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Kinsey Millhone 18 - Ausgespielt

Kinsey Millhone 18 - Ausgespielt

Titel: Kinsey Millhone 18 - Ausgespielt
Autoren: Sue Grafton
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arbeite schon seit zehn Jahren als Privatdetektivin in Santa Teresa, doch mein Büro ist klein, und so werde ich normalerweise von den Reichen übergangen, da sie ihre Angelegenheiten lieber über Anwälte in New York, Chicago und L.A. regeln.
    Ich nahm die Ausfahrt St. Isadore und bog nach Norden ab, auf die Gebirgsausläufer zu, die sich zwischen Montebello und dem Los Padres National Forest erheben. Früher gab es in dieser Gegend einmal imposante Grandhotels, Zitrusfrüchte- und Avocadoplantagen, Olivenhaine, einen großen Gemischtwarenladen und den Bahnhof Montebello, der von der Southern Pacific Railroad bedient wurde. Ich lese immer wieder gern Bücher über Lokalgeschichte und versuche mir die Gegend so vorzustellen, wie sie vor 125 Jahren war. Damals wurde Land für 75 Cent pro Acre verkauft. Montebello ist immer noch ein ländliches Idyll, doch haben die Planierraupen eine Menge Charme weggeräumt. Was anschließend gebaut wurde — die Eigentumswohnungen, die neuen Wohngebiete und die großen, protzigen Pseudoschlösser der Neureichen — , ist ein jämmerlicher Ersatz für das, was verschwunden ist oder zerstört wurde.
    Ich bog an der West Glen rechts ab und fuhr die kurvenreiche zweispurige Straße bis zum Bella Sera entlang. Der Bella Sera Place ist von Oliven- und Pfefferbäumen gesäumt, und von dort führt die schmale Straße langsam zu einem Plateau hinauf, von dem aus man einen herrlichen Blick auf die Küste hat. Der durchdringende Geruch des Ozeans wurde immer schwächer, je höher ich kam, bis ihn der Duft der Salbei- und Lorbeerbüsche schließlich ganz ablöste. Die Hügel waren dicht mit Schafgarbe, wildem Senf und kalifornischem Mohn bewachsen, und die Nachmittagssonne hatte die Felsen in goldenes Licht getaucht, während ein warmer, auffrischender Wind die trockenen Gräser rascheln ließ. Die Straße wand sich durch eine Allee aus immergrünen Eichen weiter bergauf und endete an der Einfahrt zum Anwesen der Laffertys. Das Grundstück war von einer zweieinhalb Meter hohen Steinmauer umgeben, an der Schilder mit der Aufschrift »Privat — kein Durchgang« hingen.
    Vor dem breiten Eisentor angelangt, schaltete ich in den Leerlauf. Ich beugte mich hinaus und drückte den Rufknopf an der dort eingebauten Sprechanlage. Erst da bemerkte ich, dass auf einem der beiden Steinpfosten eine Kamera montiert war, deren hohles Auge mich fixierte. Offenbar hatte ich die Inspektion bestanden, da nun die Tore in gemessenem Tempo aufschwangen. Ich legte den ersten Gang ein, fuhr langsam hindurch und folgte der gepflasterten Zufahrt weitere vierhundert Meter.
    Durch zaunartig aufgereihte Pinien hindurch konnte ich ein graues Steinhaus ausmachen. Als schließlich das gesamte Anwesen in Sicht kam, verschlug es mir den Atem. Es war also doch etwas aus der Vergangenheit übrig geblieben. Vier hoch aufragende Eukalyptusbäume breiteten eine durchbrochene Schattendecke über den Rasen, und eine leichte Brise schob mehrere Wolken über das rote Ziegeldach. Das zweistöckige Haus mit seinen im gleichen Stil erbauten einstöckigen Seitenflügeln, die an jedem Ende mit steinernen Balustraden abschlossen, beherrschte mein Blickfeld. Eine Reihe von vier Bögen schirmte den Eingang ab und bildete eine überdachte Veranda, auf der Korbmöbel standen. Ich zählte zwölf Fenster im ersten Stock, getrennt durch dekorative, paarweise angeordnete Pilaster, die das Dach zu halten schienen.
    Ich bog auf den Parkplatz ein, der für zehn Fahrzeuge ausgereicht hätte, und stellte meinen hellblauen VW Käfer ab, der sich nun zwischen einem eleganten Lincoln Continental auf der einen und einem großen Mercedes auf der anderen Seite duckte und wie ein Comic-Auto aussah. Ich machte mir nicht die Mühe, ihn abzuschließen, da ich davon ausging, dass das elektronische Überwachungssystem sowohl mich als auch mein Fahrzeug im Auge behalten würde, und ging auf die Haustür zu.
    Die Rasenflächen waren groß und gepflegt, und durch die Stille drang das Zwitschern von Finken. Ich drückte auf die Klingel und lauschte dem Glockenspiel, das zwei Töne erklingen ließ, die sich anhörten, als ob ein Hammer auf Metall träfe. Die alte Frau, die mir aufmachte, trug eine altmodische schwarze Uniform mit einer weißen Schürze darüber. Ihre blickdichten Strümpfe hatten die Farbe von Puppenkörpern, und die Kreppsohlen ihrer Schuhe quietschten leise, als ich ihr durch den mit Marmor gefliesten Flur folgte. Sie hatte mich nicht nach meinem Namen
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