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König der Seelen (Höllenfeuer) (German Edition)

König der Seelen (Höllenfeuer) (German Edition)

Titel: König der Seelen (Höllenfeuer) (German Edition)
Autoren: Peter Conrad
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ein Problem bleiben. Wenn die Menschen nicht auch noch zu allem Übel so merkwürdige Dinge mit ihren Lebensmitteln anstellen würden…
    Milch ließen sie verfaulen um Käse daraus zu machen. Fleisch erhitzten sie und verbrannten es in Pfannen, weil ihnen das besser schmeckte. Obst zermatschten sie, um es auf Brot zu schmieren. Und dann dieser Kaffee… Unwillkürlich schüttelte er sich.
    Eleanor hatte sich mittlerweile das Tablett vollgeladen und steuerte nun einen der Fenstertische an, während Raphael noch immer wählerisch am Buffet stand und darüber nachdachte, mit welcher Auswahl er die geringsten Probleme haben würde. Als er sich schließlich Eleanor gegenübersetzte, hatte sie bereits die Hälfte ihre Tabletts leergeräumt.
    Eine Weile sagte keiner ein Wort. Während Eleanor mit Appetit aß, beschäftigte Raphael sich mit der unbemerkten Vernichtung der Lebensmittel auf seinem Tablett. Er hatte in dieser Sache eine wahre Meisterschaft entwickelt und noch immer hatte Eleanor das Geheimnis darum nicht zu lüften vermocht. Und das, obwohl sie ihm direkt gegenüber saß. Sie war sich vollkommen sicher, dass von einem Nachbartisch aus dieser Trick keinesfalls zu durchschauen war.
    Erst als sich die umliegenden Tische zu leeren begannen, unterhielten die beiden sich leise miteinander.
    „Was denkst du, wie es nun weitergeht?“, fragte Eleanor.
    Raphael schürzte die Lippen. „Asasel wird wohl kaum einen neuen Versuch wagen. Ich denke, dass wir uns auf Turiel verlassen können. Er wird genug Engel auftreiben können, die sein Treiben kontrollieren werden. Keiner von ihnen will schließlich, dass die Seelen der Sünder ihr Totenreich verlassen können um ein angenehmes Leben zu führen. Elizabeth werden wir so gut es eben geht an ihren neuen Körper gewöhnen müssen. Ich denke, sie wird damit klarkommen.“
    Ein Schaudern lief durch seinen Körper, als er an die letzte Unbekannte in dieser Gleichung dachte: Lilith! In wenigen Tagen würde die Frist ablaufen, die Lilith ihm gesetzt hatte. Wie sollte er damit umgehen? Er wollte Eleanor nicht verlassen. Doch wenn andernfalls ihr Leben durch Lilith bedroht würde? Noch immer hatte er ihr nichts von Liliths Drohung erzählt. Doch über kurz oder lang würde er es tun müssen.
    „Ich wüsste gern, wo sich Asasels Körper befindet“, durchbrach Eleanor seine düsteren Gedanken.
    „Was? Was hast du gesagt?“
    „Asasels Körper. Wir können uns doch seit gestern Nacht sicher sein, dass sein Toter Palast irgendwo hier steht. Nur aus diesem Grund war er damals für Elizabeth zur Stelle und genau deswegen begann die Auferstehung der Toten auch ausgerechnet hier. Sein Körper ist irgendwo hier. Hier in Stratton oder Umgebung.“
    Raphael nickte müde. „Das ist richtig“, stellte er fest.
    „Du weißt, wo das ist, stimmt‘s?“
    Wieder nickte er. „Natürlich. So etwas bleibt unter Engeln nicht verborgen.“
    Eleanor sah ihn erwartungsvoll an. „Und?“, drängelte sie. „Wo ist es?“
    „Was hättest du davon, es zu wissen?“, erwiderte Raphael ungehalten. „Du könntest ohnehin nichts gegen ihn ausrichten. Du würdest…“
    Sein Blick erstarrte. Dort draußen vor dem Fenster hatte sich etwas bewegt, etwas, das nicht von dieser Welt war. Er hatte es in dem Augenblick gespürt, als es erschienen war, doch jetzt musste er sich zwingen, nach draußen zu sehen. Dort, mitten auf dem Rasen jenseits des Gartenweges, der unter Raphaels und Eleanors Fenster verlief, stand Lilith.
    Sie tat nichts. Sie blickte nur stumm zum Fenster hinauf, sah zunächst Eleanor, dann Raphael an. In ihrem Blick lag eine unausgesprochene Drohung, finster und unfreundlich.
    Eleanor war seinem Blick gefolgt, auch sie hatte Lilith entdeckt. Ihr Messer fiel klappernd auf den Teller und ließ einige späte Frühstücksgäste an einem der anderen Tische erschrocken hochfahren.
    „Wir sind die einzigen, die sie sehen, richtig?“, fragte sie.
    „Ja“, antwortete Raphael ohne seinen Blick von Lilith zu wenden.
    „Was will sie denn hier?“ Auch Eleanor sah gebannt und fasziniert zugleich zu der leuchtenden Gestalt hinaus.
    Die Gedanken rasten in Raphaels Kopf. War dies der Augenblick, Eleanor von Liliths Ultimatum zu erzählen? Oder wäre es besser, diese Angelegenheit vor ihr geheim zu halten. Unglücklicherweise machten es Liliths Besuche in Stratton Hall zunehmend schwerer, Eleanor aus dieser Sache herauszuhalten. Es war nur noch eine Frage der Zeit, bis alles aufflog. Spätestens nach
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