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Klickpfiff

Klickpfiff

Titel: Klickpfiff
Autoren: William Jon Watkins
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die einem Mann einen Platz in der Geschichte einräumte, wenn er Glück genug hatte, diesen Ausspruch an einem wesentlichen Punkt in der Entwicklung einer Kultur zu tun. Er hatte die Worte sorgsam gewählt, und jeder in dem Raum wußte das. Allein Pearson hatte die Kühnheit, es nicht dabei zu belassen.
    „Haben Sie mich nur entführen lassen, um den aufrechten Mann zu spielen, Euer Exzellenz?“ antwortete Pearson.
    Die Tischrunde erstarrte wie ein Mann; aus dem Lächeln Seiner Exzellenz verschwand die Wärme. Das war nicht das erste Mal, daß Seine Exzellenz eine Bemerkung Pearsons aus den Aufzeichnungen hatte löschen lassen müssen. In seinem inneren Buch der Verdammten notierte er eine weitere kleine Schuld für die Psychopathologen.
    Seine Exzellenz aber war nicht ein Mann, der zornig wurde. Er sprach weiter, als sei nichts Besonderes gesagt worden. „Doktor, Sie haben eine Menge Versuche mit Delphinen durchgeführt.“ Pearson zuckte zusammen; die Augen des sterbenden Delphins erschienen einen Moment lang vor ihm. Er konnte sich nie daran erinnern, ob es der zweite oder der vierte gewesen war, der ihn so bedauernd und vorwurfsvoll angesehen hatte, aber es war ein Blick gewesen, den er nie vergessen konnte. „Wir benötigen Ihr Wissen“, fuhr Seine Exzellenz fort.
    Pearson schüttelte den Kopf. „Ich habe seit acht Jahren nicht mehr mit einem Delphin gearbeitet.“
    Seine Exzellenz lächelte ihm wie einem Komplizen zu. „Sie sind zu bescheiden, Doktor. Kein Mensch auf der Welt weiß mehr über Delphine als Sie. Die Delphin-Reihe hätte ohne Ihre Forschung nie gebaut werden können. Ohne Ihre Arbeit wäre Westhem praktisch ohne Verteidigung.“
    „Ich habe mit Delphinen gearbeitet, nicht an Schiffen oder Waffen!“ sagte er voll Bitterkeit.
    Seine Exzellenz zuckte die Achseln. Das Judaslächeln war wieder auf seinem Gesicht. „Vielleicht“, sagte er. „Die Waffensysteme würden aber ohne die Schiffe nicht funktionieren, die mit der Hilfe Ihrer Entdeckungen gebaut wurden.“ Pearson zuckte wieder zusammen. Seine Exzellenz sprach weiter. „Sicher, viele von den Männern an diesem Tisch tragen gemeinsam die Verantwortung für die Finanzierung Ihrer Forschung.“ Der leise Hinweis auf die Komplizenschaft bei der Verwendung seiner Forschungsergebnisse entging Pearson nicht. Einst hatte er gedacht, daß der Zugang zu den Mächtigen, den sie ihm verschafften, ihm auch die Kontrolle über ihre Verwendung gestatten würde, aber das war lange her. Damals war er noch naiv gewesen.
    „Das muß ich mir für die Kriegs Verbrecherprozesse merken“, sagte er.
    Ein Mann, der eine gewisse Ähnlichkeit mit einer Bulldogge hatte, schob sich von seinem Platz hinter dem Stuhl Seiner Exzellenz nach vorn. „Dr. Pearson“, krächzte er „wissen Sie, was auf Hochverrat steht?“
    „Ungefähr so gut wie Sie wissen, was auf Völkermord steht, Mr. Kirby.“
    Seine Exzellenz winkte Kirby mit einem Finger auf seinen Platz zurück. Sein Lächeln war inzwischen eiskalt geworden. Einen Augenblick später war es ganz verschwunden. Pearson wartete darauf, daß die Karten auf den Tisch gelegt würden. Seine Exzellenz drückte auf einen Knopf in der Armlehne seines Sessels, und das Zimmer füllte sich mit Geräuschen.
    „Diese Daten und Angaben wurden von der Delphin IV an Außenposten acht in Übereinstimmung mit den Anweisungen übermittelt, die für direkt bevorstehende Zerstörung vom Oberkommando Seiner Exzellenz erlassen worden sind. Die direkte Übermittlung der Erinnerungsbänke des Systems war unvollständig- Die Übertragung wurde durch elektrische Störfelder unterbrochen; sie war lückenhaft, und Verzerrungen der Perry-Wellen verhinderten die Reproduktion der visuellen Angaben.“
    Die Stimme verstummte, und die erste Unterhaltung von Flushing mit dem Computer fing an.
    Als die Übertragung mit dem Knistern von Ausrüstungsgegenständen aufhörte, die sich in Dampf auflösten, sah Seine Exzellenz Pearson an. Pearson schüttelte ungläubig den Kopf. „Sie nehmen doch wohl nicht im Ernst an, daß Delphine ein Atom-U-Boot in die Luft gejagt haben?“
    Seine Exzellenz starrte Pearson einen Moment lang durchdringend an und erwog die Notwendigkeit, die Bemerkung löschen zu lassen. Selbst wenn kein sarkastischer Ton in der Stimme mitgeschwungen hatte, war die Frage doch zu absurd, um etwas anderes als Sarkasmus zu sein. „Dr. Pearson, wir sind der Meinung“, sagte er streng, „daß die gleiche Kraft, die sich der
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