Klappe, Liebling!: Roman (German Edition)
es konnte nur Crawford sein, denn niemand sonst würde eine solch vage Meldung machen. »Wen?«
»Letsky. Er hat sich zur Wehr gesetzt, also haben wir ihn mitsamt seiner Jacht aus dem Wasser geblasen. Mission erfüllt.«
»Na toll, aber …« Und dann vernahm er hinter sich einen Hauch von einem Geräusch und schwang sich herum, ließ das Handy fallen, brachte gleichzeitig die MP-5 in Anschlag auf Nash und zog durch.
Nichts geschah.
Automatisch wich er zur Seite und wollte nochmals durchziehen, doch da ließ Nash den Kolben seiner eigenen MP-5 gegen Wilders Schläfe sausen. Halb bewusstlos sank er aufs Deck nieder.
»Hab den Schlagbolzen rausgenommen, schon am ersten Abend in deinem Hotelzimmer«, feixte Nash. »Bevor Althea dich für mich ablenkte. Tja, du warst so sehr damit beschäftigt, Altheas Ausrüstung zu überprüfen, dass du deine eigene nicht mehr angesehen hast.« Mit einem Tritt beförderte er das Handy ins Wasser.
Wilder blinzelte und versuchte, die Nebel zu verscheuchen, und blickte in Nashs verrückte Augen. Er hörte einen Helikopter herankommen. Muss mich bewegen , dachte er, aber sein Körper wollte nicht gehorchen.
»Hast’ne kugelsichere Weste an, was, Kumpel?« Nash stellte das in sachlichem Ton fest, ließ seine Maschinenpistole in die Halteschlaufe fallen und zog seine Wildwestpistole mit einer einzigen geschmeidigen Bewegung, noch rascher als vor Tagen auf dem Parkplatz. Wilder wusste, dass Nash genau wie er selbst dachte: Er hatte scharfe Munition in der Pistole, die durch seinen Körperschutz dringen würden wie durch Butter.
»Wir haben deinen Vogel«, brachte Wilder mühsam krächzend hervor.
»Du bist ein verdammter Lügner«, entgegnete Nash und zog den Abzug durch.
»Ich habe J. T.«, rief Lucy aus, als sie ihn an Deck erkannte. »Er ist …« Dann bekam sie Nash ins Blickfeld, der seine Pistole anhob und einen einzigen Schuss abfeuerte, mitten in J. T.s Brust. »NEIN!«
»Was ist?«, fragte LaFavre.
»Er hat ihn erschossen« , schrie Lucy. »Runter, schnell runter.«
LaFavre neben ihr fluchte wild.
»Wer hat ihn erschossen? Er hat eine kugelsichere Weste an, was …«
»Setzen Sie mich auf dem Schiff ab .«
Sie brauchten zwei Minuten, zwei Minuten, die Lucy wie ein ganzes Leben vorkamen. Durch die Brille sah sie J. T., der reglos ausgestreckt auf dem Deck lag, und den verfluchten Nash, der über die Reling sprang und an Bord des Schnellboots kletterte, das mit ihm davonbrauste.
LaFavre setzte den Helikopter nahe bei J. T. auf, und Lucy sprang hinaus, stolperte, raffte sich verzweifelt auf und rannte zu ihm hin. Sie ließ sich auf die Knie fallen. »Verdammt, du bist nicht tot, du hast doch deine kugelsichere Weste an.« Sie versuchte, ihn aufzurichten. Sein Kopf pendelte kraftlos, aber er atmete, das war zumindest etwas, ja, er atmete. »Oh Gott, bitte stirb nicht, ich liebe dich« , stieß sie hervor und umschlang ihn fest. Sie zog ihn zum Helikopter hin, war sich aber nicht sicher, ob sie das Richtige tat.
Er hustete, und sie dachte: Wenn er innere Verletzungen hat, bring ich ihn damit um , aber da hustete er wieder und hielt sich an ihrem Arm fest.
»Bist du getroffen?«, fragte sie und stützte sein Gewicht. »Bist du verletzt?« Natürlich ist er getroffen, dumme Kuh, du hast es doch gesehen . »Schaffst du es bis zum Helikopter?«
Sie stützte ihn, als sie gemeinsam hinkrochen. Flussaufwärts sah sie das Schnellboot in Richtung Sumpf verschwinden, mit Nash und seiner verdammten Jade an Bord. Nun ja, sollte er sie doch haben, solange nur J. T. am Leben blieb und sie Pepper wiederbekamen. Das war alles, was für sie zählte. J. T. und Pepper.
Sie zog J. T. zum Helikopter und schob ihn mehr oder weniger hinein. Ihr Adrenalin stieg auf Rekordhöhe.
»Wo ist er getroffen?«, überschrie LaFavre den Lärm der Rotoren.
»Er hat seine kugelsichere Weste an«, schrie Lucy zurück.
LaFavre schüttelte den Kopf. »Nash hatte eine Pistole. Eine mit scharfer Munition. Er hat ihn getroffen.«
Lucy riß J. T. das Hemd vom Leib und untersuchte die Weste, während er sich bemühte, sich aufzusetzen. Keine Kugelverletzung zu entdecken.
»Was ist los?«, rief LaFavre ihm zu. »Wieso bist du nicht tot?«
J. T. krümmte sich und tastete nach Bryce’ Messer. Die Lederscheide war zerfetzt und die Klinge vollkommen verbogen.
»Himmel Arsch, ich wette, das tut weh«, meinte LaFavre grinsend.
»Bryce’ idiotisches Messer hat dich gerettet?«, fragte Lucy ungläubig und
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