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Kalt

Kalt

Titel: Kalt
Autoren: Dean R. Koontz
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aus den Latschen kippen ließen.
    » Dudel-didel-dudel. «
    Backen wir doch ’ nen Nudelstrudel.

  4
    Auf seine unnachahmlich grüne und stille Art bedankte sich Fred bei Jillian für den Pflanzendünger, den sie ihm verabreichte, und für den sorgsam abgemessenen Trank, mit dem sie den Durst seiner Wurzeln löschte.
    In seinem hübschen Topf geborgen, breitete der kleine Kerl im weichen Licht der Tischlampe seine Zweige aus. Er brachte ein wenig Anmut in ein Motelzimmer, das mit Möbeln aufwartete, deren Farbzusammenstellung so katastrophal war, dass man sie als lautstarken Protest eines wütenden Innenarchitekten gegen die harmonische Palette der Natur interpretieren konnte. Am Morgen wollte sie Fred mit ins Badezimmer nehmen, während sie duschte; er genoss den Dampf.
    » Ich hab mir überlegt, dich bei meinem Auftritt noch viel öfter einzusetzen «, teilte Jilly ihm mit. » Also hab ich mir ein paar neue Sachen ausgedacht, die wir zusammen machen können. «
    Während ihres Auftritts holte sie Fred normalerweise für die letzten acht Minuten auf die Bühne, postierte ihn auf einem Barhocker und stellte ihn dem Publikum als ihren neuesten Verehrer vor – und als den einzigen ihrer bisherigen Liebhaber, der sie in der Öffentlichkeit nie in Verlegenheit gebracht oder versucht habe, ihr wegen des einen oder anderen Aspekts ihrer Anatomie Komplexe einzureden. Dann setzte sie sich auf einen zweiten Hocker neben ihn und ließ sich über moderne Liebesbeziehungen aus, während Fred sich als mustergültig anständiger Bursche präsentierte. Er verlieh dem Ausdruck keine Miene verziehen eine neue Bedeutung, und das Publikum fand ihn jedes Mal großartig.
    » Mach dir keine Sorgen «, sagte Jilly. » Ich werde dich nicht in dämlich aussehende Übertöpfe stecken oder sonst wie deine Würde verletzen. «
    Ob Kaktus oder Fette Henne, keine andere Sukkulente hätte kraftvoller Vertrauen ausstrahlen können als Fred.
    Nachdem ihr unentbehrlicher Begleiter gefüttert und gegossen worden war und sich geliebt fühlte, schlang sich Jilly ihre Handtasche über die Schulter, griff nach einem leeren Plastikkübel und verließ das Zimmer, um Eis zu besorgen und den nächsten Getränkeautomaten mit Vierteldollars zu füttern. In letzter Zeit hatte sie die Sucht nach Malzbier in den Fängen, und obwohl sie Getränke mit Süßstoff bevorzugte, trank sie die reguläre Version, wenn Malzbier nur in dieser Form aufzutreiben war. Sie kam auf zwei, manchmal auch drei Flaschen pro Nacht. Hatte sie keine Wahl, als zu der zuckerhaltigen Variante zu greifen, aß sie zum Frühstück nur trockenen Toast, um ihr Gelage zu kompensieren.
    Fettbacken waren der Fluch der Frauen in ihrer Familie, womit allerdings nicht die Männer gemeint waren, die jene geheiratet hatten. Jillys Mutter, deren Schwestern und alle ihre Kusinen hatten als Teenager und teilweise auch noch in ihren Zwanzigern einen reizenden straffen Hintern gehabt, aber eher früher als später hatten sie alle so ausgesehen, als hätte man ihnen zwei Kürbisse hinten in die Hose gesteckt. An Hüften und Bauch setzen sie nur selten Fett an, nur an den Musculi glutaeus maximus, medius und minimus, was zu einer Erscheinung führte, die Jillys Mutter scherzhaft als Glutaeus megamax bezeichnete. Dieser von einer Generation auf die andere vererbte Fluch stammte nicht von den Jacksons, sondern von den Armstrongs, der mütterlichen Seite der Familie, wo er zusammen mit einer frühen Kahlheit der Männer und einem gewissen Sinn für Humor weitergegeben wurde.
    Nur Tante Gloria, inzwischen achtundvierzig, war der Heimsuchung durch den Armstronghintern auch jenseits der dreißig entkommen. Manchmal schrieb Gloria ihren dauerhaft mageren Podex der Tatsache zu, dass sie seit dem zehnten Lebensjahr dreimal jährlich eine Novene, einen neuntägigen An dachtszyklus an die Jungfrau Maria, praktizierte, damals sei ihr nämlich zum ersten Mal bewusst geworden, welch kolossales Powachstum sie zukünftig erwarte. Alternativ war sie der Meinung, ein periodischer Flirt mit Bulimie sei dafür verantwortlich, dass sie sich noch immer auf einen Fahrradsattel setzen konnte, ohne zum Absteigen die Dienste eines Proktologen zu benötigen.
    Auch Jilly war gläubig, aber sie unterzog sich nie einer Novene in der Hoffnung, einen gnädigen Dispens von Glutaeus megamax zu erlangen. Ihre Zurückhaltung in dieser Angelegenheit lag nicht daran, dass sie am Erfolg einer solchen Bitte zweifelte; sie war einfach nicht in
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