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Kleines Lexikon psychologischer Irrtümer - von Abhängigkeit bis Zwangsneurose

Kleines Lexikon psychologischer Irrtümer - von Abhängigkeit bis Zwangsneurose

Titel: Kleines Lexikon psychologischer Irrtümer - von Abhängigkeit bis Zwangsneurose
Autoren: Gütersloher Verlagshaus
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Luft, Liebe, Räuschen und Ritualen. Doch die verhängnisvollsten Abhängigkeiten sind nicht die von Alkohol, Nikotin oder anderen Genussmitteln, sondern die sich schleichend entwickelnde Abhängigkeit von Therapeuten oder professionellen Beratern, ohne die die meisten Menschen zu einer eigenen Entscheidung kaum noch fähig sind.
    Abstinenz
    Langweiliger therapeutischer Ratschlag von humorlosen und staubtrockenen Vertretern der psychotherapeutischen Zunft, die schon in Kindheit und Jugend als nörgelnde Spielverderber auffielen.
    Achtsamkeit
    Die Therapeuten, die bei Hempels unterm Sofa aufgewachsen sind, besuchen nach dem Studium Kurse über Achtsamkeit und Empathie. Damit können sie ihre Patientinnen achtsam zur Couch führen, um dann gemeinsam fürsorgevoll und empathisch zu entspannen.
    Agrammatismus
    Ausdruck einer formalen Denkstörung in der Gruppe der Schizophrenien. Rein formal betrachtet. In Zeiten der Nivellierung und Egalisierung durchaus normale Kommunikationskultur in der sprachlichen Verarmung. Ein wesentlicher Baustein hierfür scheint mir die Rechtschreibreform zu sein, die nichts anderes war als eine Prostituierung mit der Mittelmäßigkeit.
    Alkoholismus
    Alkoholkonsum wird heute eingeteilt in moderaten, überdurchschnittlichen, riskanten und Hochkonsum. Wie spannend! Die Realität spricht eine andere Sprache. Goethe trank bis zu drei Liter Rotwein pro Abend, und sogenannten Suchtmedizinern fällt nichts Besseres ein, als die schillerndsten Gestalten der Geschichte wie Winston
Churchill, Humphrey Bogart oder Edith Piaf (die Liste ließe sich beliebig fortsetzen) zu Alkoholikern abzustempeln. Die inspirierendsten Werke der Weltliteratur wären ohne den Einfluss von Alkohol wahrscheinlich gar nicht erst entstanden.
    Alternative Psychiatrie
    Steigerung der schon bestehenden Begriffsverwirrung in der psychiatrischen Disziplin. Intellektuell auf dem Niveau von Schamanismus, Knochen-in-die-Luft-Werfen und Kaffeesatzlesen. Verursacht mehr Neuerkrankungen als Heilungen, was wiederum der schulmedizinischen Psychiatrie zugutekommt.
    Ambivalenz
    Der Luxus vieler Menschen, nicht zu wissen, was man eigentlich möchte. Wird es dann doch einmal gewusst, kann ohne ein reflektierendes, supervidierendes und natürlich empathisch-therapeutisches Gesprächssetting keine eigene Entscheidung getroffen werden. Ambivalenz ist der Motor der Beratungsindustrie, die in schulmedizinischer Verkleidung als Psychotherapie erstrahlt. Die an sie gestellten Erwartungen erfüllen sich so gut wie nie.
    Anamnese, biografische
    Hinsichtlich der Kausalität reichlich überbewertete Befragung des Patienten nach seiner Lebensgeschichte. Die Theorien der psycho-mythologischen Mottenkiste können hierbei gut angewendet werden, und Psychotraumatologen bekommen mit dem Patienten die einmalige Chance, das unverarbeitete Trauma zu bewältigen, wie einem Vierjährigen der Schnuller weggerissen wurde.
    Anxious discomfortable
    Übersetzt: Angst vor ungewohnten Anstrengungen. Früher nannte man das Faulheit. Altkanzler Gerhard Schröder (Sie wissen schon: der joviale Kumpeltyp im Nadelstreifenanzug, der schon mal im Vorbeigehen ganze Berufsgruppen verunglimpfte durch Bemerkungen wie »Lehrer, sind wir doch mal ehrlich, sind doch alles faule Säcke«, dann aber auch mal wieder die deutsche Volksseele erwärmen konnte mit Sprüchen wie »Gib mir mal ne Pulle Bier, sonst streik ich hier«) verstieg sich gar zu der Aussage: »Es gibt kein Recht auf Faulheit.« Und das als Sozi! Von wegen. Das Recht auf Faulheit ist nun auch medizinischpsychotherapeutisch abgesegnet als anxious discomfortable.
    Anfall, hysterischer
    Der Situation nicht angemessenes, völlig unkontrolliertes und enthemmtes Verhalten in Form von Toben, Schreien, Grimassieren, etc.
    Jenseits des klinischen Alltags häufig zu beobachtendes Phänomen in Talk-Shows oder des neudeutschen Betroffenheits-Journalismus.
    Angsterkrankungen
    Jenseits des neurobiologischen Dogmas die logische Konsequenz einer zunehmenden Absicherungs- und Risikovermeidungsgesellschaft. Wie die meisten psychischen Erkrankungen sind auch Angsterkrankungen Kulturkrankheiten. Es sind die direkten Folgen einer Gesellschaft, die ihr Heil in persönlicher Absicherung, Gesundheit und Erfolg festgeschrieben hat.
    Anpassungsstörung
    Sie sind freundlich, engagiert und können sich rasch auf neue Situationen einstellen?
    Ja, dann kann man bei Ihnen ja noch nicht einmal eine Anpassungsstörung diagnostizieren! Ein Zustand mit
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