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Kill Order

Kill Order

Titel: Kill Order
Autoren: Andrea Gunschera
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Besseres.“ Er lehnte sich im Stuhl zurück. „Der Rechner hat einen weiteren Treffer gefunden und zwar für einen Mann namens Nikolaj Fedorow, militantes Mitglied der PFLP. Fedorow wurde 1993 nach dem Überfall auf einen Checkpoint im Südlibanon gefangen genommen, von Shaback-Leuten verhört und anschließend nach Megiddo gebracht. Er verbrachte zwei Jahre im Gefängnis, bis ihm zusammen mit einem italienischen Waffenschmuggler die Flucht gelang.“
    „Aha.“ Shalev blies den Rauch seiner Zigarette gegen die Zimmerdecke. „Und dann?“
    „Nichts weiter. Die Akte endet hier.“
    „Könnte es sein, dass dieser Fedorow nach seiner Flucht aus Megiddo auch weiterhin für unsere palästinensischen Freunde gearbeitet hat?“
    „Wissen wir nicht. Aber ich habe noch etwas. Am Überfall auf den Checkpoint waren drei Leute beteiligt. Zwei Tage nach seiner Gefangennahme verriet Fedorow den Shaback-Agenten, wo sie die anderen beiden Mitglieder des Überfall-Kommandos finden konnten. Einer von ihnen war schwer verletzt. Sie hielten sich in einer Höhle versteckt und warteten darauf, dass Fedorow ein Fahrzeug organisiert. Von seiner Festnahme wussten sie nichts.“ Katzenbaum machte eine Pause. „Bei den Kämpfern handelte es sich um Rafiq Abou-Khalil und Carmen Arndt.“
    Mit leiser Genugtuung beobachtete er, wie die gleichgültige Maske vom Gesicht des Vizedirektors abfiel. Er kannte Binyamin Shalev seit vielen Jahren und wusste, dass Shalev stolz auf seine Selbstbeherrschung war. Aber das hier war einfach zu gut. Katzenbaum hatte es selbst kaum glauben können, als ihm die Zusammenhänge plötzlich bewusst geworden waren.
    Er nickte, wie um die Bedeutung seiner Aussage noch einmal zu unterstreichen. „Binyamin, glaub mir, ich habe es dreimal nachgeprüft. Denn wie du weißt, habe ich die beiden eigenhändig rekrutiert.“
     
    *
     
    Morgensonne fiel durch die gedrechselten Holzgitter der Fensterläden, ein warmer Windstoß blähte die Vorhänge. Aus quäkenden Lautsprechern schallten die Gebetsrufe der Muezzine und mischten sich mit dem Verkehrslärm der Straßen von Damaskus.
    Rafiq Abou-Khalil stand vom Bett auf und schloss das Fenster. Er blieb noch einen Moment stehen, genoss die Wärme auf seinem Gesicht und lauschte der plötzlichen Stille.
    Müßig fuhr er sich durch die Locken. Marina war schon vor Stunden gegangen, sie musste quer durch die Stadt zur Arbeit. Sie arbeitete als Sekretärin im Kulturreferat der Deutschen Botschaft und Rafiq hatte sie bei einem der unzähligen Empfänge kennengelernt, die zwingender Bestandteil des diplomatischen Umgangstons im Nahen Osten waren. Ausnahmsweise war sein Interesse an ihr jedoch nicht beruflich geprägt. Marina war ein kleines Licht im diplomatischen Außendienst ihres Landes. Nicht ausgeschlossen, dass sie ihm eines Tages doch noch einen Gefallen tun konnte, aber eigentlich rechnete Rafiq nicht damit.
    Er fand sie anziehend und unterhaltsam und genoss die gemeinsamen Nächte. Sie war verliebt in ihn, das schmeichelte ihm. Allerdings, und das war etwas, das er sich nur ungern eingestand, sah sie Carmen zum Verwechseln ähnlich. Tatsächlich war das der Hauptgrund gewesen, dass er sie zum Essen eingeladen hatte, um ihre Bekanntschaft schließlich im Schlafzimmer seiner eleganten Damaszener Wohnung zu vertiefen.
    Er versicherte sich, dass Carmen ihn nicht mehr interessierte. Dass ihm egal war, was sie tat und mit wem sie es tat. Sie hatte ihre Beziehung nach sieben Jahren beendet, nicht er. Zugegeben, er hatte ihr viele Gründe geliefert. Aber als sie ihre Drohung tatsächlich wahr machte, traf es ihn wie ein Blitz aus heiterem Himmel. Sie war eine Konstante in seinem stürmischen Gefühlsleben gewesen und jetzt war sie verschwunden. Das lag fast zwei Jahre zurück, aber er fühlte sich immer noch von Frauen angezogen, die aussahen wie sie.
    Er trat an den Schrank, drapierte über seinem Oberarm frische Kleidung und machte sich auf den Weg ins Bad.
    Carmen arbeitete wieder in Europa. Sie hatten nicht mehr miteinander geredet, seit die Strategen in Tel Aviv ihn zurück nach Damaskus beordert hatten. Im Zusammenhang mit früheren Aufträgen hatte er sich in Syrien die Identität eines Waffenhändlers mit guten internationalen Verbindungen aufgebaut. Eine Rolle, die es ihm erlaubte, sich auch längere Zeit außer Landes aufzuhalten, ohne dass jemand Fragen stellte. Als Nasser El-Ehdeni war er eine feste Größe in der gehobenen Gesellschaft von Damaskus. Sein Charme
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