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Kleines Lexikon psychologischer Irrtümer - von Abhängigkeit bis Zwangsneurose

Kleines Lexikon psychologischer Irrtümer - von Abhängigkeit bis Zwangsneurose

Titel: Kleines Lexikon psychologischer Irrtümer - von Abhängigkeit bis Zwangsneurose
Autoren: Gütersloher Verlagshaus
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gewusst hätte.« Auch eine Methode, Geld aus dem Fenster zu werfen.
    Gesprächstherapie, defokussierende
    Gesprächstherapeutische Methodik, die ganz bewusst auf Deutungen verzichtet. Stattdessen verbalisiert der Therapeut seine Fantasien zu den Problemen und zu der Persönlichkeit des Patienten. Hierdurch sollen Symptomfixierungen und Beziehungsblockaden gelöst werden.
    Hört sich hochakademisch an. Die Vertreter dieser »therapeutischen« Richtung wollen bewusst auf die Deutungshoheit der Tiefenpsychologie oder Analyse verzichten, ihre Spontan-Assoziationen und Bilder dem Patienten ungefiltert mitteilen, um ihn von seinen Sorgen und Nöten abzubringen, was dann als »defokussierend« bezeichnet wird. Erreicht wird dieses hohe Ziel, wie so viele hohe Ziele, so gut wie nie. Eher beschleicht den Patienten beim Zuhören der allegorischen Bilder des Therapeuten der nicht ganz unberechtigte Verdacht, ob dieser nicht selbst gehörig einen an der Waffel hat.
    Gespür
    Das Mega-Event der Therapiegesellschaft. Bei jeder Handlung im Alltag in sich hineinfühlen und spüren, was es gerade tatsächlich mit einem macht, ganz langsam tief ein- und ausatmen, erst den großen Zeh die Raumtemperatur spüren lassen, um sich allmählich bewusst zu werden, was das für den Tag bedeuten könnte. Dann vorsichtig aufstehen, ganz behutsam unter der Bettdecke die freie Zimmerluft wahrnehmen, um zur ganzheitlichen Morgengymnastik unter kinesiologischen Gesichtspunkten hinüberzugleiten.
    Gesund
    Ein Synonym für »Noch-nicht-genug-untersucht«. Durch großzügiges Abändern sogenannter »Normalwerte« können große Teile der Bevölkerung quasi über Nacht zu Patienten werden. Und psychiatrische Stilblüten oder Sprechblasen wie »Sissi-Syndrom«, »chronisches Verbitterungssyndrom« oder »pathologische Trauer« sind letztlich Produkte des medizinisch-psychiatrisch-industriellen Komplexes mit dem Ziel, normale Variationen des menschlichen Lebens in Erkrankungen umzuetikettieren, woraus natürlich Profit resultieren soll.
    Gesundheits-Coach
    Trainiert die klassischen Themen Ernährung, Bewegung, Entspannung und Stressbewältigung für die Gesunderhaltung. Arzt, Krankenschwester, Physiotherapeut, Ernährungsberater, Psychologe, Psychotherapeut, Ergotherapeut, Altenpflegerin, Heilpraktiker … Die Liste ließe sich beliebig fortsetzen. Eigentlich ausreichend, meinen Sie? Reicht aber in einer Zeit, in der Gesundheit zur Ersatzreligion geworden ist, noch lange nicht aus. Schließlich muss auch ein weiteres Auffangbecken für die Zeitgenossen gezimmert werden, deren intellektuelle Ausstattung für die bereits etablierten medizinischen Berufe nicht ausreicht. Der Gesundheits-Coach bekommt dann die Klientel, die er auch verdient hat, beispielsweise die Lehrerin mit Doppelnamen, die Fischverkäuferin mit höheren Ambitionen oder den viermal durch die Heilpraktikerprüfung gefallenen Taxifahrer.
    Gewalt-Krisen-Trauma-Coach
    Ein Trainer, der die Traumareaktion und insbesondere die Chronifizierung stoppen möchte.
    Warnung! Hier sollten sie bloß nicht auf die Couch gehen! Wer dem Opfer eines gewalttätigen Überfalls gegen Bezahlung Psychogequatsche anbietet, handelt wie ein Kurpfuscher, der Krebspatienten mit obskuren Heilmethoden abzockt. Diese zeitgeistlastigen Volltrottel à la Coach, die meinen, für jede seelische Notlage eine professionelle, natürlich
richtlinientreue Heilmethode kreiert zu haben, sollte man dorthin schicken, wo sie hingehören: in die Wüste.
    Gleichstellungsbeauftragte
    Wenn eine Terrierhündin sich gegenüber einem Pudelrüden im Nachteil sieht, trippelt sie zur Tierpsychologin. Diese nennt man Gleichstellungsbeauftragte.
    Geht auch noch boshafter. Wenn ein dusseliges Huhn sich bei einem eitlen Gockel nicht durchsetzen kann, wendet sie sich an ein noch dusseligeres Huhn. Dieses heißt ebenfalls Gleichstellungsbeauftragte.
    Gruppentherapie
    Wendet sich vorwiegend an Patienten mit Störungen der zwischenmenschlichen Beziehungen und des sozialen Verhaltens. Wer die Miene des Therapeuten nicht mehr sehen kann und mit seinen Problemen andere Menschen belästigen möchte, für den bietet sich die Gruppentherapie als ideales soziologisches Experimentierfeld an. Unter dem Motto »Gefühle merken und nutzbar machen« (der Euphemismus war schon immer der heimliche Gott der Psychologen), darf geärgert, provoziert und geflirtet werden. Und noch dazu umsonst! Wozu zahlt man schließlich Krankenkassenbeiträge?

H

    Hilfe,
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