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Julia Extra Band 0331

Julia Extra Band 0331

Titel: Julia Extra Band 0331
Autoren: Sarah Morgan , Maggie Cox , Nina Harrington , Caitlin Crews
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Möglichkeit gehabt hätte, seine sexuellen Bedürfnisse auszuleben. Seit seinem fünfzehnten Lebensjahr umschwärmten ihn Frauen jeden Alters wie die Bienen den Honigtopf. Aber in letzter Zeit hatte er keine der ihm so bereitwillig gebotenen Gelegenheiten wahrgenommen. Seine Arbeit verschlang wie ein Fass ohne Boden nahezu jeden Augenblick seiner Lebenszeit, und plötzlich war ein ganzes Jahr vergangen, in dem er praktisch wie ein Mönch gelebt hatte.
    Kein Sex, keine sozialen Kontakte, keine Ferien.
    Er fing schon an, sich wie eine Maschine zu fühlen. Wie ein Roboter bewegte er sich von A nach B, ohne dabei seine Umgebung wahrzunehmen, mochte sie auch noch so paradiesisch schön sein. Aber das war nun mal der Preis, den man zahlen musste, wenn man Erfolg haben wollte. Und die Belohnung war schließlich nicht zu verachten. Vom andalusischen Bauernsohn zum Besitzer eines weltweit florierenden Hotelimperiums! Das war eine Leistung, auf die Rodrigo zu Recht stolz sein konnte, und sie bestätigte ihm täglich seinen Wert.
    Dennoch sollte er sich demnächst eine kurze Auszeit nehmen. In den vergangenen Monaten litt er beunruhigend oft an Schwindelgefühlen, Herzrasen und Appetitlosigkeit. Hinzu kam, dass es immer weniger in seinem Leben gab, das ihm noch Freude machte, seien es berufliche Erfolgserlebnisse oder materielle Dinge. Es kam ihm vor, als würden seine Empfindungen immer mehr abstumpfen. Selbst sein neuestes Projekt – eine exklusive Wellnessanlage an der wilden, malerischen Südwestküste Englands – begann schon, seinen ursprünglichen Reiz zu verlieren.
    Die typischen Symptome der Managerkrankheit, dachte Rodrigo voller Selbstironie, aber es wäre das Letzte, was seine Aktionäre hören wollten. Sie zählten auf seinen unfehlbaren Instinkt für lukrative Investitionen, der bisher mit wunderbarer Zuverlässigkeit nicht nur seine, sondern auch ihre Taschen gefüllt hatte.
    Seufzend drehte er das Wasser ab und stieg aus der Dusche. Nachdem er sich eine frische Jeans und ein schwarzes Sweatshirt übergezogen hatte, warf er einen Blick in den noch beschlagenen Spiegel.
    Was Rodrigo sah, gefiel ihm ganz und gar nicht.
    Seine Züge wirkten hart und angespannt, in seinen Augen lag ein dumpfer Ausdruck, und die neuen Linien, die er um seinen Mund und an der Stirn entdeckte, zeugten von seinem chronischen Mangel an Schlaf und Entspannung.
    Unversehens sah er Jennys süßes, engelhaftes Gesicht vor sich. Würde eine Nacht hemmungslos ausgelebter Lust in ihrem Bett seinen Augen wieder Glanz verleihen? Würden ihre sanften Seufzer, ihre Lustschreie und Liebkosungen ihm helfen, einen Teil der Kraft und Vitalität zurückzugewinnen, die ihn in letzter Zeit zunehmend zu verlassen schienen?
    Er unterdrückte ein Stöhnen, als eine neue Welle heißen Verlangens durch seinen Körper raste. Rodrigo zweifelte nicht daran, dass eine Liebesnacht mit Jenny den gewünschten Effekt haben würde. Aber nach allem, was er ihr angetan hatte, durfte er es nicht einmal in Erwägung ziehen.
    Dennoch. Als er sein Zimmer verließ, um nach unten zu gehen, musste er sich eingestehen, dass er nicht nur auf einen warmen Schlummertrunk hoffte …
    Sie stand mit dem Rücken zu ihm am Herd und machte in einem Topf Milch heiß. Als hätte sie intuitiv seine Nähe gespürt, blickte sie über die Schulter und lächelte ihm kurz zu.
    Der Blick ihrer großen kornblumenblauen Augen bohrte sich wie ein Pfeil in Rodrigos Herz. Ihr ungeschminktes Gesicht wirkte so unschuldig und rein wie das eines frisch gebadeten Kindes und löste eine seltsame Mischung aus Unsicherheit und brennender Begierde in ihm aus.
    Was er in diesem Moment empfand, war nicht einfach das übliche sexuelle Verlangen eines Mannes, der eine attraktive Frau sieht. Es war ebenso auch die irrationale Sehnsucht nach einem unmöglichen Traum.
    Normalerweise verjagte Rodrigo diese Sehnsucht wie eine lästige Fliege. Aber manchmal – so wie jetzt – wurde sie so stark, dass sie ihm fast die Luft abschnürte und sein unersättliches Bedürfnis nach Erfolg und Anerkennung vorübergehend verdrängte.
    Liebe. Geborgenheit. Zu Hause sein …
    Es war ein wirklich verführerischer Traum und Jenny seine perfekte Verkörperung. Nur würde dieser Traum für Rodrigo Martinez nie Wirklichkeit werden. Er war Pragmatiker, Realist. Ein Mann, der Lichtjahre davon entfernt war, auf die Erfüllung irgendwelcher naiver Wunschvorstellungen zu hoffen – was seine schöne Exfrau zweifellos bestätigen
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