Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
König 01 - Königsmörder

König 01 - Königsmörder

Titel: König 01 - Königsmörder
Autoren: Karen Miller
Vom Netzwerk:
nicht.
    »Also«, sagte er in die schlafende Stille hinein. »Hier bin ich. Ich wette, Ihr habt gedacht, ich würde es niemals schaffen, hm?«
    Durch eine Art von Wunder war es ihm gelungen, Gars Bildnis ziemlich lebensecht hinzubekommen. Auch wenn Darran darauf beharrte, dass die Nase falsch sei. Verdammte alte Krähe.
    Während er Gars stolzes, steinernes Profil betrachtete, stieg eine Woge von Melancholie in ihm auf. Ein scharfes Echo von Trauer. Dathne sagte, er solle nicht hierherkommen.
Lass die Toten ruhen und die Lebenden tanzen.
Das war ihr Motto. Aber er hatte es lange genug aufgeschoben, und hier war er nun.
    Mit einem Fingerschnippen beschwor er einen Hocker herauf, um sich hinzusetzen. Es gab schließlich keinen Grund, warum er es sich nicht bequem machen sollte, oder? Mit noch immer heftig hämmerndem Herzen kippte er den Hocker auf zwei Beine, bis er ein prekäres Gleichgewicht erreichte. »Wir hatten heute Morgen ein wenig Regen. Regen, der ganz von allein gefallen ist, ohne meine Einmischung.« Er schüttelte den Kopf. »Regen ohne Magie, so wie wir alle übereingekommen sind. Hättet Ihr je gedacht, dass wir etwas Derartiges erleben würden? Kein Wettermachen mehr. Also, das ist wirklich bemerkenswert…«
    Die Menschen aus der Stadt hatten in der Straße getanzt wie Kinder, während die taubengrauen Wolken, die von niemandem heraufbeschworen worden waren, sich ohne Hass oder Zorn entluden. Er und Dathne hatten das Treiben lächelnd beobachtet. Er lächelte auch jetzt wieder bei der Erinnerung, dann wurde er schnell ernst; grimmigere Erinnerungen lauerten dicht unter der Ober– fläche. Manchmal glaubte er, dass sie niemals tiefer sinken würden. »Alles ist jetzt anders, Gar. Alles hat sich verändert. Zum Besseren, hoffe ich, obwohl ich nicht leugne, dass es eine Spur unwägbar ist. Die verdammte Politik. Es gibt jede Menge von Euch Doranen, die der Meinung sind, die Dinge sollten wieder so werden, wie sie es waren. Anscheinend haben sie Mühe, sich an olkische Magie zu gewöhnen. Nur gut, dass ich Holze auf meiner Seite habe. Ein Glück, dass Nix und einige Heiler aus dem Zirkel ihn zusammengeflickt und am Leben erhalten haben. Er ist der königliche Barlsmann. Die Leute hören zu, wenn er spricht. Er hat das Königreich zusammengehalten, schätze ich, er und seine Geistlichen. Sie haben dafür gesorgt, dass die Leute nicht den Verstand verloren.«
    Er kippte den Hocker zurück auf den gepflasterten Boden. Dann stand er auf, die Arme vor der Brust verschränkt, und begann auf und ab zu gehen. »Wir haben viele Menschen verloren, Gar. Deine Leute wie meine. Die Stürme haben jeden Zoll des Königreichs verwüstet, geradeso wie der Zirkel es gesagt hat.« Er verzog das Gesicht und fügte hinzu: »Von Conroyds Familie hat niemand überlebt. Traurig, aber ich leugne nicht, dass es das Leben einfacher macht. Es gibt jetzt kein Gezänk mehr über Kronen. Und anscheinend habe ich keine Brüder mehr, außer einem. Sie sind den Riesenwellen zum Opfer gefallen, als das Drachenzahnriff barst. Wild und voller Grimm waren diese Wellen, sagen die Leute. Höher als Baumwipfel und schneller als ein galoppierendes Pferd. Sie haben die Häfen und die ganze Küste überschwemmt. Der größte Teil von Rest– harven ist jetzt verschwunden, ebenso wie Westjammer, Achsiepen und die Struanhöhlen.«
    Die Spielplätze seiner Kindheit, zerschmettert zu Schutt und Feuerholz. Er war noch nicht dorthin gefahren. War sich nicht sicher, wann – oder ob – er es tun würde. Das Königreich wieder auf die Beine zu bringen, war eine Aufgabe, die seine ganze Zeit verschlang, und außerdem waren da noch all die Überlebenden, die nach Antworten suchten. Was konnte er ihnen sagen? Wie konnte er es erklären?
    Nicht einmal der Unschuldige Magier konnte jeden retten.
    Er schüttelte den Kopf. »Jervale allein weiß, wie Zeth überlebt hat, aber wenn irgendjemand es schaffen konnte, dann er. Ich habe eine Nachricht geschickt und ihm mitgeteilt, dass er und der Rest der Familie hierherkommen könnten. Dass sie uns alle willkommen seien. Die Leute, die für mich gesprochen haben, sagten, er habe lediglich ausgespuckt und sei davongegangen. Hm, nun ja. Das ist typisch für den verdammten Zeth.«
    Mit einem Achselzucken und einem Rucken seines Kinns wischte er diese Erinnerung beiseite.
    »Und Jed hat ebenfalls überlebt, Barl segne ihn. Er wohnt jetzt hier bei uns. Werkelt die meisten Tage in den Ställen und auf den Weiden herum.
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher