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Julia Extra Band 0316

Julia Extra Band 0316

Titel: Julia Extra Band 0316
Autoren: Susan Stephens , Helen Bianchin , Fiona Harper , Kate Hewitt
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vier Monaten hatte er eigentlich keine persönliche Seite an ihr kennengelernt. Auch sie verbarg ihr wahres Wesen hinter einer Fassade. Vielleicht war sie ebenso feige wie er, hatte ebenso Angst vor Gefühlen wie er? Warum hatte er sich das früher nie gefragt?
    „Ich glaube, ich habe sie gar nicht richtig gekannt“, fügte er hinzu und hoffte, Alice wäre jetzt beruhigt.
    Doch sie runzelte die Stirn. „Warum bist du dann überhaupt mir ihr ausgegangen, Cameron?“
    „Schwer zu sagen“, meinte er und versuchte es trotzdem.
    Er war tatsächlich von den vielen Frauen, mit denen er Affären gehabt hatte, anfangs begeistert, ja, hingerissen gewesen. Aber mit der Zeit zeigte sich jedes Mal, dass sie nicht so perfekt waren, wie er geglaubt hatte. Und dann hatte er eine andere, scheinbar ideale Frau gesehen und sich der gewidmet, bis auch die sein Interesse nicht mehr fesseln konnte.
    „Dir scheint mehr am Erwerb zu liegen als am Besitz“, stellte Alice fest. „Die Jagd als solche macht dir Freude, aber dann siehst du eine noch größere Beute und bist hinter der her.“
    Dieses Streben nach immer neuen Zielen hatte er bisher für eine gute Eigenschaft gehalten, die ihm den schnellen Erfolg im Leben beschert hatte. Alice aber klang gerade völlig ausdruckslos. Oder sogar hoffnungslos.
    Cameron stand auf und ging zu ihr. „Das alles spielt jetzt keine Rolle mehr. Ich will Jessica nicht. Ich will keine Frau wie sie. Ich will dich, Alice!“
    „Das alles ist nicht wirklich“, meinte sie leise. „Der Abend ist uns zu Kopf gestiegen wie Champagner. Aber das dauert nur einen Augenblick. Dann herrscht wieder nüchterner Alltag.“
    Spürt sie denn nicht, dass ich es ernst meine?, dachte er betroffen.
    „Ich kann mich mit dir nicht auf eine flüchtige Beziehung einlassen“, erklärte sie weiter. „Du verstehst, was ich sagen will.“
    Er nickte. Sein Herz pochte plötzlich schneller. Er wollte auch mehr als eine flüchtige Affäre, aber das Gegenteil von flüchtig war dauerhaft, und an eine dauerhafte Beziehung hatte er noch nie gedacht. Die Frage war, ob er jemals eine wollte.
    „Wir empfinden etwas füreinander, das ist klar, Cameron. Aber ich bezweifele, dass es etwas Langfristiges ist. Und ich bin in dem Alter, wo man langfristig plant … bis ans Ende seiner Tage.“
    Ich auch, wollte er sagen, zögerte aber, weil es nach allem, was er ihr bisher erklärt hatte, ziemlich hohl geklungen hätte. Er wusste einfach nicht, ob er bereit für eine Beziehung war, wie sie Alice vorschwebte.
    Er wäre nur gern bereit dazu.
    Das musste doch auch zählen, oder?
    „Warte einen Moment“, bat sie unvermittelt und verschwand in den ersten Stock.
    Es dauerte wirklich nur wenige Minuten, bis sie wiederkam. Jetzt trug sie einen gestreiften Flanellpyjama, das Make-up und die Tränen hatte sie abgewaschen. Sie hielt das grüne Kleid behutsam in den Armen und reichte es Cameron.
    „Hier, ich kann es dir gleich mitgeben, bevor du gehst. Es gehört ja dir“, sagte sie leise.
    „Ich habe es für dich gekauft“, erwiderte er.
    Sie dachte nach, er erkannte es an ihrer ganz eigenen Weise, die Stirn zu runzeln. Schließlich hob sie den Kopf.
    „Das weiß ich“, sagte Alice und hielt ihm weiterhin das Kleid hin. „Aber es passt nicht zu mir. So wie heute auf dem Ball bin ich nicht wirklich. Was du jetzt siehst, ist die richtige Alice. Das Aschenbrödel im Flanellpyjama. Und das passt nicht in deine Welt, Cameron. Geh jetzt schlafen. Wenn du aufwachst, wirst du einsehen, wie recht ich habe. Morgens sieht man immer klarer.“
    Ihm war bewusst, dass sie ihm nur noch hartnäckiger Widerstand leisten würde, wenn er sie jetzt umzustimmen versuchte. Ihre Entschlossenheit hatte er bisher anscheinend unterschätzt. Nun blieb ihm nichts anderes übrig, als sich zu fügen.
    Tatsächlich nahm er ihr das Kleid ab, und sie legte die Schuhe noch obendrauf.
    „Geh jetzt, Cameron“, bat sie leise und öffnete ihm die Tür. „Geh einfach, ohne große Worte.“
    Er tat es. Draußen eilte er die Straße entlang, bis ihm einfiel, dass seine Limousine mit Chauffeur gegenüber von Alices Haus stand. Er ging zurück und stieg in den Wagen. Henderson schlief.
    Cameron beschloss, seinen Fahrer nicht zu wecken, und machte es sich auf dem Rücksitz bequem, in seinen warmen Mantel gehüllt. In Alices Haus gingen nach und nach die Lichter aus. Er fragte sich, welches Zimmerfenster wohl ihres war.
    Morgens würde er klarer sehen, hatte sie ihm prophezeit.
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