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Jung im Kopf: Erstaunliche Einsichten der Gehirnforschung in das Älterwerden (German Edition)

Jung im Kopf: Erstaunliche Einsichten der Gehirnforschung in das Älterwerden (German Edition)

Titel: Jung im Kopf: Erstaunliche Einsichten der Gehirnforschung in das Älterwerden (German Edition)
Autoren: Martin Korte
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überbrückbar ist.Das Erlernen neuer Techniken im Alter ist allerdings auch eine Frage der Einstellung und der Motivation.
    Meine eigene Mutter ist dafür ein wunderbares Beispiel: Im Alter von 72 Jahren setzte sie sich zum ersten Mal in ihrem Leben selbst an einen Computer – und bereits zwei Monate später konnte sie an ihrem eigenen Laptop die E-Mails ihrer Kinder und Enkel lesen, deren Urlaubsbilder herunterladen sowie jede E-Mail fehlerfrei beantworten. Der Wunsch, mit den Kindern und Enkeln zu kommunizieren, war stärker als die Scheu vor dem so ungewohnten Gerät. Entscheidend war vor allem, dass sie keine Angst davor hatte, Fehler zu machen. Wenn der Computer nicht tat, was er sollte, oder meine Mutter an eine ihr unbekannte Stelle in einem Computerprogramm geriet, fing sie einfach wieder von vorne an. Kompliment.
    Postkarte aus dem Leben
    Der bisher älteste Mensch der Welt war eine Französin, die ein Alter von 122 Jahre, 5 Monaten und 14 Tagen erreichte: Jeanne Calment. Sie wurde 1875 geboren und starb 1997 in Arles. Auf die Frage, wie sie es geschafft habe, so alt zu werden, antwortete sie den Forschern, dass es sicher für sie von Vorteil war, immer wohlhabend gewesen zu sein; außerdem machte sie das tägliche Glas Portwein, Olivenöl, Knoblauch und den Verzehr von Schokolade dafür verantwortlich, ebenso wie den Umstand, dass es ihr schließlich doch gelungen sei, mit dem Rauchen aufzuhören – allerdings erst im Alter von 119 Jahren (ein erster Versuch mit 117 war zunächst fehlgeschlagen)!
    Frau Calment hat mit großer Wahrscheinlichkeit eine sehr gute genetische Konstitution mitbekommen, die ihr ein langes Leben ohne schwere Krankheiten ermöglichte – dafür spricht auch, dass ihr Bruder stolze 97 Jahre alt wurde. Und sie blieb selbst im Alter noch offen für Neues: So erlernte sie mit 85 Jahren das Fechten und fuhr mit 100 noch Fahrrad. Vor allem war sie bis zu ihrem 110. Geburtstag selbstständig und zog erst dann in ein Altersheim. Dennoch war ihr Leben keineswegs frei von Schicksalsschlägen: Ihr Mann starb bereits 1942 an einer Vergiftung, ihre Tochter – erst 36 Jahre alt – an einer Lungenentzündung; ihr Enkel, den sie daraufhin großzog, verunglückte 1963 bei einem Motorradunfall. Amüsant ist dagegen, auf jeden Fall aus Sicht von Frau Calment, dass sie ihre Wohnung als damals 90-Jährige gegen eine monatliche Rente von 2500 Francs an einen Rechtsanwalt verkaufte. Erst nach ihrem Tod sollte die Wohnung dem Anwalt zur Nutzung übergeben werden. Allerdings übertrafen die Rentenzahlungen, die dieser bis zu ihrem Tod leisten musste, den Wert der Wohnung um das Dreifache.
    Was die »neuen« 100-Jährigen betrifft, so ist Jeanne Calment nur die Spitze des Eisbergs: In Deutschland haben im Jahre 2011 mehr als 10.000 Menschen ihren 100. Geburtstag gefeiert – das sind 45 Mal mehr als noch 1960. Damals schickte der Bundespräsident jedem 100-Jährigen persönlich einen Glückwunsch – heute undenkbar.

KAPITEL 2
    Das Alter als Entwicklungsstufe
    »Wer freilich in sich selbst keine Mittel zu einem sittlich guten und glücklichen Leben findet, für den ist jedes Lebensalter beschwerlich; wer aber alle Güter in sich selbst findet, dem kann nichts als ein Übel erscheinen, was das notwendige Gesetz der Natur herbeiführt. Dahin gehört vorzugsweise das Greisenalter. Jedermann wünscht es zu erreichen; und hat man es erreicht, so klagt man doch darüber.«
    Cicero, De Senectute (Über das Altern)
    Die Entwicklung des Gehirns vom Embryo bis zum Greis
    Es scheint mir entscheidend für eine faire Betrachtung des Alterns, diesen Lebensabschnitt nicht als eine Phase des Verfalls und des Abbaus, sondern als eine Entwicklungsstufe des Menschen aufzufassen. Denn die Entwicklung des menschlichen Gehirns, das sich zu einem großen Teil überhaupt erst nach der Geburt ausbildet, ist nicht mit dem Erwachsenwerden abgeschlossen, im Gegenteil, es entwickelt sich ein Leben lang weiter. Deshalb sei hier der Versuch unternommen, eine lebenslange Sicht der Gehirnentwicklung zu projizieren und zu beschreiben – angefangen bei der Gehirnentwicklung in der Kindheit und Jugend über das Erwachsenenalter bis hin zum Alter, ab 50plus aufwärts und dann jenseits des 85. Lebensjahres. Der Grundgedanke ist hier, dass das Alter einen anderen Betrachtungswinkel erhält und auch mit einem anderen Vokabular beschrieben wird, wenn es als eine Entwicklungsstufe aufgefasst wird. Um es mit den Worten Albert Einsteins zu
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