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Jung im Kopf: Erstaunliche Einsichten der Gehirnforschung in das Älterwerden (German Edition)

Jung im Kopf: Erstaunliche Einsichten der Gehirnforschung in das Älterwerden (German Edition)

Titel: Jung im Kopf: Erstaunliche Einsichten der Gehirnforschung in das Älterwerden (German Edition)
Autoren: Martin Korte
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Endlichkeit des Lebens gesehen. Marcel Proust hat dies auf wunderbare – wenn auch ungeschminkte – Weise in seinem Roman Auf der Suche nach der verlorenen Zeit in dem Band In Swanns Welt zusammengefasst: »Früher hatte er oft daran gedacht, dass er eines Tages aufhören werde, in Odette verliebt zu sein, er hatte sich vorgenommen, gut aufzupassen, und sobald er ein Nachlassen seiner Liebe verspüren würde, sich daran anzuklammern und sie festzuhalten. Nun aber setzte gleichzeitig mit dem Schwächer-werden seiner Neigung auch eine Verminderung seines Wunsches, verliebt zu bleiben, ein. Denn man kann sich nicht ändern, das heißt eine andere Person werden und dennoch den Gefühlen derjenigen unterstehen, die man nicht mehr ist.« Man muss also sorgfältig sortieren, welche Interessen man wie pflegen möchte.
    »Die Zukunft soll
man nicht voraussehen
wollen, sondern
möglich machen.«
    Antoine de Saint-Exupéry
    So bekunden immer mehr Senioren Interesse an erneuter akademischer Bildung. Viele Universitäten bieten spezielle Seniorenstudiengänge an. Dies kann eine Form der gesunden und anregenden Altersbeschäftigung sein. Hier sei, nicht zur Abwehr solcher Bemühungen, aber als Anregung zum Nachdenken, zitiert, was der Philosoph und Essayist Montaigne bereits vor mehreren Hundert Jahren zum Neuerwerb von Kompetenzen im fortgeschrittenen Alter angemerkt hat:»Der junge Mensch, sagen die Weisen, müsse lernen, der alte aber das Gelernte anwenden, und den größten Makel sahen sie darin, dass unsere Wünsche sich ohne Unterlass verjüngten. Wir fangen das Leben immer wieder von vorne an. Auf unserer Erkenntnis- und Glückssuche sollten wir aber endlich mal unser Alter gewahren.« Montaigne greift hier einen wichtigen Punkt auf: Wer den dringenden Wunsch verspürt, zu studieren und Neues zu lernen, wofür das Berufsleben keinen Raum ließ, tut sich etwas Gutes. Wer es aber macht, weil er es als kognitives Training für das Gehirn sieht, sollte eher nach einer Tätigkeit Ausschau halten, bei der er sein Expertenwissen anwenden kann – schließlich hat er im Laufe seines Lebens bestimmte Wissens- und Verhaltenselemente erworben.
    Dieses Buch versucht, wissenschaftlich fundiert Mut zu machen für das Alter und herauszustreichen, dass viele Aspekte des Alterns wesentlich positiver sind, als es bisher wahrgenommen wurde. Wir können unser Altern beeinflussen und etwas dafür tun, es nach hinten zu verschieben. Es wäre jedoch falsch, sich oder anderen den Vorwurf zu machen, man hätte Alzheimer- oder Parkinson-Erkrankungen oder Schlaganfälle verhindern können, hätte man sich mehr angestrengt. Wie ich dargelegt habe, sind die Ursachen dieser Erkrankungen nicht bis in alle Details bekannt. Man kann und darf Ansprüche an sich und, warum auch nicht, an andere stellen, aber man kann das Altern ebenso wenig am Reißbrett planen wie alle anderen Lebensabschnitte. Lebensschicksale und Krankheiten ereilen Menschen immer noch ohne Schuld und Sinn. Und auch umgekehrt gilt, dass Menschen, die alle Regeln brechen, vom rauchenden Helmut Schmidt bis zum »No sports«-verfechtenden Winston Churchill, immer wieder 90 Jahre und älter werden. Wenn ihnen das möglich ist, warum dann nicht auch uns? Hier kann der Wissenschaftler nur nüchtern auf die Statistik verweisen: Die meisten 90-Jährigen haben sich bis in das hohe Alter hinein regelmäßig bewegt, gesund und in Maßen gegessen und hatten vergleichsweise viele soziale Kontakte. Man kann nicht alles im Leben steuern, vielleicht sogar nur den kleineren Teil, aber jeder kann für sich gewisse Wahrscheinlichkeiten verändern – und zwar zu seinen Gunsten.
    Gesellschaftliche Harmonie
    Bis 2030 wird sich die »ökonomische Alterslast« von den derzeit 56 Rentnern, die auf 100 Erwerbstätige kommen, auf 85 Rentner pro 100 Erwerbstätige erhöhen. Noch 1950 waren 23 % der deutschen Bevölkerung unter 15 Jahre alt und nur 10 % zählten mehr als 65 Jahre. Dieses Verhältnis könnte sich im Jahr 2050 umgekehrt haben, prognostiziert sind hier 27 % über 65-Jährige und 12 % unter 15-Jährige. Der demographische Wandel ist nicht Gegenstand dieses Buches, aber natürlich liegt er als Folie hinter dem hier Geschriebenen, denn er steht in seinen Eckpunkten fest, und dies bedeutet: Die Älteren werden an Zahl und Bedeutung zunehmen. Und in diesem Kontext ist die hier beschriebene Sichtweise des Alterns als eine Entwicklungsstufe des Lebens mit Stärken wie Schwächen eine wichtige Hilfe, um den
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