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Kein Freibier für Matzbach

Kein Freibier für Matzbach

Titel: Kein Freibier für Matzbach
Autoren: Gisbert Haefs
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blind unterschrieben, nachdem ich sicher war, daß ich mich zu nichts verpflichte. So. Und vor fünf Wochen hatte der Kumpel aus dem Verkehrsministerium, Krämer, einen zweifelhaften Unfall – tot. Ein paar Tage danach ist Albo zu mir gekommen und hat mir das hier gegeben.« Sie klopfte auf den braunen Umschlag. »Er würde erpreßt, und falls ihm was passiert, und so weiter.«
    Hermine Päffgen stand auf. »Ich glaube, ich will nicht dabeisein, wenn ihr das aufmacht.« Dann zögerte sie, grinste plötzlich und setzte sich wieder. »Doch, will ich wohl.«
    »Was ist drin?« sagte Matzbach.
    »Die Kopie eines notariellen Testaments, in dem nicht viel steht – ›setze ich meine Schwester Soundso zur Alleinerbin ein‹ etcetera. Betrifft in erster Linie seine Wohnung und irgendwas an kleinen, legalen Konten. Und der Zettel hier.« Sie schob Matzbach ein Stück Papier hin.
    Vier Banknamen jeweils mit Adresse und Kontonummer, alle in Luxemburg, und ein handschriftlicher Vermerk:
Wenn es soweit ist, sieh Dich vor, tauch am besten eine Weile unter
.
    Matzbach runzelte die Stirn und gab Rapunzel den Zettel zurück. »Er hätte ja vielleicht auch schreiben können, vor wem du dich hüten sollst, oder?«
    »Hat er nicht gewußt. Ich hab ihn gefragt, von wem er erpreßt würde, und er hat gesagt, das wüßte er selbst gern genauer.«
    »Mehr weißt du nicht? Worum es bei dieser Erpressung ging, ob er Briefe oder Anrufe gekriegt hat oder nachts auf dunklen Plätzen mit einer Axt bedroht wurde?«
    Sie schüttelte den Kopf.
    Päffgen räusperte sich. »Rapunzel hat mir ein bißchen was über Sie erzählt, Baltasar. Nee, Matzbach. Das kommt besser. Also ... Sie haben irgendwann mal im Lotto gewonnen, sind Mitbesitzer einer schwimmenden Kneipe und außerdem so was wie Privatdetektiv, ja? Und jetzt wollen Sie ...«
    Matzbach unterbrach. »Kein Privatdetektiv. Sagen wir, ich bin von Natur aus und hobbymäßig von Neugier geplagt. Die ganzen schönen Geschichten, die wir alle kennen, Sherlock Watson und Spade Marlowe und so weiter, das geht ja in diesem unserem Lande nicht. In einer anständig verfaßten Republik hat der Staat nicht nur das Monopol für Kapitalverbrechen, sondern auch für deren Ahndung. Privatdetektive dürfen bei uns eigentlich nichts, außer Personen beobachten und ein bißchen Objektschutz betreiben oder so.«
    »Und das langweilt Sie?«
    »Nehme ich an, ja; kann ich Ihnen nicht genau sagen, weil ich es nie gemacht habe und mich auch hüten werde, es je zu tun. Sagen wir mal, ich bin neugierig; wenn mich irgendwas ausreichend interessiert, lasse ich mich manchmal dazu hinreißen, dumme Fragen zu stellen oder mich umzuschauen. Und was Albo angeht ...« Er wandte sich an Rapunzel. »Legst du dringend Wert darauf?«
    Rapunzel zögerte. »Ich weiß nicht. Eigentlich ... Das sieht doch ziemlich finster aus, oder? Ich glaube, das sollte die Polizei machen; die hat andere Möglichkeiten. Und du mußt nicht meinetwegen in schmierigen Kisten wühlen, in denen Leute hocken, die andere zerstückeln.«
    »Das gibt aber mehrere Probleme.«
    »Was für Probleme – abgesehen von den offensichtlichen?«
    Matzbach wickelte eine Zigarre aus und gestikulierte damit. »Albo hat Knete gemacht und dir vererbt. Wenn du das den grünen Jungs erzählst, kannst du dich vielleicht auf Treu und Glauben unter Verwandten rausreden, was Unterschriften für Konten in Luxemburg angeht. Und vielleicht glauben sie es dir und machen keinen großen Wind. Wahrscheinlich riskierst du nicht viel – aber die Knete bist du los. Alles, was er da im Großfürstentum verbuddelt hat. An diesem Punkt mußt du dich entscheiden.«
    Sie nickte langsam. »Mit den Behörden kooperieren, alles offenlegen, oder den schnöden Mammon behalten und nach meinem Ableben den Kindern zukommen lassen?«
    »Just. Wie alt sind die inzwischen?«
    »Du weißt doch, ich hab früh angefangen. Margit ist vierundzwanzig, Manfred zweiundzwanzig. Und ich ...« Sie hob die Schultern.
    »Terminale dreiundvierzig«, sagte Matzbach; seine Stimme hatte einen metallischen Unterton. »Deswegen reit ich ja darauf rum. Du kannst der Kripo sagen, Albo ist erpreßt worden – hat er dir mal gesagt, aber mehr weißt du nicht. Du kannst denen auch alles sagen; dann ist die Knete futsch, und du mußt selbst entscheiden, ob du deine letzten Monate im Dauerclinch mit Staatsanwälten verbringen willst.«
    »Außerdem – ist das so sicher, daß Albos Tod etwas mit den Geschäften zu tun hat?«
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