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Ketten der Liebe

Ketten der Liebe

Titel: Ketten der Liebe
Autoren: Bertrice Small
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ihre Hand auf die des Eunuchen. »Weil ich wieder frei und auf dem Weg zu dem Mann bin, den ich immer geliebt habe, Naja.« Dann rief sie nach Rabi. »Bringe mir die kleine Schachtel aus Sandelholz mit dem silbernen Band.« Als die junge Dienerin Folge geleistet hatte, öffnete Zaynab die Schachtel und entnahm ihr drei Rollen Pergament, von denen jede mit einem andersfarbigen Siegel verschlossen war. »Versammelt euch um mich«, wies sie ihre Diener an. Jedem von ihnen händigte sie eines der Pergamente aus: das mit dem dunkelgrünen Siegel ging an Naja, das mit dem roten Siegel an Aida und das mit dem blauen Siegel an Rabi. »Bevor wir Cordoba verließen, ging ich zum Kadi und gab jedem von euch die Freiheit«, verkündete Zaynab. »Diese Pergamente sind die Beweise eurer Entlassung aus meinem Dienst. Ich hoffe, ihr bleibt mir erhalten, aber solltet ihr das nicht wollen, werde ich euch an jeden Ort eurer Wahl schicken. Es ist mir wichtig, daß diejenigen, die meine Gefangenschaft mit mir geteilt haben, nun auch meine Freiheit und mein Glück mit mir teilen.«
    «Die drei waren verblüfft. »Herrin«, sprach Naja stellvertretend für alle, »es gibt keine Möglichkeit, Euch angemessen zu danken, aber ich möchte in Eurem Dienst bleiben. Ich könnte keine bessere Herrin haben.«
    »Und ich werde immer für Euch kochen«, sagte Aida mit Tränen in den dunklen Augen.
    »Und auch ich werde bleiben«, sagte Rabi langsam in ihrer neuen Sprache, bevor sie wieder in ihre Muttersprache zurückfiel. »Ihr seid eine gute Frau, und ich könnte in Alba, wo ich wieder in Armut leben müßte, kein besseres Leben als mit Euch führen.«
    »Ich danke euch allen«, sagte Zaynab schlicht. »Naja wird euch die notwendigen Anweisungen geben, bevor wir von Bord gehen. Wir werden die Nacht wahrscheinlich hier in Tanja verbringen und erst morgen nach Alcazaba Malina Weiterreisen. Es ist ein reizender Ort, und ich weiß, ihr werdet dort glücklich sein. Nun, Rabi, hole meinen Mantel. Der Wesir wird in Kürze an Bord kommen.«
    Naja gab den anderen knappe Anweisungen, während Rabi Zaynab in einen schönen malvenfarbenen Seidenmantel mit einer engen Kapuze, die ihr bis über die Augenbrauen ging, half. Dann zog die junge Dienerin einen Seidenschleier quer über das Gesicht ihrer Herrin, so daß man nur noch Zaynabs Augen sehen konnte. Der Schleier war nicht durchsichtig, sondern bestand aus einem schwereren Stoff.
    Man vernahm ein Klopfen an der Tür, und Naja ging, um zu öffnen.
    »Ich bin Alaeddin ben Omar, der Großwesir des Prinzen  von Malina«, stellte sich der Mann vor. »Ich bin beauftragt worden, die Prinzessin willkommen zu heißen.«
    Naja verbeugte sich höflich und bat den Wesir mit einer eleganten Handbewegung in die Kabine.
    »Herrin«, sagte er zu Zaynab, die ihren Kopf bescheiden gebeugt hielt, »dies ist der Vertreter des Prinzen.«
    Sie nickte anerkennend.
    »Meine verehrte Herrin«, sagte der Wesir und verbeugte sich tief, »ich bin von meinem Herrn beauftragt worden, Euch zu Eurem neuen Zuhause zu geleiten. Angesichts einer bevorstehenden Reise von drei Tagen werden wir heute nacht in Tanja bleiben, damit Ihr Euch erholen könnt. Darf ich Euch nun zu Eurer Sänfte führen? Sie bietet genug Raum für Euch und Eure Bediensteten.«
    »Meine Herrin dankt Euch«, sprach Naja schnell. »Sie bittet um Eure Nachsicht, Wesir. Sie ist eine bescheidene Frau und hat geschworen, ihre Stimme und ihren Namen erst in Malina vor ihrem Bräutigam zu nennen und sich bis dahin in Schweigen zu hüllen. Sie gibt ihrer Hoffnung Ausdruck, daß man ihre Bitte verstehen wird.«
    »Wie reizend«, sagte der Wesir, fand die Bitte jedoch merkwürdig. Der höfliche junge Eunuch hatte allerdings einen todernsten Eindruck gemacht. »Dann laßt uns an Land gehen«, seufzte Alaeddin ben Omar, denn offensichtlich blieb sonst nichts zu sagen.
    Der Statthalter hatte der Braut des Prinzen zu Zaynabs großer Erleichterung Räumlichkeiten außerhalb seines Harems zugewiesen. Sie war sich nicht sicher, ob nicht eine unter den Frauen sie von ihrem letzten Besuch her wiedererkennen würde. »Sorge dafür, daß ich das Bad allein für mich nutzen kann«, wies sie Naja an.
    »Das brauche ich nicht, Herrin«, erwiderte er. »Diese Zimmer haben ein eigenes kleines Bad.« Naja war im Laufe der Zeit in Zaynabs Dienst keck geworden. Mit seiner blassen Haut, seinen rosa Wangen und seinen intelligenten braunen Augen begann er, eine gewisse Selbstsicherheit zu entwickeln,
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