Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kim Schneyder

Kim Schneyder

Titel: Kim Schneyder
Autoren: ich hab den Prinzen verzaubert! Hilfe
Vom Netzwerk:
zücke ich den nächsten Fünfer.
    »Check mal ab, wie viel du dafür beim Eismann bekommst«, fordere ich ihn auf und wundere mich eine Millisekunde später, wie schnell der Kleine mit seiner vollen Wampe noch rennen kann.
    Dann widme ich mich wieder meinem Handy.
    Die Liste ist elendslang. Ich hätte gar nicht gedacht, dass mir so viele Leute Textnachrichten schicken, und zu meinem Erstaunen sehe ich, dass da sogar mehrere Namen stehen, die mir nicht geläufig sind.
    Und auch von Nora gibt es noch weitere Nachrichten. Okay, das kapier ich jetzt nicht, aber am einfachsten ist es wohl, sie zu öffnen.
    Dann komme ich erst richtig ins Staunen. Da stehen nämlich noch weitere rätselhafte Dinge wie: »Morgen wieder um acht? Nora . « Und: »Du bist echt der Hammer! Nora . « Oder: »Heute brauche ich dich gleich zweimal: um zehn und um drei am Nachmittag! Nora . « Und dann noch: »Das hat noch nie jemand von mir verlangt, aber ich habe es nicht bereut. Nora . «
    Wer zum Teufel ist diese Frau, und wieso schickt sie mir lauter Nachrichten, mit denen ich absolut nichts anfangen kann?
    Weil sie die falsche Nummer hat, natürlich, blinkt auf einmal die Antwort in meinem Hirn auf.
    Das ist die einzig vernünftige Erklärung, aber klar doch, das muss es sein. Diese Nora hat einfach die Nummer ihrer lesbischen Freundin falsch eingetippt, den Nachrichten nach zu urteilen.
    Aber wieso überhaupt lesbisch? Wer sagt denn, dass diese Nachrichten einer Frau gelten? Bloß, weil ich sie bis jetzt auf mich bezogen habe, muss das noch lange nicht heißen, dass die Nachrichten nicht auch für einen Mann bestimmt sein können.
    Du bist der Hammer, zum Beispiel. Das gilt eindeutig einem Mann. Diese Nora hat offensichtlich statt der Nummer ihres Lovers – der übrigens was draufhaben muss – meine eingespeichert.
    So einfach ist das.
    Dellbert hockt inzwischen wieder neben mir auf der Bank, und ganz nebenbei fällt mir auf, dass die vom Eisstand echt großzügig sind mit ihren Portionen. Dellbert hat zwei Tüten bekommen und kommt gar nicht mit dem Schlecken nach, sodass die braun-rot-gelb-grüne Sauce an seinen dicken Fingern entlangläuft und auf seine Hose zu tropfen beginnt. Ihn scheint das aber nicht weiter zu stören, mit der Gleichmäßigkeit eines Metronoms schiebt er sich mal die eine, mal die andere Tüte in den Mund und verpasst sich bei der Gelegenheit auch gleich eine Sahne-Schoko-Frucht-Gesichtsmaske, obwohl er noch Lichtjahre davon entfernt ist, Falten zu kriegen.
    Ich überlege.
    Fairerweise sollte ich dieser triebhaften Nora Bescheid geben, dass sie ihre Zeugnisse wollüstiger Zufriedenheit an die falsche Adresse geschickt hat. Obwohl es natürlich auch Spaß machen kann, an den intimen Geheimnissen anderer Leute teilzuhaben. Andererseits, überlege ich mir, kenne ich weder sie noch ihren feurigen Liebhaber, also wäre es ohnehin nur der halbe Spaß.
    Ach, was soll’s. Am besten werde ich sie gleich anrufen, ihre Nummer habe ich ja.
    »Fertig!«, meldet Dellbert grinsend, und sein Gesicht sieht jetzt aus wie ein expressionistisches Kunstwerk, auf das jemand zwei Augen und ein paar weit auseinanderstehende Zähne geklebt hat.
    Wortlos halte ich ihm noch einen Fünfer hin, wofür ich einen Blick voller Liebe und ein »Du bist die coolste Tante, die ich kenne!« ernte, bevor er sich trollt.
    Ich lausche gebannt dem Läuten, und nach dem vierten oder fünften Mal ertönt plötzlich eine Frauenstimme: »Was gibt es denn, mein Löwe?«
    Löwe? Mitnichten. Das wird jetzt ziemlich peinlich für dich, Schätzchen.
    »Äh, ja, wie soll ich sagen …«, hole ich umständlich aus, »… also, diese Nummer, die Sie da haben, die gehört nicht zu ihrem Löwen, sondern zu der Heidi. So heiße ich nämlich, Heidi Mertens.«
    Mann, wie gern würde ich jetzt ihr Gesicht sehen. Die muss sich ja so was von doof vorkommen nach ihren peinlichen Nachrichten. Jetzt ein Foto von ihr, damit würde man auf jeder Kuriositätenausstellung den ersten Preis abräumen, so viel ist sicher.
    Sie scheint jetzt auch zu ahnen, was für ein enormer Fehler ihr unterlaufen ist, denn ich vernehme merkwürdige Geräusche, als würde sie auf der Tastatur ihres Handys herumhämmern.
    Ein paar Sekunden später meldet sie sich wieder: »Ich weiß ehrlich gesagt nicht, was Sie meinen. Laut meinem Telefonregister ist das die Nummer von Gerhard Sommer!«
    Jetzt brauche ich ein paar Sekunden, um das zu verarbeiten, und als der Groschen fällt, würde wahrscheinlich
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher