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Kathedrale

Kathedrale

Titel: Kathedrale
Autoren: Andy Mangels
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werde ich Colonel Kira kontaktieren, um diese Bedingung durchzusetzen. Bezüglich des weiteren Vorgehens melde ich mich bei Ihnen, sobald Bedarf für Ihre Hilfe besteht.«
    Ro missfiel der nahezu drohende Tonfall des Ratsmitglieds, doch dies war nicht der Moment, um ihn zu thematisieren. »Ich werde Colonel Kira persönlich unterrichten und meinen Stab anweisen, Ihre Bitte zu beherzigen.«
    »Wir werden eine Stasiskammer für Thriss’ Leichnam benötigen«, sagte zh’Thane, als hätte die Sicherheitschefin nicht gesprochen. »Bitte lassen Sie sie schnellstmöglich herbringen. Diskret! «
    »Natürlich.« Ro sah zu Tarses, der nahezu unmerklich nickte. Dann trat auch sie zurück zur Tür – peinlich darauf bedacht, Anichent und Dizhei nicht zu nahe zu kommen. Beide kauerten nach wie vor in der Raummitte und schienen das Geschehen um sie herum nicht wahrzunehmen. Ro sprach sie an. »Mein aufrichtiges Beileid. Der Verlust Ihrer Bündnispart…«
    Anichent sprang auf wie ein wahnsinniger Targ . Mit wildem Blick hechtete er auf sie zu, und Spucke flog aus seinem Mund. Er knurrte, wie Ro noch nie ein Wesen hatte knurren hören. Erschrocken wich sie zurück und hob abwehrend die Arme.
    Shul zog den Phaser, richtete ihn auf Anichent, doch der Andorianer blieb sofort reglos stehen. Sabber lief aus seinem Mund, und seine Brust hob und senkte sich schnell. Ro signalisierte Shul, zu warten, und streckte die andere Hand dem jungen Anichent entgegen.
    »Bitte gehen Sie«, sagte zh’Thane leise, die dem Vorfall den Rücken zuwandte. »Wie Sie sehen, hat Shars Entschluss, sein Bündnis zu missachten, nicht nur Thriss’ Leben zerstört. Mein Chei riss dadurch auch Anichent und Dizhei ins Verderben.«
    Schweigend zogen sich Ro und die anderen zurück. Erst auf der Promenade, wo lebendiges Treiben die Todesatmosphäre zu verbannen schien, fanden sie wieder Worte.

KAPITEL 2

    Blaues Feuer schnitt durch die unebene Hülle des schlanken Schiffes, das gerade vor den Attacken seiner Verfolger fliehen wollte. Die Disruptorwaffen des Gegners waren an der Außenhülle des Raumers angebracht, wodurch sie den Bewegungen ihres kleineren Opfers mühelos folgen konnten.
    Das gejagte Schiff beschleunigte dennoch. Die züngelnden Feuer seines internen Antriebssystems wurden unnatürlich hell. Wieder schlug eine Salve ein, riss ein Loch in seine Hülle, doch der Pilot des kleinen Gefährts zögerte nicht. Geschickt wich er der nächsten Energieentladung aus – und geriet Augenblicke später in eine weitere, die seinem Schiff noch mehr Schaden zufügte.
    Verwundet kämpfte es weiter und hielt auf eine weniger ungeschützte Region des Alls zu, in der Eiskometen, jahrhundertealte Trabanten, im Licht des fernen Primärsterns dieses Systems glitzerten.
    Dann erschien direkt vor dem Flüchtenden ein weiteres Schiff. Es kam aus der Oort-Wolke des Systems: ein großes, graues, nahezu ebenes Gefährt, von dem rechts und links blau aufleuchtende Ausbuchtungen abgingen. Auf seiner Hülle ließ sich die Signatur NX-74205 ausmachen, die von mehreren Lichtern angestrahlt wurde.
    Das beschädigte Schiff glitt zur Seite, um dem Neuankömmling auszuweichen, kassierte jedoch gleich wieder einen Disruptortreffer am Bug. Molekularfeuer tanzten über die Hülle des mittlerweile fast als Wrack durchgehenden Gefährts. Es hielt auf den Neuzugang zu und zog eine kristalline Bahn austretender Gase hinter sich her.
    Kurz zuvor
    Ensign Thirishar ch’Thane saß nahezu im Dunkeln allein auf dem Boden des Quartiers, das er sich mit Nog teilte, und lauschte der Stille. Ihm war, als spende die Ruhe und Schwärze ihm Trost. Nog befand sich mit Lieutenant Dax und Dr. Bashir auf Erkundungsmission und würde erst in Stunden zurück sein – vermutlich erst nach dem Schichtwechsel.
    Das einzige Licht im Zimmer stammte von einer Holoaufnahme einer lachenden Thriss, die von dem kleinen Tisch aus auf ihn niederschien. Sie zeigte einige kurze Momente, eine Endlosschleife aus lautlosem Lachen und dem sorglosen Zurückwerfen ihres platinweißen Haares. Es anzusehen, kam schon einer Folter gleich.
    Doch er war es ihr schuldig. Ihr, Dizhei und Anichent. Er schuldete es jedem Andorianer, der je gewagt hatte, auf eine bessere Zukunft zu hoffen.
    Shar brachte es nicht über sich, wegzuschauen. Bisher hatte er nur Ezri über Thriss’ Selbstmord informiert. Er wusste, dass sie es für sich behielt. Doch würden Nog und die anderen Besatzungsmitglieder nicht bald ahnen, was ihn bedrückte?
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