Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Knochenfunde

Knochenfunde

Titel: Knochenfunde
Autoren: Iris Johansen
Vom Netzwerk:
Inhalt des Sargs beschädigen.
    »Ich hab sie bezahlt. Sie sind weg«, sagte Etienne, der in der Tür stand. Er kam auf Jules zu, den Blick auf den Sarg gerichtet. »Er sieht so seltsam aus, wie er da steht… Wir haben’s geschafft, nicht wahr?«
    Jules nickte. »Ja, wir haben’s geschafft.«
    Etienne schwieg einen Augenblick. »Du warst sauer auf mich,
    aber jetzt verstehst du alles, nicht wahr?«
    »Ja, ich verstehe es.«
    »Gut. Jetzt haben wir das Ding hier. Wir haben es zusammen geschafft.« Etienne legte liebevoll einen Arm um Jules’ Schultern.
    »Das gibt mir ein gutes Gefühl. Dir auch?«
    »Nein.« Jules schloss die Augen, um den Schmerz zu unterdrü-
    cken. »Kein gutes Gefühl.«
    »Weil du dir zu viele Gedanken machst. Aber das ist jetzt vorbei.«
    »Nicht ganz.« Jules öffnete die Augen. Sie waren voller Tränen.
    »Habe ich dir jemals gesagt, wie sehr ich dich liebe, was für ein guter Bruder du mir immer gewesen bist?«
    Etienne lachte. »Wenn du das getan hättest, hätte ich angefangen, mir Gedanken zu machen. Du bist nicht der Typ, der viele Worte – «
    Seine Augen weiteten sich, als er die Pistole in der Hand seines Bruders erblickte. »Was hast du – «
    Jules schoss ihm mitten ins Herz.
    Ein Ausdruck der Fassungslosigkeit gefror auf Etiennes Gesicht, als er zu Boden stürzte.
    Auch Jules konnte es nicht fassen. Großer Gott, mach diesen Augenblick ungeschehen.
    Nein, lieber nicht, denn er würde es wieder tun müssen.
    Jules sank neben Etienne auf die Knie und nahm ihn in die Arme.
    Tränen liefen ihm über die Wangen, während er ihn sanft wiegte.
    Kleiner Bruder. Kleiner Bruder…
    Kontrolle. Bevor er sich der Trauer hingeben konnte, musste er noch eine Sache erledigen. Das Motorboot, mit dem die Männer auf dem Rückweg waren, müsste inzwischen den Sumpf verlassen und
    die breiteste Stelle des Flusses erreicht haben.
    Er suchte in seiner Hosentasche nach dem Schalter und drückte auf den roten Knopf. Er konnte die Explosion nicht hören, aber er wusste, dass sie stattgefunden hatte. Die Sprengladung hatte er eigenhändig angebracht, und er machte nie Fehler. Es würde keine Überlebenden geben und auch keine Beweise.
    Es war erledigt.
    Jules schaute Etienne an und schob ihm zärtlich die Haare aus der Stirn. Schlaf, kleiner Bruder. Er hoffte inständig, dass Etienne seinen Frieden gefunden hatte. Zum Glück war es zu dunkel in der Kirche, um das Entsetzen in Etiennes Gesicht zu sehen.
    Nein, die Kirche war gar nicht so dunkel. Es war der große,
    dunkle Sarg, der seinen Schatten über Jules und Etienne warf.
    Der seinen Schatten über die ganze Welt warf.
    »Nein, Senator Melton«, sagte Eve bestimmt. »Ich bin nicht interessiert. Ich habe so viel Arbeit, dass ich bis zum Ende des Jahres beschäftigt sein werde. Ich möchte mir nicht noch mehr aufhalsen.«
    »Es wäre uns eine enorme Hilfe, wenn Sie Ihre Meinung ändern
    könnten. Die Situation ist äußerst heikel, und wir brauchen Ihre Hilfe.« Der Senator zögerte. »Und als Bürgerin dieses Landes ist es Ihre patriotische Pflicht – «
    »Kommen Sie mir nicht mit so einem Blödsinn«, fiel Eve ihm ins Wort. »Jedes Mal, wenn irgendein Bürokrat vorrangig behandelt werden will, zückt er diese Trumpfkarte. Sie haben mir noch nicht mal gesagt, worum es überhaupt geht bei diesem Auftrag. Ich weiß nur, dass ich mein Heim und meine Familie verlassen und nach Baton Rouge fahren müsste. Ich kann mir keinen Auftrag vorstellen, der wichtig genug wäre, mich dazu zu bewegen.«
    »Ich sagte Ihnen ja bereits, die Situation ist sehr heikel und streng geheim, und ich bin nicht befugt, mit Ihnen darüber zu diskutieren, solange Sie sich nicht bereit erklärt haben – «
    »Suchen Sie sich jemand anderen. Ich bin nicht die einzige Gesichtsrekonstrukteurin auf der Welt.«
    »Aber Sie sind die Beste.«
    »Bloß weil die Presse so viel Wirbel um mich macht, bedeutet
    das noch lange nicht, dass – «
    »Sie sind die Beste. Falsche Bescheidenheit passt nicht zu Ihnen.«
    »Meinetwegen, ich bin verdammt gut.« Sie holte tief Luft. »Aber ich stehe nicht zur Verfügung. Holen Sie sich Dupree oder McGil-van.« Sie legte auf.
    Joe blickte von seinem Buch auf. »Melton schon wieder?«
    »Der ist wirklich hartnäckig. Gott bewahre mich vor Politikern.«
    Eve trat an den Sockel und glättete den Ton über dem Schädel. »Die sind so was von großkotzig.«
    »Melton steht im Ruf, ein ziemlich nüchterner Typ zu sein. Auf jeden Fall ist er sehr beliebt.
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher