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Just Listen - Roman

Just Listen - Roman

Titel: Just Listen - Roman
Autoren: Sarah Dessen
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unterbrach sie mich: »Folgender Vorschlag, wie wär’s? Komm rasch heim, du kannst kurz duschen, ich mache dir ein Sandwich und helfe dir beim Schminken. Dann fahre ich dich hin, wir bringen es hinter uns und das war’s, du hast es aus dem Kopf. Okay?«
    So was war typisch für meine Mutter. Es gab immer einenAlternativvorschlag, ein Wie-wär’s?. Irgendeinen Deal, der sich zwar kaum von dem ursprünglichen Ansinnen unterschied, aber besser klang. Deshalb schaffte sie es auch immer wieder, einem ihre Ideen unterzujubeln. Ihr fiel garantiert etwas ein, wie sie es einem schmackhaft machen konnte. Zu Beginn unseres Gesprächs hätte ich wahrscheinlich noch Nein sagen können; aber wenn ich jetzt darauf bestand, wäre ich die Bockige, Unvernünftige, Uneinsichtige.
    »Na gut«, erwiderte ich. Endlich setzte sich die Wagenkolonne in Bewegung, langsam zwar, aber immerhin. Ein Stück weiter vor mir sah ich jetzt den Mann vom Sicherheitsdienst; er dirigierte die Leute um einen blauen Toyota mit eingedrückter hinterer Stoßstange herum. »Um wie viel Uhr sollen wir da sein?«
    »Um vier.«
    Ich warf einen Blick auf meine Armbanduhr. »Mama, es ist halb vier und ich bin noch nicht einmal vom Parkplatz runter. Wo ist diese Firma?«
    »In   …« Ich hörte Papiergeraschel. »Mayor’s Village.«
    Zwanzig Minuten Fahrt von hier. Selbst wenn ich direkt hinfuhr, würde ich nur mit Glück pünktlich ankommen, und das auch bloß, falls die Ampelschaltung mehr als gnädig zu mir war. »Super, das schaffe ich sowieso nicht«, meinte ich.
    Mir war klar, dass ich mich unmöglich aufführte, ganz abgesehen von meinem gereizten, ungeduldigen Ton.
Und
mir war klar, dass ich selbstverständlich zu diesem Termin fahren würde, denn Ungeduld, Gereiztheit und unmögliches Benehmen waren so ziemlich das Schlimmste, das ich meiner Mutter antun konnte. Schließlich war ich die Liebe, Nette, Artige der Familie.
    »Gut«, sagte sie mit ihrer mir nur zu vertrauten gepressten Stimme. »Wenn du möchtest, rufe ich Lindy an und richte ihr aus, dass du es heute schlicht und einfach nicht schaffst. Das kann ich gern für dich tun.«
    »Nein«, antwortete ich. Endlich hatte ich die Ausfahrt erreicht, setzte den Blinker. »Schon okay, ich fahre hin.«
     
    Seit ich denken kann, habe ich gemodelt. Im Grunde sogar schon vorher, denn das erste Mal wurde ich mit neun Monaten fotografiert. Ich trug ein Strampelhöschen aus Baumwolle mit kurzen Ärmeln; das Bild erschien in der Beilage unseres Drogeriemarkts für die Sonntagszeitung. Den Job hatte ich nur bekommen, weil meine Mutter mich mitnehmen musste, als sie Whitney bei einer Kindermodel-Agentur vorstellte, denn der Babysitter hatte kurzfristig abgesagt. Die Frau von der Agentur fragte, ob sie mich buchen könne, meine Mutter sagte Ja   – und so ging es los.
    Angefangen hatte es allerdings schon mit Kirsten, das Modeln in meiner Familie, meine ich. Als sie acht Jahre alt war, wurden meine Eltern auf dem Parkplatz vor ihrer Ballettschule von einem Talentscout angesprochen; sie wollten Kirsten gerade abholen, als eine Frau auf sie zutrat, ihnen ihre Karte gab und meinte, sie sollten gelegentlich anrufen. Mein Vater hatte bloß gelacht; er hielt das Ganze für einen schlechten Witz, vermutete gar irgendeine Gaunerei dahinter. Doch meine Mutter biss an. Ihr erschien die Aussicht, ihre Tochter könnte modeln, als so reizvoll, dass sie für Kirsten einen Termin bei jener Agentur vereinbarte. Prompt nahm meine Schwester an einem Casting für den Werbespot eines Autohändlers teil, bei dem sie zwar nicht genommen wurde, doch gleich beim nächsten Mal klappte es: Kirsten wurde für eine Anzeige fotografiert,mit der für die österlichen Aktivitäten in der
Lakeview Mall
geworben wurde. Meine Modelkarriere begann mit einem schnöden Strampelhöschen; Kirsten konnte immerhin auf Häschen verweisen, genauer: ein Häschen, aber dafür ein sehr großes, das sich über ihr Körbchen beugte, um ein glänzendes Ei hineinzulegen, während sie, in einem weißen Rüschenkleidchen, in die Kamera lächelte.
    Nachdem es mit Kirsten richtig losgegangen war und sie regelmäßig als Kindermodel jobbte, wollte Whitney natürlich auch. Kurze Zeit später klapperten sie gemeinsam die Agenturen und Firmen ab, konkurrierten sogar häufig um dieselben Jobs, was die Reibereien zwischen ihnen, die es schon immer gegeben hatte, natürlich eher verstärkte. Andererseits sahen sie genauso unterschiedlich aus, wie sie vom Temperament
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