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Kerrion 3 - Traumwelt

Kerrion 3 - Traumwelt

Titel: Kerrion 3 - Traumwelt
Autoren: Unbekannter Autor
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das perfekte Bad sei gewonnen. »Schade um das schöne Zimmer«, sagte der junge Mann, denn dieses Zimmer wäre das Schlafzimmer gewesen. Es blickte in die Krone eines Ahornbaumes, die etwas schütter belaubt war.
    »Man kann nicht alles haben«, sagte der Makler. Dem jungen Mann fiel verwundert die Grobheit des Maklers auf. »Sie müssen sich sofort entscheiden, die Wohnung ist eigentlich schon weg.«
    War es wirklich ein guter Einfall, ohne Ina auf Wohnungssuche zu gehen? Der junge Mann spürte schmerzlich seine Unfähigkeit, sich die Wohnung in renoviertem und verschönertem Zustand vorzustellen. Grausiges mußte auf diesem Boden und zwischen diesen blutroten Wänden vor sich gegangen sein. Eine tote Luft stand in den Räumen, die gewiß zu vertreiben gewesen wäre, wenn man die Fenster geöffnet hätte, aber jetzt war es wie bei einem Menschen mit widrigem Geruch, der durch ein Bad eine Weile zurückgedrängt werden mag, der einem aber in dieser Höchstpersönlichkeit die Lust am näheren Umgang mit dem Bedauernswerten ein für allemal vertreibt. Er fühlte sich dem Makler gegenüber dennoch wie ein Schwächling, als er gestand, die verlangte augenblickliche Entscheidung jetzt nicht fällen zu können. Ihm war, als sage er dem ganzen eben noch so bewunderten Stadtviertel mit diesem Unvermögen Lebewohl. Leicht hatte er sich seine Absage nicht gemacht.
    Als er wieder auf der Straße stand, war der Mond auf dem immer noch blaßblauen Himmel aufgegangen. Zum Vollmond fehlte noch soviel, als habe man mit einer Nagelschere von der runden Scheibe eine hauchzarte Sichel weggeschnitten. Die Straße war immer noch schön, aber diese Schönheit hatte jetzt etwas Kulissenhaftes angenommen.
    »Eigentlich ist es doch gleichgültig, wo man wohnt«, dachte der junge Mann, nachdem er siebzehn Wohnungen in schönen, weniger schönen und trostlosen Wohnvierteln besichtigt hatte. Alles, was man ihm gezeigt hatte, war unerhört teuer gewesen. Die Hälfte seines Einkommens, das für ein Anfängergehalt recht nett war, würde auf die Wohnung draufgehen, so sah das nach dieser ersten größeren Recherche aus. Und geboten wurde für das schrecklich viele Geld wenig. Auch ein Mann, der über einen etwas begabteren Blick auf Räume und die in ihnen ruhenden Möglichkeiten verfügt hätte, ein Mensch mit einem Minimum dekorativer Phantasie, wäre bei diesem Angebot an die Grenzen seines Vorstellungsvermögens geführt worden. Die einzige große, geradezu prachtvolle Wohnung, die geheimnisvollerweise bezahlbar gewesen wäre - hatte sie etwa Kakerlaken? -, schnappte ihm ein Rechtsanwaltsehepaar vor der Nase weg. Der Hauswirt ließ durchblicken, daß ihm verheiratete Mieter am liebsten wären, und der junge Mann, der notgedrungen allein auftrat, sah offenbar noch nicht verheiratet genug aus. Der neue Zustand war in seine Physis noch nicht eingedrungen. Ja, selbst der schmale Ehering war ihm noch lästig, er lag auf dem Nachttisch in der Pension, keineswegs aus bedenklicher, sich bereits distanzierender Haltung zur Ehe heraus, im Gegenteil, er war voll Sehnsucht und rief dreimal am Tag bei Ina an.
    Sie war heiter und freute sich auf ihre Rückkehr und die Wohnung, als gebe es die schon. Er verschwieg ihr, wie schwer das Suchen war, denn er wollte vermeiden, daß Frau von Klein einen skeptischen Kommentar zu seinen organisatorischen Fähigkeiten abgab. Er hatte zwar gesehen, daß die Sarkasmen seiner Schwiegermutter an Ina abperlten, ohne richtig wahrgenommen worden zu sein - Ina sah bei allem, was ihre Mutter sagte, nur deren bemitleidenswerte Einsamkeit und Witwenschaft -, aber es war ihm die Vorstellung beständigen Einträu-feins von Bosheit in die winzigen Ohrmuscheln seiner Frau doch eine tiefe Beunruhigung. Wie es sich eben mit Salzsäure verhält: Irgendwann ist die dickste Schutzschicht weggeätzt.
    Die neue Gleichgültigkeit gegenüber Art und Lage der eigenen Wohnung, die der junge Mann so souverän formulierte, war aber weniger das Ergebnis seiner Erschöpfung, als der Versuch, die Lebensgrundsätze eines von ihm sehr geschätzten, bereits jetzt erfolgreichen Kollegen zu übernehmen, der freilich noch unverheiratet war.
    »Ich brauche ein großes Bett und eine Badewanne«, sagte dieser braungebrannte, sportliche Mann, dessen Anzüge ihn so starr und knapp umschlossen, als seien sie aus biegsamem Leichtmetall geschmiedet. »Und das Ganze bitte über einem Fitneßstudio und fünf Minuten zu Fuß von der Firma.« Eine ganze
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