Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kein Entkommen

Kein Entkommen

Titel: Kein Entkommen
Autoren: Linwood Barclay
Vom Netzwerk:
nicht an die Regeln hielt.

51
    Es wurde dunkel, als ich auf den Parkplatz des Standard einbog. Am anderen Ende entdeckte ich Elmont Sebastians Limousine; sie stand unweit der Türen, hinter denen sich der Produktionsbereich mit den Druckerpressen und Rotationsmaschinen befand. Weit und breit war niemand zu sehen.
    Ich parkte ein Stück von der Limousine entfernt und stieg aus. Im selben Moment öffnete sich die Fahrertür der dunklen Karosse. Welland kam um den Wagen herum und deutete auf die hintere Tür.
    »Vergessen Sie’s«, sagte ich, doch er öffnete die Hintertür trotzdem. Elmont Sebastian hatte ich sowieso erwartet, nicht aber Samantha Henry, die neben ihm saß und aussah, als hätte sie geweint.
    Sie stieg aus dem Wagen und blickte mich an. »Es tut mir leid«, sagte sie. »Es tut mir so leid.«
    »Was ist los, Sam?«
    »Ich habe es doch bloß für meinen Jungen getan.«
    »Wovon redest du?«
    »Ich brauche dir wohl nicht zu erzählen, in was für Zeiten wir leben. Und als alleinerziehende Mutter muss ich jeden Dollar zweimal umdrehen. Ich weiß, dass ich dich hintergangen habe, aber was hätte ich denn machen sollen? Riskieren, dass ich auf der Straße lande? Zeitungen haben keine Zukunft. Es ist bloß eine Frage der Zeit, bis wir unseren Job verlieren. Ich muss für mich und mein Kind sorgen. Und Mr Sebastian hat mir einen Job bei Star Spangled Corrections angeboten.«
    »Als Wärterin?«, fragte ich.
    »Medienreferentin«, erwiderte sie trotzig.
    »Du warst das also«, sagte ich. »Du hast die anonyme E-Mail gelesen.« Genug Zeit hatte sie ja gehabt, als ich mir kurz einen Kaffee geholt hatte. »Du bist an meinen Computer gegangen und hast Sebastian informiert.«
    »Ich hatte keine andere Wahl«, gab sie zurück. »Außerdem habe ich ihm gesagt, dass du auf der Suche nach einer gewissen Constance Tattinger bist – dass sie wahrscheinlich die Frau ist, die dir die Liste geschickt hat. Deshalb will Mr Sebastian mit dir reden.« Sie senkte den Blick, wandte sich ab und ging zu ihrem Wagen.
    Stumm sah ich ihrem Wagen hinterher, als sie vom Parkplatz fuhr.
    »Kommen Sie schon«, sagte Sebastian und klopfte auf die Lederrückbank. »Helfen Sie mir, dann habe ich vielleicht auch für Sie noch einen Job. Tja, die Stelle, die ich Ihnen angeboten hatte, ist jetzt leider an Miss Henry gegangen, aber wir finden schon etwas für Sie. Einen guten Schreiberling kann man immer gebrauchen.«
    »Haben Sie meinen Sohn entführt?«, fragte ich.
    Sebastian blinzelte verwirrt. »Was?«
    »Sagen Sie es mir einfach, wenn Sie meinen Sohn in Ihrer Gewalt haben. Sie können von mir haben, was Sie wollen.« Ich setzte mich neben ihn, einen Fuß immer noch auf dem Asphalt.
    »Okay«, sagte er. »Was wissen Sie über diese Constance Tattinger? Sie haben Miss Henry gebeten, den Namen für Sie zu überprüfen. Ehrlich gesagt bin ich ein bisschen verwundert, dass diese Dame Ihre Informantin sein soll – ich habe nämlich noch nie von ihr gehört.«
    »Sie ist nicht meine Informantin«, gab ich zurück. »Wenn ich mich nicht völlig irre, ist Constance Tattinger meine Frau.«
    Sebastian runzelte die Stirn. »Ich kann Ihnen nicht ganz folgen. Woher hat Ihre Frau eine Liste der Stadträte, die …«
    »Sie hat überhaupt nichts damit zu tun. Ich habe Sam wegen zwei völlig verschiedenen Dingen angerufen. Offenbar hat sie geglaubt, es bestünde ein Zusammenhang.«
    Sebastian lehnte sich zurück und gab einen leisen Seufzer von sich. »Allmählich verstehe ich gar nichts mehr. Ich dachte, Ihre Frau heißt Jan.«
    »Ich habe sie als Jan Richler kennengelernt, aber ihr Geburtsname ist anscheinend Constance Tattinger. Ich weiß so gut wie nichts über ihre Vergangenheit, aber sie ist offenbar nicht grundlos verschwunden. Und soweit ich weiß, hatte die Informantin nie vor, sich mit mir zu treffen. Die Sache mit dem Lake George hat offenbar meine eigene Frau eingefädelt.«
    Elmont Sebastian zog eine Miene, als würden ihn plötzlich bohrende Kopfschmerzen quälen. »Sie glauben also, dass die E-Mail gar nicht von der Informantin, sondern von Ihrer Frau war?«
    »Ja.«
    »Warum sollte sie so etwas tun?«
    »Das spielt keine Rolle«, sagte ich. »Jedenfalls nicht für Sie. Jan weiß weder etwas über Ihre Firma noch über Ihre Klüngeleien mit Reeves und den anderen Stadträten. Also, was ist mit meinem Sohn?«
    »Ich weiß nichts über Ihren Sohn, verdammt noch mal«, gab Sebastian zurück.
    Ich war wie vor den Kopf geschlagen. So froh
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher