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Katie Chandler 01 - Hex and the City-ok-neu

Katie Chandler 01 - Hex and the City-ok-neu

Titel: Katie Chandler 01 - Hex and the City-ok-neu
Autoren: Shanna Swendson
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gewesen, hätte nicht eine meiner Mitbewohnerinnen für mich ihre Beziehungen spielen lassen. Ursprünglich hatte ich diesen Job als Übergangslösung betrachtet, um mich über Wasser zu halten, doch jetzt war ein Jahr um, und ich war immer noch hier. Vermutlich konnte ich mich aus dieser Falle nur befreien, indem ich mir selbst den Arm abnagte.
    Als mein Computer hochgefahren war, las ich meine E-Mails. Die aktuellste Nachricht, die erst Minuten zuvor eingetroffen war, trug die Betreffzeile: »Top-Angebot für Kathleen Chandler«. Top-Angebote waren sehr dünn gesät, und sie kamen selten per E-Mail. Vermutlich hatte dieses Angebot trotz der personalisierten Betreffzeile (die aber wohl ohnehin von meiner E-Mail-Adresse herrührte) irgendetwas mit der Vergrößerung eines Körperteils zu tun, den ich nicht besaß. Ich löschte die Nachricht und scrollte nach unten, wo ich die Mail fand, die mich jeden Montagmorgen erwartete: Mimis Tagesordnung für das Montags-Meeting.
    Ich korrigierte die Tippfehler darin, druckte die Tagesordnung aus und überflog sie, während ich zum Kopierer ging. Sie enthielt diesmal offenbar nicht allzu viele Minenfelder, nur die üblichen Lageberichte. Also überlebte ich vielleicht doch. Ich kopierte das Blatt und kehrte in mein Büro zurück. Dort wartete eine neue E-Mail auf mich – wahrscheinlich eine überarbeitete Tagesordnung von Mimi. Als ich mein Mail-Programm anklickte, war es aber doch nur eine weitere Spam-Mail mit einem »Top-Angebot«. Nur dass diesmal »Nicht löschen!« in die Betreffzeile eingefügt war. Ich löschte sie mit einem Gefühl tiefer Befriedigung. Wahrscheinlich war dies die einzige rebellische Handlung des Tages, mit der ich davonkam.
    Da ich wusste, dass ich auf keinen Fall zu spät zu einer von Mimis Sitzungen kommen durfte, legte ich die Tagesordnungen in meinen Notizblock, sammelte meinen Stift, meinen Kaffeebecher und meinen Lunchbeutel ein und ging in die Küche. Dort verstaute ich mein Mittagessen im Gemeinschaftskühlschrank und schenkte mir einen Kaffee ein, dann machte ich mich auf den Weg zum Konferenzraum. Ich sagte mir, dass der Rest des Tages ein Kinderspiel sein würde, wenn ich diese Sitzung überstand.
    Ich war nicht die Einzige, die so aussah, als wohnte sie ihrer eigenen Hinrichtung bei. April, die Werbeleiterin, saß bereits im Konferenzraum. Ihr Gesicht war aschfahl. Leah, die Leiterin der Öffentlichkeitsarbeit, sah entspannt aus, doch das lag, wie ich wusste, an den Beruhigungsmitteln, die ihr der Arzt verschrieben hatte. Janice, die leitende Eventmanagerin, litt unter einem nervösen Tick. Der Einzige, der nicht so wirkte, als stünde er unter Stress oder Medikamenten, war Joel, der Verbindungsmann zur Verkaufsabteilung. Aber das kam nur daher, dass Mimi nicht seine direkte Vorgesetzte war. Es war der letzte Montag des Monats, also trafen sich nur die Abteilungsleiter und nicht die gesamte Belegschaft. Sonst hätten noch viel mehr ängstliche Gestalten diesen Raum bevölkert. Ich stand auf der Hühnerleiter eindeutig am weitesten unten, aber immerhin saß ich in meiner Eigenschaft als Mimis Gehirn dort. Mit einem teuren Uni-Abschluss als Betriebswirtin in der Tasche verliert man offenbar die Fähigkeit, sich während einer Sitzung Notizen zu machen und sich anschließend an das zu erinnern, was besprochen wurde.
    Ich verteilte an alle am Tisch eine Tagesordnung. Während wir warteten, sprachen wir kein Wort miteinander. Das war zu riskant. Man wusste ja nie, wann Mimi ihren großen Auftritt hinlegte, und dann schnappte sie womöglich etwas völlig aus dem Zusammenhang Gerissenes auf, was sie in Rage brachte. Niemand wollte dafür verantwortlich sein, dass Monstermimi ihr Gesicht zeigte. Also studierten alle eifrig die Tagesordnung und suchten sie nach Punkten ab, die Potenzial für Unannehmlichkeiten enthielten.
    Mimi kam wie üblich zehn Minuten zu spät zu ihrem eigenen Meeting. Ich wusste genug über nonverbale Kommunikation, um zu kapieren, dass sie uns damit auf eine nicht allzu subtile Art signalisierte, dass ihre Zeit kostbarer war als unsere. Sie stieß beide Flügel der Doppeltür zum Konferenzraum auf und hielt kurz inne wie ein Talkshowgast, der wartet, bis der Applaus der Studiogäste verebbt, bevor er sich auf die Couch setzt.
    »Guten Morgen, Mimi«, sagte ich, obwohl wir uns vor nicht allzu langer Zeit bereits begrüßt hatten. Doch sonst wäre sie den ganzen Tag in der Erwartung, dass jemand ihre Anwesenheit gebührend
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