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Knallhart nachgefragt - Die populaersten Mythen und Irrtuemer

Knallhart nachgefragt - Die populaersten Mythen und Irrtuemer

Titel: Knallhart nachgefragt - Die populaersten Mythen und Irrtuemer
Autoren: Walter Schlegel
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bekommt eine kleine Dosis des Virus injiziert, gegen das man sich zukünftig und mit der Impfung schützen möchte. Diese kleine Dosis dient dazu, dass der Körper bzw. das Immunsystem mit dem Fremdviren in Kontakt gerät und Abwehrstoffe bilden kann. Nach wenigen Tagen oder Wochen hat der Körper ausreichend Abwehrstoffe gebildet und das Immunsystem ist mit dem Virus oder dem Erreger soweit vertraut, dass es jetzt bei einem neuerlichen Kontakt den Körper und das Immunsystem schützen kann. Die gewünschte Wirkung ist eingetreten. Sie kennen das sicher nicht nur aus Ihrer Kindheit, sondern auch daher, wenn Sie eine Reise in bestimmte Länder antreten möchten, in denen es Krankheiten gibt, die es in Deutschland nicht gibt oder mit deren Erregern Sie in Deutschland nicht in Verbindung kommen können. So gibt es je nach Urlaubsland immer wieder verschiedene Impfhinweise und Empfehlungen. Man bereitet das eigene Immunsystem darauf vor, dass ein Erreger in den Körper eindringen kann, den es bislang noch nicht kennt. Man kann also das Immunsystem mit einer Art 'Datenbank' vergleichen, die im Laufe der Zeit Informationen zu Erregern sammelt und mit diesen Informationen wirksame Abwehrstoffe entwickelt. Dringt dann ein Fremdkörper in das System ein, wird seine Struktur mit den bereits vorhandenen Informationen abgeglichen und der entsprechende Abwehrmechanismus ausgelöst.
     
    Um den Mythos von dem 'möglichst sterilen Heim und seinem Nutzen für das Kind' zu entlarven muss man im Extremen denken und ein kleines 'Gedankenexperiment' anstellen: Stellen Sie sich die Extremsituation vor, dass ein Kind in einer vollkommen sauberen, keimfreien Umgebung aufwächst und älter wird. Ein Raum, in dem nur gefilterte Luft eindringt, die Besucher Schutzanzüge tragen und alles vollkommen frei ist von Fremdstoffen. Das Immunsystem kommt nie in Kontakt mit Bakterien, Keimen oder der Natur sondern ist immer nur in steriler Umgebung. Selbst im Kontakt zu Mitmenschen werden keine Keime übertragen und alles ist perfekt sauber. Dieses Immunsystem lernt nie die flüchtigen Erreger, Keime, Bakterien oder Fremdstoffe von außen kennen und kann folglich keine Abwehrstoffe bilden. Wenn dann diese Umgebung genommen wird und das Kind kommt das erste Mal in Verbindung mit Viren, zum Beispiel Erkältungsviren, dann werden diese Viren einen deutlich extremeren Krankheitsverlauf hervorrufen, als bei einem Menschen, dessen Immunsystem bereits in Verbindung mit diesen Erregern kam und über Abwehrstoffe verfügt.
     
    Zahlreiche Studien in den vergangenen Jahren konnten beweisen, dass Menschen, die in ländlichen Umgebungen aufgewachsen sind, deutlich weniger Anfälligkeiten gegenüber Pollen zeigen als Menschen, die in städtischen Umgebungen groß wurden. Das liegt aber nicht an den möglichen schädlichen Umwelteinflüssen, die der anfälligere Mensch in der Stadt ausgesetzt ist, sondern vielmehr daran, dass der in einer ländlich geprägten Umgebung aufgewachsene Mensch bereits sensibilisiert gegenüber den Pollen ist und ausreichend Abwehrstoffe bilden konnte. Für ihn sind diese Pollen keine Fremdstoffe mehr und lösen folglich auch nicht Heuschnupfen aus. Sein Immunsystem kennt diese Stoffe und konnte sich im Lauf der Jahre daraufhin 'konditionieren', also vorbereiten. Aber das gilt nicht nur für Heuschnupfen & Co., sondern auch für viele Arten von Allergien: Diese Allergien bedeuten eine Reaktion des Immunsystems auf einen Stoff, gegen das es keine Abwehrstoffe hat oder mit dem es nicht vertraut ist.
     
    Die teilweise hysterische Reaktion von einigen Eltern, wenn das eigene Kleinkind mal im 'Dreck' spielt, ist daher nicht immer nur positiv, sondern verhindert vielmehr, dass das Kind sich und sein Immunsystem konditionieren kann und entsprechend 'abhärtet'. Entzieht man dem Immunsystem, diese Abhärtung frühzeitig durchzuführen, dann riskiert man die späteren sogenannten 'Volkskrankheiten' wie Heuschnupfen, übermäßige Anfälligkeit für Umgebungsallergien (z.B. Hausstauballergie).
     
    Ein übermäßiges Verwenden von Desinfektionsmitteln im Haushalt erzeugt dabei eine ähnliche Konditionierung, nur in dem Fall dafür, dass das Immunsystem durch das Fehlen der üblichen Erreger und normalerweise vorhandenen Keime (das hört sich gefährlicher oder böser an, als es ist) signalisiert bekommt, die Erreger gehen zurück und es werden weniger Abwehrstoffe benötigt. Ein nicht unbedingt positiver Effekt, wie Sie jetzt
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