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Kein Heldentod

Kein Heldentod

Titel: Kein Heldentod
Autoren: Frank Dellen
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ich naturgemäß mit vielen jungen Männern zusammen, ich bilde mir ein, ein ganz guter Menschenkenner zu sein. Und wenn ich mich hier umsehe, muss ich sagen, es ist kein Wunder, dass Dirk homosexuell wurde - hier stehen so viele Fotos von ihm, dass man schon meint, man wäre in einem Schrein. Er wurde sicher zu sehr in Watte gepackt, nachdem seine Eltern starben. Oder die Urkunde da: Zweiter bei der Leichtathletik-Stadtmeisterschaft - richtige, gesunde Jungs spielen Fußball!"
    "Aber er war doch auch im Fußballclub!" entgegnete Karl-Heinz Freise
    "Bestimmt nur wegen des Trikottausches."
    "Ich habe ihn in den Boxverein gesteckt!"
    "Aha, ein dominanter Ersatzvater - auf der Suche nach Trost ist er zu Ihrer Frau gerannt und die hat ihn verhätschelt, so dass er alles Weibliche als positiv wahrnahm!"
    "Ich habe ihn nie verhätschelt - wenn er je mal eine Ohrfeige bekommen hat, dann von mir!" protestierte Gisela Freise.
    "Jetzt ist mir alles klar: Gewalttätige Stiefmutter, schwaches männliches Rollenmodell, da musste er ja seine normale, maskuline Heterosexualität als verkehrt empfinden. Wegen Ihrem Vorbild hat er sich selbst umprogrammiert."
    Hauptfeldwebel Kroeger erhob sich, setzte sein Barett auf und ging zur Wohnzimmertür.
    "Ich muss jetzt gehen. Natürlich werde ich im Falle einer Untersuchung alles leugnen, was ich Ihnen gerade erzählt habe - schließlich ich muss meine Männer schützen. Aber Eines möchte ich Ihnen sagen: Es mag ja sein, dass ein paar junge Rüpel fahrlässig den Tod Ihres Enkels verursachten. Die eigentliche Schuld muss man aber bei denen suchen, die aus ihm eine Schwuchtel machten - wäre er ein normaler, gesunder junger Mann gewesen, würde er noch leben!
    Auf Wiedersehen; ich finde schon hinaus."

    *

    Die Freises saßen vier Stunden später noch immer im Wohnzimmer und versuchten vergeblich, den Tod ihres Enkels zu verarbeiten, als sie hörten, wie die Haustür aufgeschlossen wurde. Ein paar Schritte im Flur und:
    "Hallo Oma, hallo Opa! Na, ist der Johannisbeerlikör schon … ist was?"
    "Du lebst?!" Das alte Ehepaar starrte seinen wieder auferstandenen Enkel fassungslos an.
    "Ja, klar! Sollte ich nicht?"
    Die Freises umarmten, drückten und herzigten ihren Sonnenschein, brachen in Freudentränen aus, lachten hin und wieder auf, bis sie schließlich ausreichend Selbstbeherrschung aufbringen konnten, Dirk von Hauptfeldwebel Kroeger zu erzählen.
    "Nie gehört, den Namen! Das ist ja mal ein kranker Typ! Der hat irgendwie Einblick in meine Akte bekommen und sich dann einen Spaß daraus gemacht, Euch zu quälen… Ihr müsst Anzeige erstatten - wer weiß, was der sonst noch so treibt!"
    "Ja, wir gehen morgen zur Polizei, aber jetzt lass uns erst mal froh und glücklich sein, dass er nur gelogen hat und Du noch lebst! Möchtest Du ein Bier? Ich brauch jetzt erst mal einen Schnaps! Karl-Heinz, Du sicher auch?" Gisela Freise lief so schnell in die Küche, dass die beiden Männer ihre Antworten schon hinterher rufen mussten.
    Karl-Heinz musterte Dirk mit jenem zufriedenen Lächeln, das man sonst auf den Gesichtern satter Säuglinge finden kann. Plötzlich stolperte er über einen unangenehmen Gedanken, seine Miene wurde ernst. Er vergewisserte sich mit einem schnellen Blick durch die offene Zimmertür, dass seine Gattin noch immer in der Küche beschäftigt war.
    "Dirk, unter uns: Du bist nicht schwul, oder?"
    "Was?"

Frank Dellen ist gelernter Karosseriebauer, studierter Designer und kann Expertise in einigen anderen Berufen vorweisen, vom Fliesenleger über Fensterputzer bis zum freien Journalisten. Wenn er nicht schreibt, schraubt er an alten, wertlosen Autos, raucht billige Zigarren und/oder schaut hübschen Mädchen hinterher.

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    Im Anschluss folgt eine Leseprobe der Kurzgeschichte „Die lustigsten Heimvideos“

Die lustigsten Heimvideos

    "Marc-Oliver, Deine Kaufentscheidung verdient meinen vorbehaltlosen Respekt!" sagte Kevin.
    "Wenn Du Studien des weiblichen Aktes anfertigen willst, stehe ich selbstverständlich zur Verfügung!" sagte Chantal.
    "Du könntest den Lebensweg meines Erstgeborenen dokumentarisch begleiten!" sagte Jacqueline.
    Meine Freunde waren also begeistert, als ich mich auf dem Spielplatz zwischen den Wohnblöcken zu ihnen gesellte und meine neue Kamera vorführte. Die war auch sehr teuer, die Kamera, aber ich hatte einige Geschäfte mit illegalen
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