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Kinsey Millhone 18 - Ausgespielt

Kinsey Millhone 18 - Ausgespielt

Titel: Kinsey Millhone 18 - Ausgespielt
Autoren: Sue Grafton
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mein rechtes Handgelenk und drehte mir den Arm auf den Rücken, während er meinen Kopf zu Boden drückte. Ich blickte auf die Fußmatten, die nur fünfzehn Zentimeter unter meiner Nasenspitze lagen. Jemand knickte mir die Beine ein und schlug die Tür zu. Kaum eine Sekunde später fiel die Tür von Becks Wagen ins Schloss. Er ließ den Motor an, während der Fahrer von Martys Wagen sich wieder ans Lenkrad setzte, die Tür zumachte, den Motor anließ und gemächlich davonfuhr. An der Ausfahrt des Parkplatzes wurden wir langsamer. Keine quietschenden Bremsen. Nichts, was in irgendeiner Weise die Aufmerksamkeit auf uns gelenkt hätte. Womöglich lag Reba noch immer dort draußen auf dem Asphalt und versuchte, das Blut zu stillen, das ihr aus der Nase lief. Ich hatte einen kurzen Blick auf meinen Rückbankgenossen werfen können und gesehen, dass über seinem linken Auge ein weißer Verband klebte. Zwei dunkelrote und violette Blutergüsse zogen sich über seine Wangen wie Farbschlieren. Das Stuhlbein musste ihm fast das Auge ausgeschlagen haben, was wahrscheinlich der Grund dafür war, dass er es so genossen hatte, mich zu malträtieren. Ich konzentrierte mich auf die Fahrt. Vermutlich würden wir eine Zwei-Wagen-Kolonne bilden. Ich dachte an die Entführungen, die ich im Kino gesehen hatte, wo die Heldin das Fahrtziel später anhand des Geräuschs identifizierte, das die Reifen auf Eisenbahnschienen machten, oder anhand des Trötens eines Nebelhorns in der Ferne. Was ich hörte, war in erster Linie das angestrengte Atmen meines Aufpassers. Offenbar war keiner der beiden Typen gut in Form. Oder vielleicht durften Reba und ich uns auch zugute halten, dass wir uns heftiger zur Wehr gesetzt hatten, als sie erwartet hatten.
    Wir bogen links in den Cabana Boulevard ein und fuhren nur eine knappe Minute weiter, ehe wir langsam anhielten. Ich vermutete, dass wir an der Ampelkreuzung State und Cabana standen. Der Fahrer stellte das Radio an, und Musik erklang. » I want your sex ...«, tönte der Sänger.
    »Stell den Scheiß ab«, verlangte mein neuer bester Freund.
    »Ich mag George Michael«, entgegnete der Fahrer. Doch das Radio verstummte.
    »Dreh dein Fenster runter und schau, was Beck will.«
    Ich malte mir aus, wie Becks Wagen auf der Spur neben uns stand, wo er durch Gesten das Herunterkurbeln signalisierte und sich zur Verständigung über den Beifahrersitz beugte. »Okay, okay«, sagte unser Fahrer ärgerlich. »Schon kapiert. Ich mach’s ja!« Er wandte sich zu dem Kerl auf dem Rücksitz um. »Er hat die Schlüsselkarte, also müssen wir ihm nachfahren. Wie oft hat er uns das jetzt schon erzählt?«
    Aus der Ferne waren Sirenengeräusche zu vernehmen. Das Jaulen wurde immer lauter, bis es sich in zwei einzelne Sirenen aufteilte. Zwei Streifenwagen, o bitte!
    Ich versuchte den Kopf zu drehen, in der Hoffnung, durchs Fenster etwas zu erspähen, doch das brachte mir lediglich ein schmerzhaftes Reißen am Arm ein. Die Sirenen waren nun fast direkt neben uns. Ich sah das Blaulicht zweier Streifenwagen, die rasch hintereinander an uns vorbeifuhren. Die Sirenen dröhnten den Cabana Boulevard entlang und wurden immer leiser, bis man sie überhaupt nicht mehr hörte. Von nahender Hilfe konnte keine Rede sein.
    Wir bogen rechts ab, meiner Schätzung nach in die Castle Street. Als wir ein zweites Mal anhielten, tippte ich auf die Ampel an der Montebello Street. Mit etwa zwanzig Stundenkilometern fuhren wir weiter. Ich vernahm das hohle Geräusch, als die Straße unter dem Freeway hindurchführte. Auf der anderen Seite fuhren wir den Hügel hinauf, womit wir in der Granizo sein mussten. Dann links in die Chapel. Anscheinend waren wir auf dem Weg zu Becks Büro, das nun nur noch ein paar Straßen entfernt lag. Die Läden im Einkaufszentrum wären mittlerweile ebenso geschlossen wie die Bürogebäude. Die »Karte«, die der Fahrer erwähnt hatte, diente vermutlich dazu, die mechanische Sperre zur Tiefgarage zu öffnen. Und tatsächlich merkte ich, dass wir langsamer wurden, nach rechts abbogen und eine Rampe hinunterfuhren. Zu dieser Stunde war die Tiefgarage sicher leer. Wir fuhren durch den höhlenartigen Raum und in eine Parklücke. Beck musste direkt vor uns geparkt haben, da ich eine Tür ins Schloss fallen hörte, ehe unser Fahrer den Motor abgestellt hatte.
    Ohne große Umstände wurde ich von der Rückbank gezerrt und auf die Beine gestellt. Ich hatte gehofft, Blickkontakt zu Beck aufnehmen, eine Verbindung herstellen
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