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Knochenfunde

Knochenfunde

Titel: Knochenfunde
Autoren: Iris Johansen
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hier ist, wie sehr du Bonnie liebst.« Jane richtete die Blumen in der Vase. »So. Eigentlich wollte ich das Ahornlaub wegharken, aber dann fand ich die rote Farbe so hübsch. Es sieht aus wie eine warme Decke.«
    »Ja, das stimmt.« Eve betrachtete die Herbstblätter. Eine Decke für Bonnie. Das klang nach zu Hause und nach Schutz vor Gefahr.
    Nach allem, was sie sich für ihre Tochter gewünscht hatte.
    »Ist das in Ordnung?«, fragte Jane.
    »Es ist wunderschön.« Eve schluckte. »Habe ich dir in letzter Zeit schon mal gesagt, wie sehr ich dich liebe, Jane?«
    »Das brauchst du mir nicht zu sagen.« Ohne Eve anzusehen,
    sprang Jane auf. »Wahrscheinlich denkst du dauernd, du würdest mir was vorenthalten oder so was. Du brauchst mich nicht genauso sehr zu lieben wie Bonnie. Das erwarte ich nicht.«
    »Aber ich liebe dich ebenso sehr wie Bonnie… nur auf andere
    Weise.«
    »Alles klar. Wir treffen uns am Auto. Vielleicht können wir uns ein Video ausleihen, wenn wir schon mal in der Stadt sind, jetzt wo du mit Carmelita fertig bist. Joe sagt, er möchte sich gern diesen neuen Science-Fiction-Streifen ansehen.« Sie lief los, dicht gefolgt von Toby.
    Es gab immer noch ein paar Probleme, aber sie waren schon weit gekommen. Ihre Beziehung war stark, und Eve zweifelte nicht daran, dass sie nach und nach alle Probleme lösen würden.
    Zeit, sich auf den Weg zu machen. Sie schaute auf das Grab hinunter. »Auf Wiedersehen, Bonnie«, flüsterte sie. Dann drehte sie sich um und machte sich auf den Rückweg.
    Plötzlich lief ihr ein eiskalter Schauer über den Rücken.
    Sie fuhr herum und schaute den Hügel hinauf. »Bonnie?«
    Nichts. Kein Laut. Kein Rascheln in den Bäumen…
    Und dennoch, da war doch… irgendetwas?
    Einbildung. Wahrscheinlich war sie einfach überarbeitet. Bonnie machte ihr nie Angst…
    »Eve!« Jane winkte ihr von weitem zu. »Toby hat ein Eichhörn-
    chen auf einen Baum gescheucht. Oder vielleicht ist es auch ein Waschbär. Komm her und sieh es dir an.«
    Eve eilte den Hügel hinunter. »Ich komme.«
    Zwei

    Das Kind könnte der Schlüssel sein.
    Jules Hebert zog sich ins Gebüsch zurück, als Eve sich vom Grab entfernte. Ihr Gesichtsausdruck hatte ihm alles gesagt. Sie war eine Mutter, und sie strahlte die Liebe, die Aufopferungsbereitschaft und die Zärtlichkeit aus, die allen Müttern eigen war. Der Tod eines Kindes konnte eine Mutter fast zu allem motivieren.
    Jane MacGuire?
    Die Vorstellung drehte ihm den Magen um. Kinder zu töten lag
    ihm nicht. Er blieb stehen und lehnte sich am Fuß des Hügels an eine Birke. Er konnte es tun. Er konnte alles tun, was er tun musste. Er hatte es bewiesen.
    Aber vielleicht war es ja gar nicht nötig. Er musste einen klaren Kopf bekommen und nachdenken. Musste er es wirklich tun? Würde es ihn überhaupt zum Ziel führen? Die Situation war kritisch, aber wäre es nicht besser, nach anderen Möglichkeiten zu suchen? Jeder hatte Geheimnisse. Angenommen, er suchte und forschte so lange, bis er alles über das Leben dieser Leute wusste. Darin war er schon immer gut gewesen. Möglicherweise würde er irgendwann auf etwas stoßen, das ihm nützlich sein konnte…
    Das würde allerdings dauern.
    Nicht, wenn er sich mit aller verfügbaren Energie in die Aufgabe stürzte. Er bewunderte Eve Duncan. Mit ihrer Kraft und ihrer Intelligenz erinnerte sie ihn an seine Mutter. Ein paar Tage würde er noch warten können.
    Boca Raton.
    Drei Tage. Sich mehr Zeit zu lassen, wäre verantwortungslos. Er würde sich drei Tage Zeit lassen, um eine andere Lösung zu finden.
    Dann würde er das Mädchen töten müssen.
    »Ich muss mit dir reden.« Janes Stimme klang unsicher. »Hast du einen Augenblick Zeit, Eve?«
    »Nein, ich habe jetzt keine Zeit, um – « Als Eve von ihrer Arbeit an dem Schädel aufblickte, sah sie, dass Jane ganz blass war. »Was ist los? Ist Toby etwas passiert?«
    »Nein, Toby geht es gut.« Jane leckte sich die Lippen. »Ich wusste nicht, was ich tun sollte. Erst wollte ich mit Joe darüber sprechen, aber eigentlich geht es dich an… Ich hab versucht, es wegzumachen, aber es ging nicht. Andererseits wollte ich nicht, dass du hingehst und es entdeckst – ich musste es dir einfach sagen.«
    »Wovon redest du, Jane?«
    »Komm mit.« Jane ging auf die Tür zu. »Du musst es dir anse-
    hen.«
    »Was denn?«
    »Bonnie…«
    »Was – «
    Aber Jane war bereits die Verandastufen hinuntergesprungen und rannte den Weg entlang.
    »Jane!«
    Eve lief ihr nach, doch sie
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