allerdings nur für ein paar Stunden. Es gab eine Intrige. Er sollte direkt nach der Krönungsfeier fortgebracht und getötet werden. Das war meine Aufgabe, aber ich konnte das nicht. Deshalb bin ich hier.«
    »Ich kann das nicht glauben, Johann. Das ist doch Wahnsinn. Was sollen wir mit dem Königssohn hier anfangen?«, fragte Nesa. »Du kannst ihn nicht hierlassen. Das kommt nicht in
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