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Kein Ort ohne dich: Roman (German Edition)

Kein Ort ohne dich: Roman (German Edition)

Titel: Kein Ort ohne dich: Roman (German Edition)
Autoren: Nicholas Sparks
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ausgefüllt habe.
    »Ich hab kein Formular ausgefüllt«, gab er zurück.
    »Wie wünschen Sie den Kaufpreis zu bezahlen?«
    »Nehmen Sie auch Bargeld?«
    Die Frau lächelte. »Aber selbstverständlich. Bitte folgen Sie mir.«
    Luke ging ihr nach und kehrte ein paar Minuten später mit seiner Quittung zurück. Er setzte sich neben Sophia, ein spitzbübisches Grinsen auf dem Gesicht.
    »Warum?«, fragte sie.
    »Ich möchte wetten, dass Ira dieses Bild von allen am liebsten mochte.« Er zuckte die Achseln. »Immerhin wurde es als Erstes angeboten. Außerdem hat er seine Frau sehr geliebt, und es kommt mir irgendwie nicht richtig vor, dass niemand das Porträt haben will.«
    »Wenn ich dich nicht besser kennen würde, würde ich annehmen, du wirst auf deine alten Tage romantisch.«
    »Ich glaube«, sagte Luke langsam, »dass Ira der Romantiker war. Ich bin nur ein abgehalfterter Bullenreiter.«
    »Du bist viel mehr als das.« Sie gab ihm einen Stups mit dem Ellbogen. »Wo willst du es denn hinhängen?«
    »Das spielt eigentlich keine Rolle, oder? Abgesehen davon weiß ich ja gar nicht, wo ich in ein paar Monaten wohnen werde.«
    Ehe sie etwas erwidern konnte, hörte sie einen Hammerschlag, dann sprach der Auktionator wieder ins Mikrofon.
    »Sehr verehrte Damen und Herren – an dieser Stelle sehen die Versteigerungsbedingungen vor, dass ich Herrn Howie Sanders wieder das Wort erteile, der einen Brief von Ira Levinson, den Erwerb dieses Gemäldes betreffend, verlesen wird.«
    Sanders schlurfte in seinem zu großen Anzug hinter dem Vorhang hervor, einen Umschlag in der Hand. Der silberhaarige Mann trat zur Seite.
    Mit einem Brieföffner schlitzte Sanders das Papier auf und zog einen Bogen heraus. Er faltete ihn bedächtig auseinander, blickte sich im Raum um und trank einen Schluck Wasser. Dann wurde er ernst, wie ein Schauspieler, der sich auf eine besonders dramatische Szene vorbereitet, und begann schließlich zu lesen.
    »Ich heiße Ira Levinson, und heute werden Sie meine Liebesgeschichte hören. Es ist die Geschichte eines einfachen Mannes namens Ira, der eine außergewöhnliche Frau namens Ruth kennenlernte. Wir begegneten uns, als wir jung waren, und verliebten uns ineinander, später heirateten wir und bauten uns ein gemeinsames Leben auf. Eine Geschichte wie so viele andere, mit dem Unterschied, dass Ruth ein Auge für Kunst hatte, während ich nur Augen für sie hatte, und das allein genügte, um eine Sammlung aufzubauen, die für uns beide unbezahlbar wurde. Für Ruth ging es bei der Kunst um Schönheit und Begabung. Für mich war sie einfach eine Widerspiegelung ihres Wesens. Wir füllten unser Haus mit Gemälden und führten ein langes und glückliches Leben miteinander. Und dann, viel zu früh, verstarb Ruth, und ich blieb allein in einer Welt, die ich nicht mehr verstand.«
    Sanders wischte sich Tränen aus den Augen, und zu Sophias Überraschung versagte ihm die Stimme. Er räusperte sich, und Sophia beugte sich interessiert vor.
    »Das war nicht fair mir gegenüber. Ohne Ruth hatte ich keinen Grund, weiterzuleben. Doch dann passierte ein Wunder. Ich bekam ganz unerwartet ein Porträt meiner Frau geschenkt, und als ich es an die Wand hängte, hatte ich das merkwürdige Gefühl, dass Ruth wieder über mich wachte. Dass sie mir half. Mich führte. Und nach und nach kehrten die Erinnerungen an mein Leben zurück, Erinnerungen, die mit jedem einzelnen Stück unserer Sammlung verknüpft waren. Für mich waren diese Erinnerungen immer kostbarer als die Werke selbst. Es ist mir unmöglich, sie jemandem zu hinterlassen, und doch – wenn die Kunstwerke Ruth gehörten und die Erinnerungen mir –, was soll mit der Sammlung geschehen? Ich wusste lange nicht, was tun.
    Ohne Ruth war ich nichts. Ich liebte sie vom ersten Moment an, und Sie sollen wissen, dass ich sie auch noch bei meinem letzten Atemzug liebte. Worauf es mir ankommt, ist, dass Sie diese einfache Wahrheit begreifen: So schön die Kunstwerke sind, so unermesslich wertvoll, ich hätte sie alle gegen einen einzigen weiteren Tag mit der Frau eingetauscht, die ich immer angebetet habe.«
    Sanders ließ den Blick über das Publikum schweifen. Es war mucksmäuschenstill im Saal.
    Etwas geschah hier, etwas Außerordentliches. Auch Sanders war das offenbar bewusst. Er legte den Zeigefinger an die Lippen, bevor er weitersprach.
    »Nur einen einzigen Tag« , sagte er noch einmal und ließ die Worte kurz nachhallen. »Aber wie kann ich Sie alle davon
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