Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
JULIA EXTRA BAND 0262

JULIA EXTRA BAND 0262

Titel: JULIA EXTRA BAND 0262
Autoren: Sharon Kendrick , Maggie Cox , Barbara Hannay , Fiona Hood-Stewart
Vom Netzwerk:
weder Mutter noch Kind überlebten.
    Instinktiv presste Lysander eine Hand an die Schläfe, als könne er so den wütenden Schmerz lindern, der ihn wie ein scharfes Messer durchfuhr. Doch aus Erfahrung wusste er, dass es sinnlos war. Der Schmerz war immer gleich und erstaunlich hartnäckig, gepaart mit einer tiefen Frustration und Wut auf Gott, dass er ihm die schrecklichen Schicksalsschläge, die sein Leben verdunkelten, nicht ersparte.
    Was hatte er nur getan, um derartige Torturen zu verdienen? War er nicht immer ein guter griechischer Sohn gewesen, der seinem illustren Vater ins Reedereigeschäft folgte, einen ebenso glanzvollen Karrierepfad einschlug und inzwischen zu den Erfolgreichsten und Respektiertesten seiner Branche gehörte?
    Hatte er nicht sein unbändiges Verlangen unterdrückt, der Familientradition den Rücken zu kehren und stattdessen eine Karriere als Fotograf anzustreben? Marianna hatte sein Interesse an der Fotografie nie nachvollziehen können. Sie war ganz aufseiten seines Vaters gewesen und genoss das Prestige und die soziale Stellung, die ihr die Heirat mit einem Mann seines Reichtums und geschäftlichen Ansehens verschafften. Etwas, das ihr trotz der zwar sehr entfernten, aber oft zitierten adeligen Abstammung bisher versagt geblieben war.
    Immer wieder lag sie ihm damit in den Ohren, sein unsinniges Hobby aufzugeben und sich stattdessen ganz auf seine Karriere in der internationalen Geschäftswelt zu konzentrieren. Inzwischen erschienen Lysander die Früchte seines Erfolges null und nichtig, und er wusste überhaupt nicht mehr, woran er glauben sollte.
    Mariannas Fremdgehen, ihr Tod und der seines Babys schlugen eine tiefe Wunde in seine Seele, die vielleicht nie wieder heilen würde. Die schmerzvollen Erfahrungen mit dem Thema Ehe hatten ihn nicht nur desillusioniert, sondern zu einem Zyniker werden lassen, der jede romantische Verbindung nicht nur für sich ausschloss, sondern mit Spott und Verachtung betrachtete.
    Seine jugendlichen Träume von einer intakten, liebevollen Familie waren geplatzt und hatten sein Leben definitiv ins Negative verkehrt.
    Zwar konnte er inzwischen respektable Erfolge aufweisen, was sein Lieblingsthema, die Fotografie, betraf, und auch das Reedereigeschäft lief besser denn je, aber Lysander war so einsam wie nie zuvor in seinem Leben. Er hatte keine Frau und keinen Sohn, und er entwickelte die Neigung, sich immer mehr in sich zurückzuziehen, bis auf gelegentliche Kontakte zu einigen sehr guten Freunden.
    Glücklicherweise war diese Insel einer der wenigen Plätze in Griechenland, wo er sich aufhalten konnte, ohne groß beachtet zu werden. Die Einheimischen wussten natürlich von der Tragödie in seinem Leben – wie hätte es auch anders sein können bei dem illustren Status seiner Familie –, aber sie waren ihm gegenüber freundlich und respektierten seinen Wunsch nach Privatsphäre. Und dafür war er ihnen sehr dankbar.
    Fast wünschte Lysander, er hätte mit seinem Freund noch die andere Bucht abgefischt, anstatt jetzt in sein leeres Haus zurückkehren und allein Mittag essen zu müssen. Inzwischen war er auf der Höhe einer kleinen Kunst-Galerie angekommen, die seinem Freund Ari gehörte. Die Doppeltüren standen weit auf und erlaubten einen Blick auf das minimalistische Interieur des Ausstellungsraumes.
    Es war fast Mittag. Die Sonne stand bereits hoch am Himmel, und einem spontanen Impuls folgend, trat Lysander in das kühle Innere der Galerie.
    Das im starken Schwarzweißkontrast aufgenommene Porträt einer älteren Griechin faszinierte Eleni auf den ersten Blick. Vor allem aber das unausgesprochene Leid in den dunklen Augen, aus denen die Frau ihren neugierigen Blick direkt zu erwidern schien. Ein Netz tiefer Falten und Runzeln, von denen sicher jede einzelne eine eigene Geschichte hatte, überzog ihr klassisch geschnittenes Gesicht.
    Gleich beim Eintritt war Eleni das Bild aufgefallen. Und während sie über den kühlen Holzboden des großen Raumes schritt, dessen Ausstattung angenehm schlicht und zurückhaltend war, registrierte sie nebenbei die in hellem Safran gehaltenen rauen Wände und den leichten Duft nach Zedernholz, der in der Luft lag.
    Die ganze Zeit über musste Eleni sich beherrschen, nicht ungestüm auf dieses wunderbare Porträt der alten Frau loszustürzen, das sie wie magisch anzog. Nachdem sie eine ganze Weile versonnen davor gestanden hatte, zwang sie sich dazu, auch die anderen der ausgestellten Fotografien aufmerksam zu
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher