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Julia Gold Band 53

Julia Gold Band 53

Titel: Julia Gold Band 53
Autoren: Liz Fielding , Laura Wright , Sara Wood
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Beispiel … den Regen, den kalten Wind, das alltägliche Grau-in-Grau, die …“ Hannah zog den Kopf ein, als ihre Freundin drohend die kleine Faust schüttelte. „Hab Mitleid mit mir! Denke doch nur, wie schrecklich alles sein wird!“, meinte sie neckend. „Der gnadenlose Sonnenschein und die Langeweile, wenn ich in meinem kleinen Innenhof beim Essen sitze und Dattelkerne auf streunende Esel schieße.“
    Frankie seufzte laut auf. „Wenn ich nicht so harmlos wäre, würde ich dich jetzt k. o. schlagen, mir dein Ticket schnappen und an deiner Stelle Marrakesch unsicher machen. Aber so, wie die Dinge stehen, wirst du das Vergnügen haben. Auf der Straße nach Casablanca werden die geparkten Esel Schlange stehen, während ihre Besitzer mit heraushängender Zunge unter deinen elenden Orangenbäumen hocken.“
    Hannahs Lächeln verschwand. Sogar ihre Freundin glaubte all die gedruckten Lügen.
    „Wenn ich dort einem Mann mit hängender Zunge begegne, stecke ich ihm eine Zitrone in den Mund“, bemerkte sie trocken. „Ich habe keine Zeit für Tändeleien. Und ich habe nicht vor, meine Geschäfte mit Bauchtanz und Schäferstündchen im Harem zu würzen. Mein Körper ist kein Zahlungsmittel.“
    „Jammerschade, wenn man bedenkt, was wir auf diese Weise sparen könnten. Bist du nicht einmal bereit, einen oder zwei Händler mit ein paar Küssen zu beglücken? Wir bekämen alles zum Nulltarif …“
    „Wenn ich nur einen Moment lang glauben würde, dass du es ernst meinst“, lachte Hannah, „dann würde ich Dave da drüben bitten, das Foyer in einen Sklavenmarkt zu verwandeln, auf dem du schnell gekauft und nach Timbuktu verschleppt würdest. Außerdem kannst du sicher sein, dass der furchterregende Khalil bei der kleinsten falschen Bewegung die Polizei auf mich hetzt. Er wird aufpassen wie ein Luchs, dass ich ja niemanden in Versuchung führe.“
    „Typisch männliche Verlogenheit! Er und seine Doppelmoral! Ich hoffe, du heizt ihm kräftig ein. Er scheint ein ausgewachsener Pinsel zu sein“, kommentierte Frankie.
    „Er ist ein prüder Spießer“, antwortete Hannah mit Inbrunst. „Aber ich werde ihm keine Gelegenheit bieten, meine Moral anzuzweifeln. Heute weiß ich, wie man mit ihm umgehen muss.“
    Hoffentlich vergesse ich auch nicht, dass ich sehr vorsichtig bei ihm sein muss, dachte sie, während sie die Treppen zur Wohnung im Obergeschoss des Hallengebäudes hochstieg. Er war nicht zu unterschätzen. Es war ihm durchaus zuzutrauen, dass er auf späte Rache sann und, statt sie in Marrakesch vor unehrlichen Händlern zu beschützen, triumphierend mit ansehen wollte, wie sie nach Strich und Faden betrogen wurde.
    Vor sechs Jahren wäre ein solches Verhalten bei ihm allerdings undenkbar gewesen. Innerlich zuckte sie bei der Erinnerung an ihre erste Begegnung in Dermots irischem Haus zusammen. Erst einen Monat vorher hatte sie ihre Stelle bei dem berühmten Autor angetreten, und sie war noch leicht zu beeindrucken. Allerdings hätte Khalil wohl jede Frau beeindruckt. Der sanfte, ungewöhnlich gut aussehende Mann von vierundzwanzig Jahren hatte sie mit seinem zurückhaltenden Charme und seiner unaufdringlichen Willensstärke direkt im Sturm erobert.
    Sie war so sehr daran gewöhnt, von Männern bewundert und begehrt zu werden, dass es ihr nichts mehr bedeutete. In Khalils Anwesenheit jedoch verließ ihr üblicher Gleichmut sie völlig. Auf der Stelle verliebte sie sich in ihn, und schnell wurde er das Zentrum ihres Lebens. Von Anfang an war es, als wären sie füreinander geschaffen worden. Ständig hielt sie nach ihm Ausschau, wenn sie im Laufe des Tages getrennte Wege gingen, ohne ihn fühlte sie sich einfach unvollständig. Waren sie dann wieder zusammen, hatten sie nur Augen füreinander, und beide konnten das Glück ihrer Liebe kaum glauben.
    Er hatte sie wie wertvolles Porzellan behandelt, aus Angst, sie mit seiner Leidenschaft zu verschrecken; noch mehr Angst schien er jedoch vor ihrer Leidenschaft zu haben, aus der sie vor dem geliebten Mann keinen Hehl machte. Nach drei Wochen aber war er ohne Abschied abgereist und hatte Hannah völlig verwirrt und verzweifelt zurückgelassen. Dermot hatte sie schließlich beruhigt und erklärt, Khalil sei wegen familiärer Schwierigkeiten nach Marrakesch aufgebrochen. Sie hatte gewartet.
    Erst an jenem schrecklichen Abend, an dem Dermot starb, hatten sie sich wiedergesehen. Aber wie sehr hatte Khalil sich verändert! Der gefühlvolle Liebhaber war zu einem harten,
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