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Kalter Amok

Titel: Kalter Amok
Autoren: David L. Lindsay
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Polizeistation entfernt.
    Haydon hörte sich die kurze Aufzeichnung viermal an. Es war die erste Gelegenheit für ihn, Rafaels Stimme zu hören. Während er lauschte, schaute er sich die Fotos an, die Leo von Rafael bei seiner ersten Überwachungsaktion am Nachmittag gemacht hatte. Sie waren aus zu großer Entfernung aufgenommen worden, als daß sie mehr als ziemlich körnige Konturen vermittelten. Das eine war ein undeutliches Profil mit den Umrissen des medizinischen Instituts und dem Parkplatz im Hintergrund. Ein anderes zeigte Rafael ebenfalls im Profil neben der Reihe von Briefkästen auf dem Korridor beim Hintereingang des Instituts. Eine Frontalansicht war das beste Foto; Rafael schien direkt in die Kamera zu starren. Leo hatte sich im dritten Stock der Parkgarage versteckt und ihn mit einem Teleobjektiv fotografiert. Rafael selbst stand im Sonnenlicht. In einer Serie von Fotos konnte Haydon den Rhythmus von Rafaels Gang erkennen. Er schritt entschlossen dahin, aber unter dem europäisch geschnittenen Sportsakko waren seine hängenden Schultern zu erkennen. Seine Augenbrauen waren buschig und gingen ineinander über, als er mit zusammengekniffenen Augen in die Sonne schaute. Seine Unterlippe war voll, und er hatte ein Grübchen im Kinn. Haydon wußte nicht, warum, war aber überrascht, daß es sich um einen gutaussehenden Mann handelte.
     
    Haydon stationierte Pete Lapier mit Hilfe der Geschäftsleitung beim Empfang im Hyatt Regency. Um sieben Uhr am nächsten Morgen rief Lapier beim Morddezernat an und hinterließ, daß eine mit Stereoanlage ausgerüstete Suite unter dem Namen einer Dolores do Bandolin für eine Nacht reserviert worden war. Im Lauf einer Stunde waren alle Techniker, welche die Geräte zur Überwachung einbauen sollten, verständigt und auf dem Weg zum Hotel. Um halb neun saß Haydon im Coffeeshop des Hyatt und schaute hinaus in die tiefer gelegene Halle des Hotels. Er erkannte das erste Techniker-Team, das die Halle von der überdachten Einfahrt her betrat. Wie zuvor Vereinbart, hatte man die gesamte Ausrüstung in normale Reisekoffer verpackt. Zwei Männer und eine Frau kamen gemeinsam herein, aber der eine der Männer ging gleich ans Telefon, statt sich ins Hotelregister einzutragen. Der andere Mann und die Frau erhielten die Schlüssel für eine Suite im sechsundzwanzigsten Stock von Lapier, der in einem Hyatt-Blazer hinter dem Empfangspult arbeitete. Sie nahmen ihre Koffer und gingen zu den Aufzügen, wo sie ein paar Sekunden mit einem älteren Ehepaar warten mußten, das bereits dort stand. Als ein Lift hielt, traten die beiden Paare hinein, und im letzten Augenblick kam der zweite Mann dazu, der gerade seinen Telefonanruf beendet hatte. Er tat so, als ob er die anderen nicht kennen würde.
    Haydon saß an einem Tisch und schaute zu, wie die verglaste Liftkabine, umgeben von hellen Glühlampen wie ein Theatereingang, sechsundzwanzig Stockwerke nach oben glitt, mit dem ersten Techniker-Team, das wie staunende Teilnehmer eines Kongresses durch die Glasscheiben nach unten schaute.
    Das zweite Team kam zwanzig Minuten später auf ähnliche Weise ins Haus. Der einzige Unterschied bestand darin, daß Lapier sich selbst um den Papierkram kümmerte und ihnen dann den Schlüssel aushändigte. Eine Viertelstunde, nachdem das zweite Team mit dem funkelnden Lift nach oben gefahren war, bezahlte Haydon seine Rechnung an der Kasse des Coffeeshops und fuhr ebenfalls hinauf.
    Die zwei Suiten befanden sich in einem kurzen Querteil des sechsundzwanzigsten Stockwerks, und ihre Türen konnten nicht eingesehen werden von den langen Galerien aus, die im Inneren der hohen, überdachten Halle Zugang zu den meisten Zimmern boten. Das gewährte den Technikern mehr Bewegungsspielraum, und auf diese Weise konnten sie auch leichter hinüber zur Hauptsuite und zurück. Die Techniker, die in der linken Suite arbeiteten, mußten beim Bohren die Lautstärke ihres Fernsehgeräts aufdrehen, weil das Zimmer auf der anderen Seite besetzt war.
    Marty Rangel war für die Installationen verantwortlich und führte Haydon in die Suite, die sich Rafael hatte reservieren lassen. Rangel war ein kleiner Mann mit einem Salz-und-Pfeffer-Schnauzbart und klaren Augen, die fast ohne Farbpigmente waren. Er sprach schnell, bewegte sich flink und hatte die Gewohnheit, die Zunge an den oberen Schneidezähnen zu wetzen, wenn er gerade nicht sprach.
    »Ihr Mann wird hier in Nummer sechsundzwanzigneununddreißig sein«, sagte er und ging
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