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Killer im Kopf

Killer im Kopf

Titel: Killer im Kopf
Autoren: Jason Dark
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konnte durchaus sein, daß sich Bill meldete. Er würde sich Sorgen machen, wenn er nichts von ihr hörte, und sie hoffte stark, mit einer normalen Stimme sprechen zu können. Bill durfte von ihrer Verfassung nichts mitbekommen.
    »Ja«, meldete sich Sheila und stellte fest, daß ihre Stimme sehr dünn klang. »Hi, Sheila…«
    »Du bist es, Jill.«
    »Alles okay?«
    »Sicher.«
    »Ich hatte vorhin schon angerufen, weil ich dachte, daß du schon zu Hause bist. Von mir bist du ja sehr schnell weggefahren.«
    Sheila nickte, obwohl es ihre Freundin, die sie besucht hatte, nicht sehen konnte. »Da hast du recht, aber ich habe noch eine kleine Pause eingelegt, weil ich noch einkaufen mußte.«
    »Was denn?«
    »Lebensmittel…«
    Jill kicherte. »Keine Klamotten?«
    »So ist es.«
    »Das ist ja stark. Na ja, wenn du gut zu Hause angekommen bist, ist ja alles okay. Ich rufe dann wieder an.«
    »Mach das, Jill, bis später.«
    Sheila war froh, daß Jill nicht nachgefragt hatte, denn sie gehörte zu den Frauen, die immer etwas vermuteten und natürlich gern klatschten. In den zwei Stunden, in denen Sheila mit Jill zusammen gewesen war, hatte sie sich stark beherrschen müssen, was ihr leider nicht ganz gelungen war, denn Jill hatte natürlich nachgefragt und gehört, daß Sheila unter der Trennung von ihrem Mann litt.
    Das war verständlich gewesen.
    Sheila stand neben dem Telefon und preßte eine Hand gegen ihre Stirn.
    Eine nachdenkliche Haltung, und sie überlegte weiter, was sie jetzt tun konnte.
    Sie mußte sich vor allen Dingen selbst unter Kontrolle kriegen, denn ihre Psyche war zugleich ihr Feind. Aber konnte man einen Feind besiegen, dessen Schwächen man nicht kannte?
    Nein, so einfach war es nicht, das hatte Sheila schon in der nahen Vergangenheit erlebt.
    Durch das leere Haus ging sie. Im Wohnzimmer blieb sie stehen. Alles war wie immer, es fehlte ihr nur die Familie. Als sie einen Blick in den Garten warf, auf den sie immer so stolz gewesen war, füllten sich die Augen mit Tränen.
    Zu dieser Jahreszeit war die Natur voll erblüht. Sie hätte sich uneingeschränkt an ihr erfreuen können, aber sie schaffte es einfach nicht, denn wieder mußte sie an den Tod, den Verfall und an die Verwesung denken. Der Garten verwandelte sich vor ihren Augen in ein Feld, auf dem innerhalb weniger Sekunden alles verging, was dort einmal geblüht hatte.
    Blumen, Sträucher und Bäume sanken zusammen, als hätte der Tod seine Hände nach ihnen ausgestreckt. Schon bei der ersten Berührung war es vorbei, da wurden aus den Farben aschige Skelette.
    Tod, Trauer, kein Garten mehr, dafür wieder diese bohrende Angst. Auf einmal kehrte sie zurück, und sie durchfuhr Sheilas Körper wie eine Kugel aus heißem Metall.
    Sheila schüttelt sich, die Welt um sie herum wurde enger, und Sheila spürte, daß sie sich nicht mehr auf den Beinen halten konnte. Die Couch war nicht zu weit entfernt.
    Mit tappenden Schritten ging sie hin, ließ sich darauf nieder und drückte ihren Körper zurück. Wie jemand, der einschlafen wollte, blieb sie liegen, und sie fragte sich, wie ihr Leben weitergehen würde.
    ***
    »Und?« fragte mich Glenda Perkins, als ich mir die Jacke anzog, um das Büro zu verlassen.
    »Was meinst du damit?«
    »Und was machst du heute abend?«
    Ich schlüpfte auch in den rechten Ärmel und grinste. »Heute ist Freitag?«
    »Stimmt.«
    »Mal sehen.«
    »Also keine Pläne für das Wochenende.«
    »Moment«, sagte ich, ging zum Fenster und warf einen Blick nach draußen.
    Ein Wetter, wie man es immer in den bunten Reiseprospekten versprochen bekommt, war es nun nicht. Zwar zeigte der Himmel an einigen Stellen blaue Flecken, aber die Wolken überwogen. Wenn ich mich nicht irrte, hatte man für den Abend Regen angekündigt, keine guten Aussichten für ein sommerliches Wochenende.
    »Du sagst ja nichts.«
    »Ich denke nach.«
    »Willst du weg?«
    »Könnte sein«, erwiderte sie kokett. »Große Lust, mich in meine Bude zu setzen, habe ich nicht.«
    »Ich auch nicht.«
    »Also gehen wir gemeinsam.«
    »Wohin?«
    »Jetzt sag nur nicht: Zu dir oder zu mir? Das hat inzwischen einen zu langen Bart.«
    »Stimmt.«
    »Also?«
    »Erst mal möchte ich in meine Wohnung.«
    »Warum?«
    Ich lächelte Glenda an, die in ihrem Pullover und dem geblümten Rock so richtig zum Anbeißen aussah. Sie war das glatte Gegenteil einer kriegerischen Amazone, Zumindest was den äußerlichen Eindruck betraf. »Du wirst es kaum glauben, auch jemand wie ich muß noch
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