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Kaiser Trajan als Bauherr

Kaiser Trajan als Bauherr

Titel: Kaiser Trajan als Bauherr
Autoren: Heiner Knell
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erwarten war. Deshalb bleibt ziemlich unbekannt, auf welchem Wege und wegen welcher besonderen Verdienste es naheliegend gewesen war, ihm die Funktion und Machtfülle des Kaisers zu übergeben.
    Es mag sein, dass hierzu vielleicht weniger Trajan selbst beigetragen hatte als vielmehr das durchaus nicht unproblematische Verhältnis zwischen Nerva als Kaiser und den Truppen als einem für Rom sehr wichtigen und einflussreichen Machtfaktor. Zumindest scheint beim Militär das Ansehen Nervas, der selbst zu keiner Zeit als Heerführer besonders erfolgreich in Erscheinung getreten ist, eher gering gewesen zu sein. Außerdem befolgte Nerva, von dem schon wegen seines bereits bei der Übernahme der kaiserlichen Macht fortgeschrittenen Alters in den Augen mancher Zeitgenossen eigentlich nicht mehr allzu viel zu erwarten war, konsequent die vom Senat über Domitian ausgesprochene
damnatio memoriae
. Da jedoch Domitian bei den Truppen wegen seiner militärischen Erfolge und einer Erhöhung des Soldes
( Sueton
,
Domitian 6 f.
) sehr angesehen war, stießen die gegen Domitians Ansehen gerichteten Aktivitäten Nervas bei den Truppen eher auf Widerspruch. Zumindest konnten sie seiner Autorität mehr schaden als nützen. In Kenntnis und im Bewusstsein einer solchen Stimmung kann sich für Nerva eine Adoption von Trajan, der ihm gegenüber stets loyal gewesen war und der in gutem Ansehen bei den in den Provinzen stationierten Truppen stand, als eine besonders positive Lösung der bisher noch ungeklärten Frage seiner Nachfolge angeboten haben. Da Trajan offensichtlich auch in einflussreichen Kreisen der römischen Gesellschaft genügend Fürsprecher hatte, stand seiner Adoption durch Nerva nichts mehr entgegen.
    Für Trajan selbst war mit dem Tod Nervas dessen Nachfolge bereits eindeutig entschieden. Denn er sah sich beim Eintreffen der Nachricht von Nervas Tod, die ihm von seinem Zögling Hadrian übermittelt wurde, nicht veranlasst, gleich nach Rom zu kommen, um sich dort vom Senat als der neue Kaiser bestätigen zu lassen. Stattdessen blieb er noch für längere Zeit bei seinen Truppen an Rhein und Donau, um in Fortsetzung der Politik Domitians dortige Unruhen zu bereinigen und die Grenzsituation zu stabilisieren. Erst nachdem diese, für seine Rolle als Kaiser und den Machterhalt Roms wichtigen Angelegenheiten erfolgreich zu Ende gebracht waren, kam er im Herbst des Jahres 99 n. Chr., mehr als anderthalb Jahre |16| nach Nervas Tod, doch noch von militärischem Erfolg begleitet nach Rom, um die offizielle Proklamation des Senats entgegenzunehmen. Dabei war er, der weder hoch zu Ross noch auf einem Kampfwagen in Rom triumphal Einzug hielt, sondern hier zu Fuß angekommen ist
( Plinius d. J., Panegyricus 22.1 )
, offensichtlich um eine bürgerliche Attitüde bemüht. Dieses Verhalten ist in mehrfacher Hinsicht aufschlussreich für das Verständnis Trajans und seines Umgangs mit der ihm durch Adoption übertragenen Macht sowie für das Verständnis seines Verhältnisses zum Senat und bestimmter, für ihn wichtiger Prioritäten: Zum einen war er sich seiner Sache bei der Übernahme der kaiserlichen Macht so sicher, dass ihm besondere Eile für die noch ausstehende Proklamation nicht erforderlich zu sein schien; zum anderen vertraute er mehr seinem durch militärische Siege gestärkten Ansehen und stützte seine Herrschaft hauptsächlich auf die ihm unterstellte militärische Macht, auf seine Verbundenheit mit den von ihm geführten Truppen und auf deren Loyalität. Deshalb gab es aus seiner Sicht wahrscheinlich mehr als nur einen Grund, sich deutlicher als andere für seine Soldaten einzusetzen, die er – als sei er selbst ein Truppenmitglied und einer der ihren – sogar bei Übungen und im tatsächlichen Kampf begleitete
( Plinius d. J., Panegyricus 13.1 )
.
    Darüber hinaus bemühte er sich von Anfang an und während der gesamten Zeit seiner Herrschaft um ein gutes Verhältnis zum Senat und damit zu der alten Elite Roms, deren verbriefte Rechte er gut kannte und grundsätzlich auch respektierte. Schließlich hatte er selbst mehrere senatorische Ämter durchlaufen; die im Senat gepflegten Be- und Empfindlichkeiten waren ihm also nicht unbekannt. Dementsprechend hatte er bei seiner Machtübernahme den Senatoren in einem handschriftlich verfassten Brief verbindlich zugesichert, er werde niemals einen ehrenwerten Mann – gemeint waren damit vor allem die Mitglieder des Senats – töten lassen oder ächten
( Cassius Dio 68.5,2
) Dies
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