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Knochenbett: Kay Scarpettas 20. Fall (German Edition)

Knochenbett: Kay Scarpettas 20. Fall (German Edition)

Titel: Knochenbett: Kay Scarpettas 20. Fall (German Edition)
Autoren: Patricia Cornwell
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»Ich verstehe nur nicht, warum du Hemmungen hattest, es mir zu erzählen. Könntest du die Zwiebeln und die Pilze aus Kühlschrank eins holen? Wir müssen sie dünsten und abgießen, um die Flüssigkeit zu entfernen.«
    »Ich hatte Angst, dass das Unglück bringen könnte«, erwidert sie. »Zuerst wollte ich sicher sein, dass es klappt. Meistens klappt es nämlich nicht, wenn man eine alte Beziehung wieder aufwärmt.« Sie fördert Schneidebrett und Messer zutage. »Ich weiß, dass du glaubst, immer absolut alles erfahren zu müssen. Aber manchmal muss ich mein eigenes Leben führen und mit meinen Gefühlen allein klarkommen.«
    »Ich glaube wirklich nicht, dass ich immer alles erfahren muss.« Ich befördere den dritten Pizzaboden in eine Pfanne. »Wenn das so wäre, könnte ich meine Ehe wahrscheinlich vergessen.«
    Ich habe Benton zum letzten Mal gestern in meinem Büro gesehen. Douglas Burke habe ich selbst obduziert, weil ich das für meine Pflicht hielt. Benton hat zwar nicht direkt zugesehen, war jedoch die ganze Zeit über im Autopsiesaal. Hauptsächlich wollte er wissen, ob sie sich gewehrt oder überhaupt versucht hat, sich zu verteidigen. Burke war mit einer Neun-Millimeter-Pistole bewaffnet, und Benton begreift einfach nicht, was sie daran gehindert haben könnte, diese auch zu benutzen.
    Aber sie hat nur auf die verdammte Tür geschossen, und das noch dazu miserabel,
sagte er immer wieder.
    Nach den Dellen und Einschusslöchern in Tür und Türrahmen zu schließen, hat sie auf das Schloss gezielt.
    Warum, zum Teufel, hat sie den Kerl nicht abgeknallt?
Diese Frage hat Benton sicher ein dutzendmal gestellt. Und ich habe ihm immer wieder erklärt, was für alle anderen offensichtlich ist.
    Burke hatte sich so auf Channing Lott versteift und war derart überzeugt von ihren eigenen Theorien, dass sie nicht den geringsten Verdacht geschöpft hatte. Sie hat nicht geahnt, dass Al Galbraith der Mörder war, bis der sie in diesen fensterlosen Raum geführt hat. In einem unbenutzten Lagerhaus mit verriegelbaren Kühlkammern und einer in die Backsteinwand eingelassenen Düse, das er in eine Hinrichtungsstätte verwandelt hatte. Das Trockeneisgebläse befand sich auf der anderen Seite der Wand, und dort hat Galbraith es dann eingeschaltet, eine gnadenlose Hochleistungsmaschine mit einem Tank, groß genug für eine ausreichende Menge Trockeneispellets, um stundenlang gefrorenes CO 2 auszustoßen.
    Galbraith hatte das Gerät bereits auf niedrigste Stufe geschaltet, denn es sollte nicht dem Zweck dienen, Schimmelschichten, Schlämme, Fett, Farbreste, Lacke oder Rost zu entfernen. Er hat diese Riesenmaschine nicht dazu benutzt, das Innere von Weinfässern zu reinigen, sondern um Menschen zu töten, und zwar indem er es mit einem geringen Druck von zwanzig Kilo pro Quadratzentimeter und einem Ausstoß von dreißig Kilo Trockeneispellets in der Stunde laufen ließ. Auf diese Weise stieg der Kohlendioxidpegel im Raum langsam, während die Temperatur immer weiter sank. Der Lärm des Gebläses muss ohrenbetäubend gewesen sein.
    Douglas Burke hat sich nicht gegen ihn gewehrt, weil sie keine Chance hatte. Vermutlich hat er sie überlistet, damit sie den Raum betrat, und dann die Tür hinter ihr abgeschlossen. So blieb ihr nichts anderes übrig, als sich den Weg freizuschießen. Sie hat zwar ihr ganzes Magazin leergefeuert, es aber nicht geschafft, die Tür zu öffnen. Wahrscheinlich hatte sie auch nicht viel Zeit.
    Ich kann nicht feststellen, wie lange sie noch gelebt hat. Doch als wir sie fanden, begann sie bereits zu gefrieren. Sie war in diesem eiskalten, sauerstofffreien Raum praktisch tiefgekühlt worden. In der Mitte des mit rötlichen Partikeln bedeckten Betonbodens stand ein Stuhl. Benton vermutet, dass Galbraith Peggy Stanton dort hingesetzt hat, um sie zu beschimpfen. Ebenso wie Mildred Lott, mit der er zwar keinen privaten Umgang hatte, die ihn jedoch seiner Aussage beim FBI zufolge behandelt hat
wie einen Liliputaner.
     
    Als Benton eintrifft, ist es schon kurz vor zehn. Sock rappelt sich auf und trottet zur Seitentür. Quincy läuft ihm nach, und ich freue mich, dass die beiden sich vertragen. Der Mond schwebt, klein und weit entfernt, über den Dächern hinter unserem Haus in Cambridge. Das französische Buntglasfenster im Treppenhaus ist hell erleuchtet, so dass die Waldszenen strahlen wie Edelsteine, als Benton und ich im Garten sitzen. Die niedrige Steinmauer rings um den Magnolienbaum ist kalt, und ich
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