Julia Extra Band 0303
Staub, die Eintönigkeit. Als Olivia geboren wurde, dachte ich, Liane würde wieder glücklich sein. Leider war es nicht so.“ Noah seufzte schwer. „Es wurde alles sogar schlimmer.“
„Wieso? War Olivia als Baby viel krank?“
„Ach was! Vom ersten Moment an fit wie ein Turnschuh. Aber auch gesunde Babys machen viel Arbeit. Also ist Liane eines Tages zu ihrer Mutter nach Sydney zurück, um sich von ihr verwöhnen zu lassen.“
„Für wie lange?“, fragte Kate kritisch.
„Ein halbes Jahr. Beim ersten Mal“, kam die lakonische Antwort.
„Ach du liebes bisschen! Das muss ja schrecklich für dich gewesen sein, Noah. Hast du Olivia in der Zeit überhaupt gesehen?“
„Ja, zweimal bin ich nach Sydney gefahren, und beide Male waren der reinste Albtraum. Meine Schwiegermutter behandelte mich wie einen Schwerverbrecher, weil ich ihrer kostbaren Tochter ein so hartes Leben im Outback zumutete. Sie lag mir ständig in den Ohren, ich solle mir in Sydney einen ‚anständigen‘ Job suchen, sprich: einen gut bezahlten.“
„Das wäre doch kein Leben für dich gewesen!“, rief Kate entrüstet.
„Du sagst es. Außerdem war mir damals schon klar, dass Liane – egal, wie viel ich ihr biete – nie zufrieden sein würde. Ich hätte sie auf Dauer nicht glücklich gemacht. Wahrscheinlich kann das niemand“, fügte Noah niedergeschlagen hinzu.
„Bestimmt nicht, wenn er selbst unglücklich ist. Und das wärst du in der Stadt gewesen.“
„Aber wenn ich Liane wirklich geliebt hätte, wäre sie mir das Opfer wert gewesen, oder?“ Wieder seufzte er tief. „Von Liebe zu reden ist leicht, Liebe zu beweisen ist hingegen mühsam.“
„Nicht, wenn man den einzig richtigen Menschen findet“, meinte Kate.
Noah gab einen Laut von sich, der irgendwo zwischen Stöhnen und Seufzen lag, und drehte sich anscheinend auf die Seite, denn der Schlafsack raschelte.
„Danke, dass du mir das alles erzählt hast, Noah.“
„Es war mir kein Vergnügen, um ehrlich zu sein“, erwidert er.
„Ja, du hast in letzter Zeit viel durchgemacht“, meinte Kate mitleidig. „Die Scheidung, die Dürre, Onkel Angus’ Tod …“
„Von meinem augenblicklichen Schlafmangel ganz zu schweigen“, unterbrach er sie spöttisch. „Lass es jetzt gut sein, Kate. Es ist spät.“
Wir haben noch nicht über uns geredet, hätte sie am liebsten protestiert.
Aber hatte Noah ihr nicht indirekt zu verstehen gegeben, was sie wissen musste?
Dass er durch seine katastrophale Ehe verbittert war und sie ihn an glücklichen Beziehungen prinzipiell zweifeln ließ.
Dass er lange brauchen würde, um sich von diesem Fehlschlag zu erholen.
Dass es niemals ein „uns“ geben wird, dachte Kate traurig und schloss die Augen.
Als Kate die Augen öffnete, erfüllte strahlender Sonnenschein das Zimmer, und Noah stand, sozusagen gestiefelt und gespornt, neben dem Bett, ein Tablett in den Händen.
„Habe ich verschlafen?“ Sie rieb sich die Augen.
„Keine Panik.“ Er stellte das Tablett auf den Nachttisch. Darauf befand sich alles, was man für ein gutes Frühstück brauchte. „In den nächsten Tagen wirst du dafür umso früher aus den Federn müssen.“
„Wieso?“ Sie setzte sich auf, und Noah blickte sie so seltsam an, dass ihr Herz einen Schlag lang aussetzte. „Was ist denn los?“
Er räusperte sich. „Ich brauche deine Hilfe, um die Herde nach Roma zu treiben.“
„Ach so! So wie du gerade ausgesehen hast, hatte ich schon Angst, Steve würde es schlechter gehen.“
Noah lächelte sie kurz an und blickte schnell wieder zur Seite.
Ihr wurde klar, dass ihr dünnes Nachthemd ihn in Verlegenheit brachte, und sie zog die Decke bis ans Kinn.
„Steve geht es den Umständen entsprechend gut, wie man mir am Telefon sagte“, berichtete Noah. „Er hat eine leichte Gehirnerschütterung, Rippenprellungen und natürlich das gebrochene Bein. In zwei Monaten dürfte er wieder völlig auf dem Damm sein.“
„Armer Junge! So lange muss er stillhalten.“
Noah lachte. „Er hat tatsächlich schon verlangt, aus dem Krankenhaus entlassen zu werden.“
Er goss ihr einen Becher Tee ein und fügte einen Schuss Milch sowie ein Stück Zucker dazu, ganz wie sie es am liebsten hatte.
Während sie mit einer Hand weiterhin die Decke festhielt, nahm sie mit der anderen den Tee entgegen und trank einen Schluck.
„Ich habe nicht nur das Krankenhaus angerufen, sondern auch die Agenturen, die Landarbeiter vermitteln. Leider ist kein einziger Stockman zurzeit
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