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Keine E-Mail fuer Dich

Keine E-Mail fuer Dich

Titel: Keine E-Mail fuer Dich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franziska Kuehne
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aber er könne sie nicht besitzen, sie sei so weit weg. Er habe sich noch nie mit ihr getroffen, aber in seinem Kopf sei sie immer bei ihm. Er möchte mit ihr am Strand liegen, im heißen Sand an ihrem Bikini spielen und mit ihr schlafen – immer und immer wieder.
    Mit Tina zu schlafen, sei ihm zu anstrengend, er müsse sie sexuell befriedigen, das sei ein wahnsinniger Druck, da habe er keine Lust. In früheren Beziehungen hatte er seine Ruhe, seine Ehefrau arbeitete viel und war abends immer müde. Tina sei einfach zu fordernd. Er habe Versagensängste, aber auch so wenig Zeit, die müsse effektiv genutzt werden. Er befriedige sich deshalb am liebsten selbst. Das ginge am schnellsten und sei unendlich aufregend.
    Sex vor dem Monitor ist so schön einfach, denn Rüdiger muss nicht auf die Bedürfnisse seines Gegenübers eingehen. Das Internet ist perfekt dafür gemacht, einfach nur zu konsumieren.
    Er sei schon ein emotionaler Mensch, aber heutzutage müsse man aufpassen. Die Menschen seien grausam geworden. Er halte sich mit dem Gefühle-Zeigen lieber zurück. Seine Exfrau sei fremdgegangen. Das war sehr schlimm für ihn, denn er hatte mit ihr das Haus gebaut, und dann passierte so etwas. Ein Seitensprung sei auf jeden Fall ein Trennungsgrund für ihn. Wenn Tina ihn betrügen würde, könnte er das nicht ertragen. Aber sie tue es nicht, er würde es sofort merken.
    Nach dem ganzen Trennungsdrama mit seiner Frau stand er wieder einmal allein da, wie so oft in seinem Leben. Er musste sich immer um sich selbst kümmern. Seine Mutter war und ist zwar da, aber sie sei eine kalte Frau. Seinen Vater hat er bei einem Autounfall verloren, da war er fünf Jahre alt. Beide hatten ein sehr inniges Verhältnis. Seine Mutter ließ sich nie wieder auf einen neuen Mann ein. Als Kind saß er meist allein in seinem Zimmer und hat fleißig für die Schule gelernt. Nur sein kleiner Waldi, ein Dackel, war bei ihm, ein Geschenk seines Vaters. Das war alles, was ihm geblieben war. Mit Tina wüsste er oft nicht, worüber er sich unterhalten solle. Sie verstehe ihn einfach nicht.
    Tina erzählt, dass Rüdiger nach seiner ersten Therapiestunde sehr entspannt gewesen sei, da hätten sie zu Hause mal Geschlechtsverkehr gehabt. Tina hat ihn sofort wieder in die Praxis geschickt.
    Rüdiger hat zwischenzeitlich den Entschluss gefasst, sich endlich mit der Studentin zu treffen. Er möchte sie sehen und seine Fantasien Wirklichkeit werden lassen. Sie träfen sich in zwei Wochen in Hamburg. Er suche sich immer Kontakte auf dem virtuellen Weg. Im wahren Leben könne er keine Frau finden, er habe es versucht, aber es sei schwierig. Wo solle man im normalen Leben, an normalen Plätzen, eine Frau kennenlernen?
    Vor Jahren war er mit seiner Sekretärin zusammen gewesen. Sie hatte sich von ihm getrennt und dann auch gekündigt. Liebe am Arbeitsplatz – das mache er niemals wieder. Sonst gehe er nicht viel aus, er habe kaum Freunde. Jeder mache nur noch sein Ding. Er finde es furchtbar, dass er ständig auf der Suche nach der perfekten Frau sei.
    Die dänische Studentin ist 22. Sie werden sich in Hamburg in einem schönen Hotel treffen. Sie werden miteinander schlafen. Ihre E-Mails waren eindeutig. Sie wolle ihn genauso, wie er sie will. Die 22-jährige Studentin fände ihn ganz sexy. Er könne nicht mehr mit einer gleichaltrigen Frau schlafen, da müsse er sich vorher betrinken. Er selbst sei erfolgreich, attraktiv, gut aussehend.
    Nach dem ersten Treffen würden sie sich dann weiter E-Mails schreiben und chatten und vielleicht erneut verabreden. Das sei die geeignete Art und Weise, seine Beziehung mit Tina zu ertragen. Das sei etwas Abwechslung und Ausbruch aus seinem Horror-Alltag. Er vermute mittlerweile, dass Tina sich mit jemand anderem trifft. Noch habe er keine Beweise, aber er warte mal ab. Er traue sich nicht, sie zur Rede zu stellen, sie würde es sowieso nicht zugeben.
    Er könne sich gerade nicht von ihr trennen, denn zwischen ihr und seiner Mutter laufe es jetzt gerade richtig gut. Das hätte lange gedauert. Er könne doch seine Mutter nicht schon wieder enttäuschen. Sie müsse sterben, dann erst sei er endlich frei. Er hasse seine Mutter. Sie mische sich permanent in sein Leben ein. Jede Woche müsse er mindestens einmal bei ihr vorbeikommen zum Kuchenessen. Er mag keinen Kuchen. Dann müsse er ihr ausführlich berichten: Wie es in der Firma vorangehe, wie es mit Tina laufe und was er am Haus und im Garten gearbeitet habe. Er sei

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