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Julia Quinn

Julia Quinn

Titel: Julia Quinn
Autoren: Mit List und Küssen
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das
Gesicht und rieb sich die Augen.
    »Was ist
denn jetzt schon wieder?«, fragte Daniel.
    »Ich hab
etwas im Auge.«
    »Vielleicht
eine Fliege«, vermutete Daniel arglistig.
    Honoria schrie entsetzt auf.
    »Das zu sagen, war vielleicht doch nicht so
klug«, merkte Marcus an.
    »Holt sie raus! Holt sie raus!«,
kreischte Honoria.
    »Jetzt beruhig dich mal wieder«, sagte Daniel. »Dir fehlt
doch überhaupt nichts.«
    Doch sie hörte nicht auf zu kreischen und
fuhr sich mit den Händen im Gesicht herum. Schließlich legte
Marcus seine Hände sanft auf ihre und hielt ihren Kopf ganz
ruhig. »Honoria«, sagte er in bestimmtem Ton.
»Honoria!«
    Sie blinzelte, keuchte und beruhigte sich
schließlich.
    »Da ist gar keine Fliege«, sagte er zu
ihr.
    »Aber ...«
    »Wahrscheinlich war es eine Wimper.«
    Ihre Lippen rundeten sich zu einem kleinen O.
    »Kann ich dich jetzt loslassen?«
    Sie nickte.
    »Und du fängst nicht wieder an zu
kreischen?«
    Sie schüttelte den Kopf.
    Ganz langsam gab Marcus sie frei und trat
einen Schritt zurück.
    »Kann ich mit euch kommen?«, fragte sie.
    »Nein!«, heulte Daniel auf.
    Marcus wollte Honoria eigentlich auch nicht
dabeihaben.
    Sie war sechs. Und ein Mädchen. »Wir haben
alle Hände voll zu tun«, erklärte er, klang dabei aber
viel weniger entrüstet als Daniel.
    »Bitte!«
    Marcus stöhnte. Sie wirkte so verloren, wie
sie da mit ihren tränennassen Wangen stand. Ihr hellbraunes Haar, das zu einem Seitenscheitel frisiert war und auf der anderen
Seite von einer Spange festgehalten
wurde, hing ihr ziemlich kraftlos auf die wie Daniels, ein ganz ungewöhnliches Lilablau –
waren so riesig und so tränenfeucht
und ...
    »Ich habe dir doch gesagt, dass du ihr nicht
in die Augen schauen sollst«, schimpfte Daniel.
    Marcus stöhnte. Er hatte verloren. »Na gut,
ausnahmsweise.«
    »Oh, prima!« Honoria machte einen kleinen Luftsprung, der an
ein verschrecktes Kätzchen erinnerte, und schloss Marcus dann spontan, aber
zum Glück nur kurz in die Arme. »Oh, danke, Marcus, danke! Du bist der Beste!
Der Allerbeste!« Dann warf sie ihrem Bruder aus schmalen Augen einen
beängstigend erwachsenen Blick zu. »Im Gegensatz zu dir.«
    Daniels Miene stand ihrer an Boshaftigkeit nicht nach. »Ich bin stolz darauf, der Allerschlimmste zu sein!«
    »Mir doch egal! «, verkündete sie. Sie nahm Marcus bei der
Hand. »Gehen wir?«
    Marcus blickte auf ihre Hand in seiner. Es
war ein vollkommen fremdes Gefühl, und in seiner Brust regte sich ein merkwürdiges,
vage unangenehmes Ziehen, das er mit einiger Verspätung als Panik erkannte. Er
konnte sich nicht erinnern, wann ihn das letzte Mal jemand bei der Hand
genommen hatte. Seine Kinderfrau vielleicht? Nein, die hatte ihn lieber am
Handgelenk gepackt. Auf die Art könne sie ihn besser festhalten, hatte er sie
einmal zur Haushälterin sagen hören.
     Sein Vater? Seine Mutter, bevor sie gestorben
war?
    Sein Herz pochte, und er spürte, wie Honorias kleine Hand in
seiner allmählich feucht wurde. Anscheinend hatte er zu schwitzen begonnen,
vielleicht auch sie, aber eigentlich war er sicher, dass er es war.
    Er blickte auf sie herab. Sie strahlte ihn
an.
    Abrupt ließ er ihre Hand los. »Ähm, wir müssen jetzt los«,
sagte er verlegen, »solange es noch hell genug ist.«
    Beide Smythe-Smiths warfen ihm einen merkwürdigen Blick zu. »Es
ist noch nicht mal Mittag«, meinte Daniel. »Wie lang wolltest du denn
angeln gehen?«
    »Ich weiß nicht«, erklärte Marcus abwehrend. »Es könnte ja
ein bisschen dauern.«
    Daniel schüttelte den Kopf. »Vater hat den See gerade erst neu
bestückt. Wahrscheinlich würde man schon einen Fisch fangen, wenn man nur einen
Stiefel durchs Wasser zieht.«
    Honoria keuchte vor Entzücken laut auf.
    Sofort drehte Daniel sich zu ihr um. »Komm bloß nicht auf die
Idee, das auszuprobieren.«
    »Aber ...«
    »Wenn meine Stiefel irgendwo am Wasser auftauchen, lasse ich dich
vierteilen, ehrlich.«
    Schmollend schob sie die Lippen vor und murmelte: »Ich hätte ja
meine eigenen Stiefel genommen.«
    Marcus lachte leise auf. Honoria sah zu ihm hoch; ihre Miene
verriet, wie sehr sie sich verraten fühlte.
    »Dann hätten es aber ganz kleine Fische sein müssen«, sagte
er rasch.
    Das schien sie nicht zufriedenzustellen.
    »Wenn sie so klein sind, kann man sie nicht essen«, sagte er
versuchsweise. »Sie bestehen dann nur aus Gräten.«
    »Gehen wir«, brummte Daniel. Und so brachen sie auf, marschierten
zu dritt durch den Wald, wobei
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