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Kerzenlicht Für Eine Leiche

Kerzenlicht Für Eine Leiche

Titel: Kerzenlicht Für Eine Leiche
Autoren: Granger Ann
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Bild von zwei Kindern, die ein Kaltblut fütterten. Meredith kannte all die Zeichen, die verrieten, dass der Pfarrer allein lebte. Genau wie sie selbst, und wie Alan und wahrscheinlich tausende anderer auch. Ein lautes Klappern kündete davon, dass Holland den Hörer schwer auf die Gabel zurückgelegt hatte. Der Pfarrer tauchte im Eingang zur Küche auf, als sie den Deckel auf die Kanne drückte und sich am heißen Metall die Finger verbrannte. Sie blickte ihn an. Seine Stirn war nass, doch Meredith war sicher, dass es Schweißperlen waren und keine Regentropfen.
    »Ich muss mich entschuldigen wegen vorhin«, sagte er, setzte sich an den Tisch und legte beide Hände auf die Platte. Unter seinen Fingernägeln klebte Schmutz; keine Erde, sondern etwas Grünliches, Körniges.
    »Was ist passiert?«, fragte sie, während sie ihnen Tee einschenkte und die Biskuitdose öffnete. Pater Holland streckte automatisch die Hand nach einem tröstenden Biskuit aus, doch dann hielt er inne, musterte seine verdreckten Fingernägel und stand auf, um die Hände unter dem Wasserhahn zu waschen.
    »Flechten«, sagte er über die Schulter hinweg.
    »Ich habe die Inschrift auf einem Grabstein freigekratzt.« Er kehrte zu seinem Stuhl zurück.
    »Denny und Gordon – das sind die beiden Totengräber – haben einen Leichnam ausgegraben.« Erschrocken starrte Meredith ihn an. Sie wusste nicht, was sie sagen sollte. Der Gedanke an Leichenfledderer drängte sich in ihr Bewusstsein, mit all seinen widerlichen Bedeutungen.
    »Eine Exhumierung?«, stammelte sie.
    »Macht man so etwas nicht im ersten Licht des Tages? Oder wollen Sie sagen, dass es ein Versehen war?«
    »Ein Versehen? Hm, vermutlich könnte man es so nennen.« Er blickte auf seine Armbanduhr.
    »Die Polizei schickt jemanden vorbei. Er wird sich hier melden, und ich bringe ihn zum Friedhof hinunter. Gott sei Dank regnet es. Das Letzte, was wir jetzt gebrauchen könnten, wäre jemand, der ein Grab besuchen und Blumen bringen will – wenn er es sehen würde, wüsste es bald ganz Bamford! Diese Geschichte wird sich sowieso schnell genug verbreiten. Ich verstehe einfach nicht, wie der Leichnam dorthin kommen konnte!« Meredith dachte einen Augenblick über die erhaltenen Informationen nach.
    »James, wollen Sie vielleicht andeuten, dass es sich um eine Art nicht genehmigtes Begräbnis handelt?«
    »Es muss so sein.« Er kaute düster auf seinem Biskuit, und Krümel verfingen sich in seinem Bart.
    »Aber wie? Ich meine, man kann doch nicht einfach auf einen Friedhof gehen und seine Oma begraben, wo es einem gefällt? Sind Sie ganz sicher?«
    »So sicher, wie ich nur sein kann. Sie werden doch Stillschweigen bewahren?« Er sah ihr Nicken und fügte hinzu:
    »Obwohl es über kurz oder lang jeder erfahren wird, wie gesagt. Ich verstehe nur einfach nicht, wie es geschehen konnte! Ich meine, wie Sie gesagt haben: Niemand kann einfach auf den Friedhof gehen und … und jemanden begraben!«
    »Bestimmt ist es ein Fehler in den Aufzeichnungen, James. Regen Sie sich deswegen nicht unnötig auf«, sagte Meredith eindringlich. Doch er schien nur noch nervöser zu werden und spielte geistesabwesend mit den Gegenständen auf dem Tisch. Er packte die Dose mit der Wildsuppe, starrte auf das Bild, auf dem ein Hirsch zu sehen war, und schob sie wieder von sich.
    »Wo steckt eigentlich Mrs. Harmer?«, fragte Meredith.
    »Auf Krankenbesuch bei ihrer Schwester. Was sich im Grunde genommen gut trifft; ich bin froh, dass sie heute nicht hier ist. Sie würde sich nur unnötig aufregen, nach dem, was sich ereignet hat.« Die altmodische Türglocke über der Küchentür ging, ein Relikt aus jenen Tagen, als die Pfarrei noch einen kleinen Stab von Dienstboten beschäftigt hatte. Beide schraken zusammen. Die Vordertür des Pfarrers war während des Tages nur selten verschlossen, und Besucher steckten im Allgemeinen die Köpfe herein und riefen Hallo. Die formelle Türglocke kündete einen Fremden an.
    »Das wird die Polizei sein. Ich gehe besser und zeige den Beamten die Stelle.« Pater Holland stand auf und ging nach draußen. Einen Augenblick später hörte Meredith seine Stimme im Flur. Sie klang überrascht.
    »Margaret? Ich dachte, es wäre die … äh, ich habe jemand anderen erwartet. Kommen Sie in die Küche. Wir trinken gerade Tee.«
    »Ich habe Oscar im Wagen. Macht es Ihnen etwas aus, wenn ich ihn mit hereinbringe? Wenn er sich langweilt, bellt er Passanten an.«
    »Ja, natürlich. Bringen Sie ihn
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