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JULIA FESTIVAL Band 84

JULIA FESTIVAL Band 84

Titel: JULIA FESTIVAL Band 84
Autoren: Emma Darcy
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urteilen, machte es ihm keine Freude.
    Meredith verlor den Mut. Auf jemand, der mit dieser Sammlung nicht täglich lebte und zum ersten Mal damit konfrontiert wurde, musste sie eine überwältigende Wirkung haben. Meredith erwartete nicht, dass andere verstanden, wie wichtig es ihr war, wenigstens durch Fotos am Leben ihres verlorenen Kindes teilhaben zu können. Nicht einmal Freunde und gute Bekannte hatten jemals einen Blick in ihr Schlafzimmer geworfen. Sie war immer davor zurückgeschreckt, die tief verwurzelte Sehnsucht nach ihrer Tochter irgendeinem anderen Menschen zu offenbaren.
    „Ich habe Sie nicht hier hereingebeten“, stieß Meredith hervor. „Niemand soll dieses Zimmer betreten!“
    Anthony Hamilton wandte sich um und schaute sie so argwöhnisch an, dass sie verzweifelte. Zog er sich bereits von ihr zurück? Sie zeigte auf die Fotos und versuchte, es ihm zu erklären. „Ich meine … das ist privat. Für Sie ist wahrscheinlich alles selbstverständlich, was mit Kimberly zu tun hat, weil Sie sie ständig um sich haben. Aber ich kann nur so mein Kind aufwachsen sehen.“
    Er schüttelte den Kopf. Bis zu diesem Moment hatte Anthony überhaupt nicht begriffen, wie sehr Meredith darunter litt, Kimberly verloren zu haben. Jetzt sah er bestürzt aus.
    „Ich habe sie weggegeben, weil ich geglaubt habe, dass es das Beste für sie sei. Aber das bedeutet nicht, dass ich sie nicht liebe“, sagte Meredith leidenschaftlich.
    „Es tut mir leid“, erwiderte Anthony rau. „Ich hatte keine Vorstellung davon, wie … Ich habe überhaupt nicht verstanden …“ Er machte eine entschuldigende Handbewegung. „Verzeihen Sie bitte, aber darauf war ich nicht … gefasst.“
    Der Vater ihres Kindes tauchte aus dem Nichts auf und überraschte sie damit, sie dürfe sich mit Kimberly treffen. Natürlich hatte er keine Ahnung, was es ihr bedeutete. Er wusste ja nicht einmal, dass allein sein Besuch schon eine Wiedervereinigung war. Meredith tat alles weh, wenn sie Anthony anschaute. Ihn bei sich zu haben erinnerte sie qualvoll daran, wie es gewesen war, auf ihn und das Baby verzichten zu müssen.
    Er zog sich zur Tür zurück. „Ich wollte nicht Ihre Privatsphäre verletzen“, sagte er betroffen. „Sie waren ohnmächtig, und ich hielt es für das Beste, Sie aufs Bett zu legen. Ich hatte nur vor zu helfen, deshalb habe ich Sie in Ihr Schlafzimmer gebracht. Wenn Sie sich jetzt lieber allein erholen möchten …“
    Meredith fragte sich besorgt, ob er die Gelegenheit ergriff, sich einer Situation zu entziehen, die er zu emotionsgeladen fand. Hatte sie alles verdorben? Sie wollte ihn doch nicht vertreiben. Vielleicht würde sie niemals wieder die Chance bekommen, ihre Tochter kennenzulernen. Meredith wusste, dass sie irgendetwas sagen musste, das für sie sprach. Sie dachte fieberhaft nach, doch ihr fiel nur ein, um Aufschub zu bitten.
    „Gehen Sie bitte nicht. Ich werde nicht wieder zusammenbrechen.“
    Anthony Hamilton blickte sie forschend an. Er schien unschlüssig zu sein, was er tun sollte.
    Eine Ewigkeit schien zu vergehen. Merediths Anspannung nahm zu, weil sie seine spürte.
    „Ich warte im Wohnzimmer“, sagte er schließlich. In diesem Raum mit den Fotos, die von unerfüllter Mutterliebe zeugten und für einen Fremden etwas Beklemmendes haben mussten, fühlte er sich sichtlich unbehaglich.
    Im ersten Moment war Meredith unglaublich erleichtert, doch dann bekam sie Angst, er könnte es sich anders überlegen, wenn sie ihn allein lassen würde. „Ich komme mit“, erklärte sie hastig. „Bestimmt fühle ich mich viel besser, sobald ich etwas gegessen habe.“ Sie stand zu schnell auf und schwankte ein bisschen.
    Sofort war Anthony Hamilton bei ihr.
    „Ich habe eine robuste Gesundheit. Normalerweise wird mir niemals schwindlig, das müssen Sie mir glauben“, versicherte sie ihm und sah ihn fast flehend an.
    „Haken Sie sich bei mir ein“, befahl er energisch. „Ich führe Sie zum Sofa, und dann werde ich Ihnen etwas zu essen machen. Sie können mir sagen, wo ich was in der Küche finde.“
    „Das schaffe ich schon“, protestierte Meredith, fest entschlossen, es zu beweisen.
    „Ich auch.“
    Plötzlich fand Meredith es nicht mehr so wichtig, Stärke und Unabhängigkeit zu demonstrieren. Wenn er beschäftigt war, gewann sie Zeit. Und sobald sie sich völlig erholt hatte, wollte sie ihn davon überzeugen, dass sie sich verantwortungsbewusst, vernünftig und feinfühlig verhalten würde, falls es zu einem
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