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Knochenbett: Kay Scarpettas 20. Fall (German Edition)

Knochenbett: Kay Scarpettas 20. Fall (German Edition)

Titel: Knochenbett: Kay Scarpettas 20. Fall (German Edition)
Autoren: Patricia Cornwell
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fotografiert worden ist, kann ich mühelos als eine Seite der
Grande Prairie Herald-Tribune
identifizieren, Emma Shuberts Lokalzeitung, während sie im letzten Sommer in der Peace Region im nordwestlichen Kanada gearbeitet hat. Ein Datum erkenne ich nicht, nur den Teil eines Artikels über den Bergkiefernkäfer.
    Was willst du von mir?
    Ich arbeite mit dem Verteidigungsministerium zusammen, genauer genommen mit den Armed Forces Medical Examiners, abgekürzt AFME , der Rechtsmedizin des Militärs. Das heißt, dass mein Zuständigkeitsbereich zwar die gesamten Vereinigten Staaten umfasst, aber eindeutig nicht Kanada. Falls Emma Shubert ermordet wurde, werde ich den Fall nicht untersuchen, außer ihre Leiche wird Tausende von Kilometern südöstlich vom Schauplatz ihres Verschwindens aufgefunden, und zwar hier in dieser Gegend.
    Wer also hat mir das hier geschickt, und was soll ich davon halten oder deshalb unternehmen? Vielleicht das, was ich seit gestern Abend um halb sieben tue.
    Die Strafverfolgungsbehörden verständigen, grübeln, zornig sein und mich hilflos fühlen.
    An der Tür des forensischen Computerlabors nebenan öffnet sich klickend ein biometrisches Schloss. Also nicht Toby oder ein anderer Ermittler, sondern meine Nichte Lucy, eine freudige Überraschung, mit der ich nicht gerechnet habe. Denn ich hatte gehört, dass sie mit dem Helikopter wegfliegen wollte, vielleicht nach New York, doch ich bin nicht sicher. In letzter Zeit war sie sehr damit beschäftigt, ihr
Landhaus
einzurichten, wie sie das gewaltige Anwesen nennt, das sie nordwestlich von hier, in Lincoln, gekauft hat. Außerdem fliegt sie ständig zwischen Texas und hier hin und her, um ihren neuen zweimotorigen Hubschrauber registrieren zu lassen, der vor kurzem geliefert worden ist. Sie hat alle Hände voll zu tun und sagt, ich könne ihr nicht dabei helfen. Meine Nichte hat ihre Geheimnisse. Das war schon immer so, und es entgeht mir nie.
    Bist du es?,
schicke ich ihr eine SMS .
Kaffee?
    Im nächsten Moment steht sie in meiner offenen Tür, schlank und ausgesprochen durchtrainiert in einem engen schwarzen T-Shirt, einer Cargohose aus schwarzer Seide und schwarzen Lederturnschuhen. An ihren kräftigen Unterarmen und Handgelenken treten die Adern hervor. Ihr rötliches, gesträhntes Haar ist noch feucht vom Duschen. Sie sieht aus, als käme sie gerade aus dem Fitnesscenter und sei unterwegs zu einem Rendezvous mit jemandem, den ich nicht kenne. Und dabei ist es noch nicht einmal sieben Uhr morgens.
    »Guten Morgen.« Ich spüre wieder, wie sehr ich mich freue, wenn sie hier ist. »Ich dachte, du fliegst weg.«
    »Du bist früh hier.«
    »Es haben sich histologische Proben angesammelt, die ich abarbeiten muss, was ich aber wahrscheinlich nicht schaffen werde«, erwidere ich. »Außerdem muss ich heute Nachmittag zum Gericht. Der Fall Mildred Lott, oder vielleicht sollte ich besser sagen, das Spektakel Mildred Lott. Mich zu einer Aussage zu zwingen, ist nichts weiter als Theater.«
    »Es könnte mehr dahinterstecken.« Auf Lucys hübschem Gesicht malt sich ein ziemlich besorgter Ausdruck.
    »Ja, es wird möglicherweise peinlich. Eigentlich rechne ich sogar damit.« Ich sehe sie neugierig an.
    »Nimm auf jeden Fall Marino mit.« Sie ist mitten auf dem dunkelgrauen Teppich stehengeblieben und späht in die geodätische Glaskuppel hinauf.
    »Wahrscheinlich warst du es, die ich in der letzten Stunde hier habe herumlaufen hören«, bohre ich weiter. »Ich hatte schon befürchtet, es könnte ein Unbefugter im Haus sein.« Das ist meine Methode, sie zu fragen, was mit ihr los ist.
    »Ich war es nicht«, entgegnet sie. »Ich bin gerade erst angekommen und wollte nur rasch etwas nachschauen.«
    »Keine Ahnung, wer sonst noch hier sein könnte und wer Dienst hat«, füge ich hinzu. »Also warst du es nicht? Aber was könnte jemand von der Nachtschicht in dieser Etage wollen?«
    »Marino ist der Übeltäter. Zumindest diesmal. Mich wundert, dass du seine Spritschleuder auf dem Parkplatz nicht bemerkt hast.«
    Ich spare mir die Antwort, dass da gerade die Richtige redet. Meine Nichte würde nie etwas fahren, was weniger als 500   PS hat, für gewöhnlich V 12 -Motoren, vorzugsweise italienisch, obwohl ihre letzte Neuererwerbung britischer Herkunft ist. Das glaube ich zumindest, könnte mich aber auch irren. Luxuskarossen sind nicht mein Spezialgebiet. Außerdem habe ich nicht so viel Geld wie sie und würde es auch nicht für Ferrari und Helikopter
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