Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kinder des Wassermanns

Kinder des Wassermanns

Titel: Kinder des Wassermanns
Autoren: Poul Anderson
Vom Netzwerk:
seien nur Träume, und sie behauptet, das seien sie nicht, es träfen sich Schatten außerhalb von Zeit und Raum. Sie sei ein Geist, sagt sie mir, und wenn ich mich in ihr verlöre, würde ich ihren Tod teilen.“
    „Oh, tu es nicht!“ Die Knöchel an Ingeborgs Hand, die seine Schulter faßte, wurden weiß. Sie sprach es nicht aus, daß er sterben würde wie eine ausgeblasene Kerzenflamme.
    Schweigen.
    „Hab keine Angst, ich werde es nicht tun“, sagte er.
    „Gesegnet sei Nada für ihre Rücksicht …“ Die Frau holte krampfhaft Atem. „Doch, Tauno, du, den ich selbst liebe … du wirst doch nicht so weitermachen? Jahr für Jahr, Jahrhundert für Jahrhundert nur für das leben, was du verloren … nein, was du niemals wirklich besessen hast?“ Sie drehte sich zur Seite, damit sie ihn ansehen konnte.
    Ihr Mund verzog sich. „Gott hat dir keine Seele gegeben. Wie kann Er dich als Gefangenen in der Hölle lassen?“
    „Es ist nicht …“
    Sie faßte ihn mit beiden Händen. „Wirf das Ding in die See, in den Abgrund!“ schrie sie. „Diese Nacht noch!“
    „Niemals.“ Vor dem Ausdruck seines Gesichts verstummte sie.
    Plötzlich lächelte er. Er nahm sie in die Arme, berührte ihre Stirn mit seinen Lippen und sprach mit sanfter Stimme: „Liebe Freundin, fürchte dich nicht. Alles wird gut werden. Ich habe es nicht so gemeint. Du hast gelitten, und das erweckte meinen eigenen Schmerz. Aber er wird bald ein Ende nehmen. Darauf gebe ich dir mein Ehrenwort.“
    Sie konnte ihn nur anstarren und hauchen: „Was willst du tun?“
    „Folgendes“, erklärte er sachlich. „Erinnerst du dich, was ich dir über den Talisman erzählte, nachdem wir von Grönland zurückkehrten? Der Angakok hatte es zuvor Eyjan und mir gesagt. Weise aus dem Feenreich, die ich auf dem Rückweg von Kroatien traf, bestätigten mir, er habe die Wahrheit gesprochen, und fügten meinem Wissen neues hinzu.
    Nada wohnt in dem Talisman. Aber sie ist nicht für ewig darin eingeschlossen. Sie kann herauskommen, in einen lebenden Körper eingehen, wenn diese Person sie einlädt.
    Ich will das tun. Nada und ich werden eins werden, in einer tieferen Bedeutung, als ich sie gesucht habe. Ich habe es nur hinausgeschoben, weil ich mich überzeugen wollte, wie es dir in Dänemark geht …“
    Sie schrie, wilder als zuvor, und wich vor ihm zurück.
    Er erhob sich, stellte sich vor sie, nahm ihre Schläfen zwischen seine Handflächen und redete ihr angstvoll zu: „Finde Frieden. Nada hat ihn gefunden. Sie ist bereit, dieses Wagnis zusammen mit mir zu unternehmen.“
    Ingeborg erschauerte, und es dauerte lange, bis sie halbwegs wieder sprechen konnte. Aber ansehen konnte sie ihn nicht. „Suche jemand anders dafür“, wimmerte sie. „Du kannst es, wenn du dich bemühst.“
    Er runzelte die Stirn und ließ sie los. „Ich habe daran gedacht, aber Nada lehnte es ab, und das mit Recht. Es ist eine Sache, die die Seele gefährdet, denn sie ist verdammt.“
    „Aber ein verzweifeltes Mädchen … oder eine Heidin, oder … Sie würde doch nur gewinnen! Dich … zum Mann … und was sonst noch?“
    „Die Alterslosigkeit der Vilja, ihre Macht über Luft und Wasser, während sie den Körper, der die Sonne liebt, behalten würde. Und, aye, Nadas süßen, flüchtigen Geist. Diese Frau würde der Halbwelt angehören.“
    „Du könntest viele finden, die mit beiden Händen zugreifen würden.“
    „Und sie von Gott losreißen und sie wer weiß was für einem Schicksal ausliefern, wenn der Körper am Ende vergeht? Das ist etwas, das kein Zauberer für mich in Erfahrung bringen konnte.“ Tauno schüttelte den Kopf. „Nada will nicht. Und nachdem sie mir erklärt hat, welches Übel daraus entsteht, könnte ich es nicht mehr zulassen, ohne meine Ehre zu verlieren.“
    Ingeborg hob flehend Gesicht und Hände. „Aber was wird aus dir werden?“
    „Auch das ist unbekannt, weil ich aus dem Feenreich bin“, antwortete er. „Aus diesem Grund möchte ich lieber noch ein paar Tage und Nächte mit dir, alte Freundin, verbringen.“
    „Hast du … hast du gar keine Angst? Du wirst nie mehr Tauno sein.“
    Er richtete sich zu seiner vollen Höhe auf; sein Schatten war riesig. „Ich bin Tauno Krakentöter“, erklärte er stolz. „Sollte ich mich fürchten, mein Weib zu mir zu nehmen?“
    Sie saß stumm da, bis er sie berührte und murmelte: „Es ist spät geworden. Laß uns zu Bett gehen, ja? Aber in dieser Nacht … nach allem, was zwischen uns geschehen ist … ich
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher