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Julia Extra Band 348

Julia Extra Band 348

Titel: Julia Extra Band 348
Autoren: Sharon Kendrick , Lynn Raye Harris , Sandra Marton
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paar Dutzend Bewerbungen auf dem Tisch liegen. Von anderen Grafikern, die ganz wild darauf sind, sich von ihm ausnutzen zu lassen.“
    Chloe stellte sich vor, wie Frannie bei dem Wort ausnutzen mit den Fingern Anführungszeichen in die Luft malte.
    Nun fragte sie: „Was hast du jetzt vor? Wie willst du deine Rechnungen bezahlen?“
    „Genauso, wie ich sie vorher bezahlt habe. Nur gerade eben so.“
    „Das ist nicht witzig.“
    „Ich finde es auch nicht witzig, dass du mich nicht im Geringsten unterstützt.“
    „Tut mir leid, aber ich bin nun mal realistisch.“ Sie gab einen übertriebenen Seufzer von sich. „Mom und Dad werden sehr enttäuscht sein.“
    Chloe atmete tief ein und langsam wieder aus. So machte Frannie es immer. Immer, wenn sie Chloe von irgendetwas abbringen wollte, kam sie mit diesem Eltern-enttäuschen-Trick. Und es funktionierte immer. Schon fühlte Chloe, wie eine Mischung aus Angst und Schuldgefühlen ihr Übelkeit zu bereiten begann.
    „Bevor sie es herausfinden, habe ich schon einen neuen Job. Außer, du erzählst es ihnen.“
    „Ich werde sie nicht anlügen.“
    „Wie kannst du sie anlügen, wenn sie keine Ahnung haben?“
    „Sie sind unsere Eltern“, antwortete Frannie und fügte im selbstgerechten Ton hinzu: „Kannst du dir vorstellen, was für Opfer sie gebracht haben?“
    Was das mit ihrer Kündigung zu tun hatte, wusste Chloe nicht. Es war ja nicht so, dass sie nach New Jersey zurückziehen und wieder in ihrem Kinderzimmer wohnen wollte. Ihr Magen drehte sich um.
    „Ich werde bald eine Vollzeitstelle haben, eine, für die ich anständig bezahlt werde und wo man meine Arbeitsmoral zu würdigen weiß und mich nicht ausbeutet.“ Ein Vorübergehender hörte, was sie sagte, und streckte anerkennend seinen Daumen in die Luft.
    In ihrem Kopf ertönte die Titelmelodie von Rocky, doch diese brach abrupt ab, als Frannie weiter Salz in die Wunde streute: „Schön gesagt, Chloe. Erzähl das mal deinem Vermieter, wenn du nicht mehr in der Lage bist, deine Miete zusammenzukratzen.“
    Anstatt zu antworten legte Chloe auf. Es war aber weniger eine Trotzhandlung als reine Notwendigkeit. Ihr war speiübel.
    Das Gute war, dass sie momentan wenig aß. Das Schlechte war, dass sie mitten auf der Straße stand, und dass das Einzige, wohin sie sich übergeben konnte, ihre Kiste mit dem Bürokram war. Es gelang ihr, die Rosen zu verschonen. Doch die Kiste und der mitleiderweckende Efeu landeten im erstbesten Mülleimer.
    Anstatt mit der Subway nach Hause zu fahren, winkte Chloe ein Taxi herbei und gab dem Fahrer Simons Adresse. Sie brauchte ihn jetzt.
    Sie sagte sich, dass ihr Vorhaben töricht war. Schließlich hatte sie Simon gesagt, dass sie spät Feierabend machen würde. Wahrscheinlich war er mit anderen Freunden essen. Oder auch alleine. Vielleicht war er auch mit einer Frau ausgegangen. Oder, noch schlimmer: mit einer Frau nicht ausgegangen. Sie dachte an die hübsche junge neue Empfangsdame in seiner Firma. Schon wieder wurde ihr speiübel.
    „Ich sollte ihn lieber anrufen.“
    „Haben Sie etwas gesagt, Miss?“, fragte der Taxifahrer mit starkem indischen Akzent.
    „Nein. Das heißt, doch.“ Sie machte eine abwinkende Handbewegung. „Aber ich spreche mit mir selbst. Ich bin nicht verrückt“, fügte sie hastig hinzu. „Ich bin nur … Egal.“
    „Ach so.“ Die Art, auf die er sie im Rückspiegel ansah, verriet ihr, dass er nicht gerade überzeugt war.
    Zwei Häuserblocks weiter redete sie wieder mit sich.
    „Ich werde es dem Schicksal überlassen.“
    „Dem Schicksal, Miss?“
    „Ja.“ Sie nickte. „Wenn er nicht zu Hause ist, fahren Sie mich zu meiner Wohnung. Dann verbringe ich den Abend eben allein. Mit meiner Katze.“
    „Sehr gut.“
    Der Taxifahrer hatte gut reden. Er kannte ihre Katze nicht.
    Bitte, lieber Gott! Mach, dass Simon zu Hause ist!
    Mrs Benson öffnete ihr. Die Frau hatte ihre Tasche in der Hand und war offenbar im Begriff, Feierabend zu machen. Trotz des unerwarteten Auftauchens lächelte sie Chloe an. Und wenn sie ihre unnatürliche Hautfarbe bemerkt hatte, so ließ sie es sich nicht anmerken.
    „Guten Abend, Miss McDaniels. Simon hat gar nicht erwähnt, dass er Sie heute erwartet.“
    „Ich … ich bin ganz spontan vorbeigekommen. Ich … Ich war gerade in der Gegend und dachte, ich versuche mal mein Glück. Ist er da?“
    „Er ist seit ein paar Minuten zurück. Kommen Sie rein und fühlen Sie sich wie zu Hause. Möchten Sie einen
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